Aktueller Inhalt:

Weideperiode – Rückblick und Empfehlungen für 2018

10.04.2018

Im 4-jährigen Mittel erbrachten Kuhweiden im Vergleich zu den übrigen Hauptfutterflächen einen Mehrertrag von 31 %. Mehrjährige Vergleiche zeigen die einzelbetriebliche Produktivität und können Hinweise auf Schwachstellen liefern. Weitere Einzelheiten zu den Erhebungen in unterschiedlichen Regionen Mitteleuropas folgen in einem weiteren Bericht.

2018 verzögert sich der Weideaustrieb auf den meisten Betrieben. Am schwierigsten werden es einige Betriebe im Norden haben: Dort steht das Wasser auf manchen Flächen schon seit letztem Herbst. An einer Neuansaat wird man hier nicht vorbeikommen. Dabei aber sollte möglichst flach gearbeitet werden, um Humusverlust zu vermeiden.

Kuhweiden am produktivsten

Im Rahmen des Projektes Öko-Leitbetriebe wird seit 14 Jahren die Flächenproduktivität der Futterflächen festgehalten, seit 2014 zusätzlich auf Kuhweiden, 2017 auf 60 Betrieben, davon 57 Öko-Betrieben. 9 Betriebe machten Umtriebsweide, 51 Betriebe Kurzrasenweide. Ein Vergleich von Kuhweiden und übrigen Hauptfutterflächen (HFF) zeigt: Auf Kuhweiden wird in den meisten Betrieben die höchste Flächenproduktivität erzielt: Im Mittel von 4 Jahren und 23 Betrieben plus 31 % (Tab. 1).

Gründe:

• In Mittelgebirgslagen werden von der Aufzucht auf mehreren Betrieben weniger produktive Hänge beweidet. Daher fällt hier der Unterschied zwischen Kuhweiden und übriger HFF größer aus.

• Reine Schnittflächen können nicht dieselbe Produktivität erzielen wie gut geführte Weideflächen. Denn dazu wären im Öko-LandbauTrockenmasseerträge erforderlich, die nur unter konventionellen Bedingungen zu erzielen sind (Tab. 2). Wird unter konventionellen Betrieben intensiv beweidet, so wurden 2017 in der Schweiz bis zu 17.172 kg ECM/ha erzielt. Dazu wären Trockenmasseerträge von etwa 190 dt/ha erforderlich, Erträge, die auch unter konventionellen Bedingungen nicht zu erzielen sind.

Tab. 1: Vergleich der Flächenproduktivität von Kuhweiden und übriger Hauptfutterfläche (HFF) im Mittel von 2014 – 2017 in Öko-Betrieben
RegionFlächenproduktivität
kg ECM/Kuh 1)MJ NEL/ha

Kuhweiden
relativ

Anzahl
Betriebe
Kuh-
weiden
übrige
HFF
Kuh-
weiden
übrige
HFF
Mittelgebirge5.6913.97936.75125.716143
(120-215)
9
Nord6.4215.09642.27533.536126
(97-154)
7
Mitte7.4085.92648.71038.893125
(78-193)
7
Mittel
Regionen
6.4364.12442.07232.106131
(78-215)
23
1)incl. Aufzucht und Trockensteher
Vorsicht:
International werden bei Vergleich von Schnitt / Stallhaltung und Weide noch fast durchgehend Fehler gemacht:
 
  1. Milchertrag entscheidend, nicht Trockenmasseertrag: Gerade beim Vergleich verschiedener Weidesysteme unerlässlich. Umtriebsweide bringt z.B. mehr Trockenmasse, nicht aber mehr Milch.

  2. Vergleichsebene muss „Nettoertrag“ sein: Die erzeugte Milch ist eine Nettoleistung. Denn in die Milch fließt selbstverständlich nur, was tatsächlich gefressen wird. Angaben in der Literatur zu Schnitterträgen beziehen sich aber fast ausschließlich auf Bruttoerträge (also ohne Futterverluste).

  3. Flächenproduktivität muss anteilig der Energiezufuhr berechnet werden (bei 50 % Weideanteil muss auch 50 % der Milchleistung der Weide zugeordnet werden). Darauf hat man sich zwar fachübergreifend geeinigt. Es fehlt aber an der Umsetzung. Folge: Zufütterung wird überbewertet, Weide unterbewertet.

