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Neue Sorten für den Maisanbau in Ökobetrieben

09.02.2017

Nach Vorgaben der Europäischen Union ist Maissaatgut für den ökologischen Anbau in die Kategorie I eingestuft. Für den Maisanbau in Ökobetrieben muss daher Saatgut aus ökologischer Erzeugung eingesetzt werden.

Maissaatgut gilt als ökologisch produziert, wenn die letzte Vermehrungsstufe, also bei dem Hybridsaatgut die Kreuzung der Linien bzw. Einfachhybriden, in einem ökologisch wirtschaftenden Betrieb erfolgte. In der Ökosaatmaisproduktion kann dadurch auf Zuchtmaterial zurückgegriffen werden, das auch für die Vermehrung in der konventionellen Saatgutproduktion zum Einsatz kommt. Der Maisanbau in den Ökobetrieben kann damit im weiten Umfang an den Züchtungserfolgen der konventionellen Maiszüchtung partizipieren.

Angebot überschaubar - Eignung erst auf kleiner Fläche testen

Im Gegensatz zum konventionellen Bereich ist das Angebot an ökologisch produzierten Sorten aber überschaubarer. In der Übersicht sind die Sorten aufgeführt, von denen nach Züchterangaben Saatgut aus ökologischer Produktion für den Anbau 2017 zur Verfügung steht. Auch bei den Sorten für den Ökoanbau ist eine anhaltende Sortenfluktuation zu erkennen. Ältere, speziell im Ökoanabau bewährte Sorten, werden nach einigen Jahren nicht mehr vermehrt und angeboten, so dass auch im Ökobetrieb regelmäßig neue Sorten angebaut werden müssen. Es ist daher zu empfehlen, neue Sorten erst auf kleiner Fläche mit in den Anbau zu nehmen, um die Sorteneignung unter Praxisbedingungen zu testen und mit dem bewährten Sorten zu vergleichen. Denn gerade im Ökoanbau ist es nicht immer das absolute Ertragspotenzial einer Sorte, sondern eher die Robustheit oder eine besonders gute Jugendentwicklung, die einzelne Sorten favorisieren.

In der linken Spalte der Übersicht sind Sorten zu finden, die aktuell im Jahr 2016 in den Landessortenversuchen der Landwirtschaftskammer NRW unter konventionellen Bedingungen geprüft wurden. Viele dieser Sorten konnten in den Landessortenversuchen überzeugen und werden aktuell für den Anbau in den unterschiedlichen Nutzungsrichtungen empfohlen. Die Einstufung der geprüften Sorten bezüglich ihrer qualitativen und ertraglichen Eigenschaften basiert dabei auf breit angelegten Sortenversuchsergebnissen in unterschiedlichen Anbaujahren und Naturräumen. Insbesondere für den Ökoanbau ist es wichtig, dass eine Sorte ihre Leistungsfähigkeit mehrjährig und auch unter möglichen schwierigen Bedingungen unter Beweis stellen konnte. Die Ergebnisse der Landessortenversuche mit Silo- und Körnermais und die Beurteilung der empfohlenen Sorten können im Internet unter www.landwirtschaftskammer.de eingesehen werden.

Sortenwahl - frühreife Sorten bevorzugen

Um das große Qualitäts- und Ertragspotenzial im Maisanbau nutzen zu können, muss gewährleistet sein, dass der Mais am jeweiligen Standort auch unter schwierigen Wetterbedingungen reif werden kann. Für den Ökoanbau sollten daher in Nordrhein-Westfalen nach Möglichkeit frühreife Sorten gewählt werden. Selbst in Gunstlagen sollte die Reifezahl der Sorten S/K 250 nicht überschreiten. Frühere Sorten erlauben einen gewissen Spielraum bezüglich des Aussaattermins, so dass günstige Witterungsphasen, die zügige Feldaufgänge zulassen, abgewartet werden können. Die Rindviehfütterung basiert im ökologischen Landbau regelmäßig auf Kleegras bzw. Kleegrassilage. Es bietet sich an, die entsprechend rohprotreichen Rationen durch Maissilage stärkegehalts- und stärkeertragsbetonter Sorten auszugleichen. Sofern Körnermais angebaut werden soll, kommt der sortenspezifischen Abreife eine noch höhere Bedeutung zu, da mit einer späteren Abreife höhere Feuchtegehalte bei der Ernte einhergehen, was zusätzliche Trocknungskosten verursacht.

