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Reine Weidebetriebe im Vorteil

22.10.2018

Zum Herbst haben sich viele Flächen wieder erholt. Auch Schnittflächen können beweidet werden, sollten aber nicht überstrapaziert werden.

In den letzten drei Wochen konnte ich mir Weideflächen auf 20 Betrieben und Schnittflächen auf 17 Betrieben ansehen. Es ist weiterhin fast überall zu trocken. An vielen Orten konnte sich zwischenzeitlich jedoch Kleegras und Grünland erholen. Es zeigte sich auch, dass Mischungsempfehlungen nur nach Prüfung unter unterschiedlicher Nutzung möglich sind.

Weideflächen im Jahr 2018

Auf den meisten Flächen hat sich der Pflanzenbestand gut halten können, auch wenn dieser zwischendurch braun war, ist er jetzt wieder grün. Ausnahmen sind sehr schwache Böden oder windoffene Lagen und Flächen, auf denen seit Monaten praktisch kein Regen gefallen ist.

Knaulgras und Rohrschwingel auf extrem trockenen Standorte testen

Am wenigsten geschädigt wurde Knaulgras, gefolgt von Rohrschwingel. Deutlich zu sehen war, dass in Mischungsvergleichen und auf Flächen mit Bewässerung, in den Bereichen, die weniger Wasser erhielten, Deutsches Weidelgras und Weißklee ausgefallen sind.

Knaulgras wurde bei höheren Anteilen unter dem System Kurzrasenweide und bei Umtriebsweide schlechter gefressen. Rohrschwingel konnte sich unter Kurzrasenweide nur auf sehr leichten Standorten halten. Auf anderen Standorten wurde Rohrschwingel durch Deutsches Weidelgras verdrängt. Unter Umtriebsweide bildete Rohrschwingel auf drei Betrieben sehr lockere Bestände mit vielen Lücken zwischen den Bülten [grasbewachsene, hügelige feste Stellen], bei Knaulgras war das weniger ausgeprägt. Bei reiner Schnittnutzung bildeten Rohrschwingel und Knaulgras dagegen dichte Pflanzenbestände. Unsere Empfehlung auf extrem trockenen Standorten lautet, Mischung mit Knaulgras und Rohrschwingel testen.

Deutsches Weidelgras nach Niederschlägen sehr wüchsig

Nach Regen und starker Nährstoffnachlieferung aus dem Boden dominiert vielerorts Deutsches Weidelgras. In größeren Bestandslücken hat sich stellenweise auch Weißkleestark ausgebreitet.

Vollkommen ausgefallen ist Weißklee dagegen bei starken Trockenschäden: Die Ausläufer sind abgestorben, so auch auf 60er Boden am Niederrhein. Bei Kurzrasenweide und stark geschwächtem Weißklee hat sich nach Regen ein sehr dichter Deutsch Weidelgras-Bestand gebildet, so auf einem 18er Boden in Schleswig-Holstein. In der benachbarten Kleegrasfläche mit lockerem Pflanzenbestand erholt sich Weißklee, wenn auch erst langsam. Die Empfehlung lautet: Nachsaat von Weißklee im Spätwinter verbunden mit früher Beweidung.

Reine Grasnachsaaten auch noch im Oktober/November möglich

Wo durch Trockenschäden entsprechende Lücken aufgetreten sind, haben sich je nach Standort unter anderem Quecke, Storchschnabel, Vogelmiere, kriechender Günsel ausgebreitet. Um eine weitere Ausbreitung zu bremsen, können auch jetzt noch reine Grasnachsaaten erfolgen - vergleichbar den Grasuntersaaten unter Wintergetreide. Für eine Beimischung von Klee ist es aber schon zu spät.

Weidebetriebe haben Vorteile

Betriebe, bei denen die Tiere auch in normalen Zeiten auf die Weide gehen, haben jetzt gegenüber reinen Stallbetrieben einen wesentlichen Vorteil: Sie weiden den Herbstaufwuchs ab und sparen Winterfutter. Nicht nur Weideparzellen, sondern auch vorher geschnittene Flächen, werden mit einbezogen. Dies sollte allerdings so geschehen, dass der Aufwuchs im nachfolgenden Frühjahr nicht darunter leidet.

Bei ausreichend Wasser hohe Flächenproduktivität

Wo ausreichend Niederschläge gefallen sind (im Süden, Teilen der Niederlande und stellenweise in Norddeutschland) werden derzeit 25 bis 35 kg ECM/ha und Tag erzielt. Der Zuwachs ist durch die kürzeren Tage und kühlen Nächte zwar begrenzt, entspricht aber der Leistung in früheren Jahren. Die Einzelkuhleistung profitiert von dem gehaltvollen Aufwuchs: Die hohe Einstrahlung am Tag fördert die Photosynthese, in den kühlen Nächten wird wenig unproduktiv veratmet. Ein Effekt, den man auch bei Zuckerrüben kennt, bei gleicher Wetterlage bringt der "goldene Oktober" hohe Zuckergehalte.

Weideflächen weiter nutzen, aber nicht überstrapazieren

Bei Kurzrasenweide fressen die Kühe auf vielen Flächen derzeit bis auf 2 oder 3 cm (Messung ohne Weidereste). Bei gutem Zuwachs ist das auch für den Pflanzenbestand kein Problem. Mit Auswinterung ist nicht zu rechnen.

Auf Weideflächen, die während der Trockenheit stark gelitten haben, ist jedoch besonderes Augenmerk auf den Pflanzenbestand zu richten. Vor allem dort, wo es nach leichtem Regen endlich wieder etwas grünt, für richtigen Zuwachs aber doch das Wasser fehlt. Die Erfahrung aus 2011 mit Trockenheit auf leichten Böden (3,5 Monate kein Regen) zeigt, dass Schäden nicht unbedingt auftreten müssen.

Praxistest - für die Zukunft lernen

Lassen Sie zumindest eine Fläche liegen, die zum Wasserstress nicht zusätzlich Stress durch zu wenig Reservestoffe bekommt. Und vergleichen Sie: Wie kommt die Narbe durch den Winter und wie ist der Aufwuchs im Frühjahr? Bitte melden Sie sich bei mir und senden mir vielleicht auch Bilder zu: Dann lernen wir gemeinsam, ich komme eventuell vorbei und sehe mir die Flächen vor Ort an.

Schnittflächen abweiden

Mitte Oktober 2018 haben mehrere Betriebe den letzten Schnitt gemacht. Andere lassen schon seit längerem den Herbstaufwuchs abweiden. Das machen Betriebe auch in normalen Jahren, weil der Herbstaufwuchs aufgrund höherer Verschmutzung und schlechter Antrocknung als Silage nur mäßige Qualität liefert.

Auch wenn bei dem derzeitigen Wetter die Qualität besser ausfallen würde: Die Qualität, wie auf dem Halm, kann die Silage nicht erreichen. Bei geringem Schnittgut bleibt zudem vieles zwischen den durch die Trockenheit harten Stoppeln liegen. Die Tiere sollten bei dieser Witterung keinesfalls hungrig aufgetrieben werden, denn gerade an sonnigen Tagen ist die Konzentration der Nährstoffe im Futter relativ hoch, .

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, 17. Oktober 2018

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