Im 4-jährigen Mittel erbrachten Kuhweiden im Vergleich zu den übrigen Hauptfutterflächen einen Mehrertrag von 31 %. Mehrjährige Vergleiche zeigen die einzelbetriebliche Produktivität und können Hinweise auf Schwachstellen liefern. Weitere Einzelheiten zu den Erhebungen in unterschiedlichen Regionen Mitteleuropas folgen in einem weiteren Bericht.
2018 verzögert sich der Weideaustrieb auf den meisten Betrieben. Am schwierigsten werden es einige Betriebe im Norden haben: Dort steht das Wasser auf manchen Flächen schon seit letztem Herbst. An einer Neuansaat wird man hier nicht vorbeikommen. Dabei aber sollte möglichst flach gearbeitet werden, um Humusverlust zu vermeiden.
Im Rahmen des Projektes Öko-Leitbetriebe wird seit 14 Jahren die Flächenproduktivität der Futterflächen festgehalten, seit 2014 zusätzlich auf Kuhweiden, 2017 auf 60 Betrieben, davon 57 Öko-Betrieben. 9 Betriebe machten Umtriebsweide, 51 Betriebe Kurzrasenweide. Ein Vergleich von Kuhweiden und übrigen Hauptfutterflächen (HFF) zeigt: Auf Kuhweiden wird in den meisten Betrieben die höchste Flächenproduktivität erzielt: Im Mittel von 4 Jahren und 23 Betrieben plus 31 % (Tab. 1).
• In Mittelgebirgslagen werden von der Aufzucht auf mehreren Betrieben weniger produktive Hänge beweidet. Daher fällt hier der Unterschied zwischen Kuhweiden und übriger HFF größer aus.
• Reine Schnittflächen können nicht dieselbe Produktivität erzielen wie gut geführte Weideflächen. Denn dazu wären im Öko-LandbauTrockenmasseerträge erforderlich, die nur unter konventionellen Bedingungen zu erzielen sind (Tab. 2). Wird unter konventionellen Betrieben intensiv beweidet, so wurden 2017 in der Schweiz bis zu 17.172 kg ECM/ha erzielt. Dazu wären Trockenmasseerträge von etwa 190 dt/ha erforderlich, Erträge, die auch unter konventionellen Bedingungen nicht zu erzielen sind.
Region | Flächenproduktivität | |||||
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kg ECM/Kuh 1) | MJ NEL/ha | Kuhweiden | Anzahl Betriebe | |||
Kuh- weiden | übrige HFF | Kuh- weiden | übrige HFF | |||
Mittelgebirge | 5.691 | 3.979 | 36.751 | 25.716 | 143 (120-215) | 9 |
Nord | 6.421 | 5.096 | 42.275 | 33.536 | 126 (97-154) | 7 |
Mitte | 7.408 | 5.926 | 48.710 | 38.893 | 125 (78-193) | 7 |
Mittel Regionen | 6.436 | 4.124 | 42.072 | 32.106 | 131 (78-215) | 23 |
1)incl. Aufzucht und Trockensteher |
Region Anzahl Betriebe | Jahr | Flächenproduktivität | dt T/ha netto1) | dt T/ha brutto2) | Hälfte der Flächenproduktivität erreicht am | ||
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kg ECM/ha | MJ NEL/ha netto | ||||||
∅ | min/max | ||||||
MG (9) | 2017 | 6.710 | 4.496 / 9.427 | 34.984 | 57 | 76 | 28.06. |
∅2014-17 | 7.380 | 5.638 / 9.547 | 36.751 | 60 | 80 | 25.06. | |
Nord (10) | 2017 | 8.615 | 6.224 / 10.248 | 43.467 | 71 | 95 | 23.06. |
Nord (7) | ∅2014-17 | 8.615 | 6.224 / 10.248 | 43.467 | 71 | 95 | 23.06. |
Mitte (13) | 2017 | 9.801 | 7.024 / 14.931 | 49.402 | 81 | 108 | 28.06. |
Mitte (7) | ∅2014-17 | 9.512 | 6.958 / 11.910 | 48.710 | 80 | 107 | 23.06. |
Süd (6) | 2017 | 10.183 | 8.251 / 12.909 | 52.787 | 87 | 115 | 16.06. |
∅2014-17 | 9.190 | 7.075 / 11.322 | 47.672 | 78 | 104 | 11.06. | |
Schwarzwald (3) | 2017 | 6.922 | 6.107 / 7.633 | 34.513 | 57 | 75 | 23.06. |
Schweiz (4) | 2017 | 12.523 | 11.571 / 13.506 | 66.080 | 108 | 144 | 13.06. |
Österreich (11) | 2017 | 7.915 | 5.042 / 12.222 | 42.265 | 69 | 92 | 23.06. |
Moor (3) | 2017 | 5.744 | 5.083 / 7.457 | 31.917 | 52 | 70 | 01.07. |
∅2014-2017 | 6.234 | 5.414 / 7.180 | 33.760 | 55 | 74 | 29.06. | |
MG (Mittelgebirge): Eifel, Bergisches Land, Rhön; Nord: Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Friesland (NL) Mitte: Münsterland, Voreifel, Niederrhein, Niederlande Mitte, Belgien; Süd: Bayern, Baden-W., Schweiz |
Für die Betriebsplanung liefern mehrjährige Vergleiche wertvolle Hinweise:
Für die Futterplanung: Was ist meine betriebsspezifische Flächenproduktivität, wie stark schwankt sie?
Für die Suche nach Schwachstellen: Welchen Einfluss hat die Witterung und welchen Einfluss Managementmaßnahmen?
Im Vergleich zu anderen Betrieben stellt sich die Frage: Wie erklären sich die Unterschiede?
Letzteres löst sich am besten im Erfahrungsaustausch unter Kollegen und bei Rundfahrten.
In einem Zwischenbericht (in Arbeit) erhält jeder Teilnehmer seine einzelbetriebliche mehrjährige Auswertung, die anonymisiert auch ins Internet gestellt wird.
Auf der Mehrzahl der Standorte in Mitteleuropa wird das System der Kurzrasenweide zu empfehlen sein. Interessant nicht nur wegen der Flächenproduktivität, die zumindest im Öko-Landbau tendenziell höher sein dürfte (so Paarvergleiche). Interessant auch, weil sie arbeitsmäßig relativ einfach zu handhaben ist. Und die Ansprüche an die Pflanzenbestände sind relativ gering. Ungünstig sind Hanglagen mit kleinflächigen Liegebereichen sowie Flächen, die im Frühjahr für einen frühen Start zu feucht sind.
Danksagung: Dank der Landwirtschaftskammer NRW und dem Landwirtschaftsministerium NRW für die Finanzierung. Dank den Praxisbetrieben für die Lieferung der Jahres- und Wochendaten. sowie für die Übernahme eines maßgeblichen Anteils der Kosten. Dank für ihre Unterstützung an Nick van Eekeren (Louis-Bolk-Institut, Niederlande), Peter Kunz (ehemals Schweizer Hochschule für Landwirtschaft) und Andreas Steinwidder (Höhere Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein, Österreich).
Ausblick: Die Erhebungen von Kuhweiden werden 2018 auf 50 – 60 Betrieben weitergeführt.
Quelle: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, 2. April 2018