So sind die aktuell geprüften und empfohlenen Sorten aus den konventionellen Prüfungen zu beurteilen:

2016 erstmalig im LSV geprüft, konnte KWS Stabil mit frühester Abreife im Silo- und Körnermaissegment ertraglich voll überzeugen. In den Höhenlagen fiel die Sorte durch hohe Energiekonzentrationen und höchste Stärkegehalte positiv auf. In der Körnermaisnutzung konnte mit KWS Stabil 2016 die höchste, um die Trocknungskosten korrigierte, Marktleistung erzielt werden.

qualitätsbetonte Silomaissorte, hohe Stärkegehalte und Energiekonzentration. Nach drei Prüfjahren hohe Energie- und Stärkeerträge. In den Höhenlagen etwas spätere Abreife, bei allerdings hohen Trockenmasseerträgen.

relativ frühreife Zweinutzungssorte. In den Höhenlagen nach dreijähriger Prüfung noch hohe Energiedichte, Stärkegehalte und Stärkeerträge. In der Körnermaisnutzung hohe, um die Trocknungskosten korrigierte, Marktleistung auf Grund der frühen Abreife.

ertragsstarke Silomaissorte im frühen Sortiment mit hoher Energiekonzentration, blattgesund. Im ersten Versuchsjahr 2016 auch in den Höhenlagen frühe Abreife mit sehr hohen Energie- und hohen Stärkeerträgen.

neue, ertragsstarke Zweinutzungssorte. Einjährig sehr hohe Energie- und Stärkeerträge. Auf Grund umfangreicher Neuzulassungen wurde Benedictio KWS in den Höhenlagen noch nicht geprüft.

ertragsbetonte Silomaissorte. Empfohlen für den Silomaisanbau in Übergangslagen mit dem Anbauziel hoher Trockenmasse- und Energieerträge.

als Silomais zweijährig mit hohen Trockenmasse- und Energieerträgen geprüft. In produktionstechnischen Versuchen konnten mit Farmfire auch gute Kornerträge gedroschen werden, so dass die Sorte ab 2017 in die LSV Körnermais in NRW aufgenommen wird.

massenertragsbetonte Silomaissorte mit hohen Energie- und Stärkeerträgen. Sehr gute Jugendentwicklung, auf Grund des Massenwuchses und des extrem hohen Kolbenansatzes aber weniger als Körnermais zu empfehlen.

bislang zweijährig mit sehr hohen Erträgen und durchschnittlicher Abreife im Körnermais geprüft. Steigt ab 2017 auch in die Silomaisprüfung auf und lässt dort bei ausreichender Abreife hohe Stärkegehalte und -erträge erwarten.

Nach früheren Versuchsjahren wurden in der Nutzungsrichtung Silomais auch die Sorten P7500, Saludo, Kwinns, P8000, Geoxx und Ronaldinio als frühe und mittelfrühe Sorten für den Anbau in NRW empfohlen.

Für den Körnermaisanbau standen in der Vergangenheit Liprimus, Luigi CS, P8000, Ronaldinio, KWS 5133 Eco und PR39F58 in der Sortenempfehlung der Landwirtschaftskammer NRW.

Die im rechten Bereich der Übersicht aufgeführten Sorten wurden nicht in den Landessortenversuchen geprüft. Mit guten Ergebnissen in entsprechenden Vorprüfungen ist aktuell der Aufstieg der Sorten Milkstar und Quentin in die Landessortenversuche Silomais vorgesehen.

Saatgutqualität bedeutsam

Da das Maissaatgut im Ökoanbau ohne jeglichen Beizschutz die empfindliche Phase zwischen Aussaat und Feldaufgang durchlaufen muss, sind höchste Anforderungen an die Saatgutqualität zu stellen. Voraussetzung für die Saatgutanerkennung und die Vertriebsfähigkeit einer Saatgutpartie ist eine Mindestkeimfähigkeit von 90 Prozent. Die Keimfähigkeit sagt aber nichts über den Feldaufgang unter ungünstigen Bedingungen aus. Neben der Keimfähigkeit wird daher in der Saatmaisproduktion auch eine Triebkraftprüfung vorgenommen, um eine gute Saatgutqualität zu gewährleisten. Sowohl die Keimfähigkeit als auch die Triebkraft können durch unsachgemäße Lagerung leiden. Beim Saatgutbezug sollte daher auf ein aktuelles Anerkennungsdatum (Probenahmedatum auf blauem Etikett) geachtet werden, was darauf schließen lässt, dass das Saatgut zeitnah untersucht wurde.

Im Zweifelsfall sollten Keimfähigkeit und Triebkraft noch einmal untersucht werden (Keimfähigkeit: 32,- €/ Triebkraft: 35,- €/ Probe bei der LUFA Münster). Für mögliche Reklamationen sollte immer eine Saatgutprobe mit Originaletikett zurück gestellt werden.

Quelle: Norbert Erhardt, Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0251- 2376-734, E-Mail: norbert.erhardt@lwk.nrw.de

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