  4. Wirtschaftlichkeit: Betriebe mit mittlerem und hohem Weideanteil in der Ration sind überdurchschnittlich wirtschaftlich: In Öko-Betrieben ein Stundenlohn von 24 gegenüber 17 € und dass trotz weniger Kühe und geringerer Einzelkuhleistung (BZA NRW, Bestätigung von Untersuchungen in konventionellen Betrieben in USA und Niederlanden). Nicht vergleichbar hiermit sind Auswertungen, bei denen entsprechend der Auslaufzeit eingeteilt wird, der tatsächliche Weideanteil in der Ration im Mittel aber sehr begrenzt ist.
Tab. 2: Flächenproduktivität in Öko-Weidebetrieben
Region
Anzahl Betriebe
JahrFlächenproduktivität

dt T/ha
netto1)
dt T/ha
brutto2)
Hälfte der
Flächenproduktivität
erreicht am
kg ECM/haMJ NEL/ha
netto

min/max
MG (9)

20176.7104.496 / 9.42734.984577628.06.
∅2014-177.3805.638 / 9.54736.751608025.06.
Nord (10)20178.6156.224 / 10.24843.467719523.06.
Nord (7)∅2014-178.6156.224 / 10.24843.467719523.06.
Mitte (13)20179.8017.024 / 14.93149.4028110828.06.
Mitte (7)∅2014-179.5126.958 / 11.91048.7108010723.06.
Süd (6)

201710.1838.251 / 12.90952.7878711516.06.
∅2014-179.1907.075 / 11.32247.6727810411.06.
Schwarzwald (3)20176.9226.107 / 7.63334.513577523.06.
Schweiz (4)201712.52311.571 / 13.50666.08010814413.06.
Österreich (11)20177.9155.042 / 12.22242.265699223.06.
Moor (3)

20175.7445.083 / 7.45731.917527001.07.
∅2014-20176.2345.414 / 7.18033.760557429.06.
MG (Mittelgebirge): Eifel, Bergisches Land, Rhön; Nord: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Friesland (NL)
Mitte: Münsterland, Voreifel, Niederrhein, Niederlande Mitte, Belgien; Süd: Bayern, Baden-W., Schweiz
Einzelbetriebliche Produktivität und Schwachpunkte

Für die Betriebsplanung liefern mehrjährige Vergleiche wertvolle Hinweise:
Für die Futterplanung: Was ist meine betriebsspezifische Flächenproduktivität, wie stark schwankt sie?
Für die Suche nach Schwachstellen: Welchen Einfluss hat die Witterung und welchen Einfluss Managementmaßnahmen?
Im Vergleich zu anderen Betrieben stellt sich die Frage: Wie erklären sich die Unterschiede?
Letzteres löst sich am besten im Erfahrungsaustausch unter Kollegen und bei Rundfahrten.

In einem Zwischenbericht (in Arbeit) erhält jeder Teilnehmer seine einzelbetriebliche mehrjährige Auswertung, die anonymisiert auch ins Internet gestellt wird.

Empfehlungen für 2017

Auf der Mehrzahl der Standorte in Mitteleuropa wird das System der Kurzrasenweide zu empfehlen sein. Interessant nicht nur wegen der Flächenproduktivität, die zumindest im Öko-Landbau tendenziell höher sein dürfte (so Paarvergleiche). Interessant auch, weil sie arbeitsmäßig relativ einfach zu handhaben ist. Und die Ansprüche an die Pflanzenbestände sind relativ gering. Ungünstig sind Hanglagen mit kleinflächigen Liegebereichen sowie Flächen, die im Frühjahr für einen frühen Start zu feucht sind.

Auf was ist bei Kurzrasenweide im Frühjahr zu achten?
  1. Das Wichtigste: So früh wie möglich austreiben. Notfalls Jungrinder vorweiden lassen, damit der Bestand nicht zu hoch wird. Bei Nässe sollten derzeit aber Trittschäden vermieden werden.
  2. Zu Beginn alle Flächen, die bis zum 2. Schnitt für Weide vorgesehen sind, beweiden. Bei stärkerem Wachstum etwas Fläche zum Schnitt herausnehmen. In manchen Regionen wird seit Jahren immer erst ein Schnitt gemacht, dann beweidet. Dann verschenkt man aber Produktivität (Schnitt- plus Weideleistung). Das musste auch ein Landwirt erfahren, der bis 2016 nach dem 2. Schnitt seine Schnittflächen gegen die Weideflächen eintauschte. 2017 machte er dies nur auf der Hälfte der Fläche. Fazit: Bei Beweidung nach Schnitt kann seltener aufgetrieben werden als bei durchgehender Beweidung. Bei Schnittnutzung nach Weide ließ der Schnittertrag zu wünschen übrig.
  3. Den Aufwuchs immer unter 5 cm halten (gemessen ohne Weidereste).
  4. Bei Zufütterung: Kühe nicht satt auf die Weide. Sonst steigen die Weidereste.


Danksagung: Dank der Landwirtschaftskammer NRW und dem Landwirtschaftsministerium NRW für die Finanzierung. Dank den Praxisbetrieben für die Lieferung der Jahres- und Wochendaten. sowie für die Übernahme eines maßgeblichen Anteils der Kosten. Dank für ihre Unterstützung an Nick van Eekeren (Louis-Bolk-Institut, Niederlande), Peter Kunz (ehemals Schweizer Hochschule für Landwirtschaft) und Andreas Steinwidder (Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, Österreich).

Ausblick: Die Erhebungen von Kuhweiden werden 2018 auf 50 – 60 Betrieben weitergeführt.

Quelle: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster,  2. April 2018

Weitere Informationen

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.