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Energiebewertung von Grünland und Kleegras

29.04.2019

Wenn die Witterung so bleibt, erreichen Kleegras und Grünland früh die Silierreife. Kleegrassilagen, vor allem die Folgeschnitte, wurden nach Umstellung der Energieschätzung ab 2008 energetisch schwächer bewertet. Futteranalysen liefern immer nur Orientierungswerte. Die Feineinstellung muss auf dem Betrieb erfolgen.

Der Frühjahrsaufwuchs wurde dringend erwartet, um weitere Abstockung zu vermeiden und endlich wieder schmackhaftes Futter zu bekommen. Weidebetriebe können das derzeit nährstoffreiche Futter schon früh nutzen. In günstigen Lagen hat aber zwischenzeitlich auch der erste Schnitt begonnen. Der Wiesenfuchsschwanz ist in Niederungslagen bereits weit entwickelt. Ansonsten drängt es von der Pflanzenentwicklung her vor allem auf Grünland noch nicht.

Schnitttermin und Alterung

Futteranalysen von Kleegras- und Grünlandsilagen werden seit 20 Jahren im Rahmen des Projektes "Öko-Leitbetriebe in NRW" zusammengestellt, zwischenzeitlich 2.835 Proben. In Verbindung mit dem Schnitttermin zeigt sich die Alterung in den einzelnen Jahren (siehe nachfolgende Abbildung für Grünland in Niederungslagen). 2014 startete früh und war auch danach auf vielen Standorten sehr wüchsig. Auch 2014 wurden einzelne Flächen schon um den 20. April geschnitten. Witterungsbedingt alterte der Bestand schneller als in anderen Jahren. Trotz im Vergleich zu vielen anderen Jahren frühen Schnittes lagen die Rohfasergehalte mit im Mittel über 26 % am 15. Mai relativ hoch. Ganz anders verlief das Jahr 2013: Im Mittel wurde in diesem Jahr witterungsbedingt, es war lange nass, erst 18 Tage später geschnitten. Bei kühlen Temperaturen ist das Futter aber auch nur langsam gealtert. Letztendlich lag der Rohfasergehalt nicht höher als 2014. Wenn 2019 so bleibt, dann wird es 2014 ähneln.

Analysen als Orientierungswert

2008 gab es eine Umstellung in der Energiebewertung von Grassilagen. Zielsetzung der Umstellung war, durch Einbeziehung zusätzlicher Messgrößen eine bessere Einschätzung des wahren, aus Verdauungsversuchen bekannten Energiewertes zu erreichen. Der in der obigen Abbildung verwendete Rohfasergehalt als Maßstab für die Alterung wird dabei nicht mehr verwendet (habe ihn trotzdem benutzt, weil für frühere Jahre die neuen Messgrößen nicht erfasst wurden). Was aber weiter zu bedenken ist: Die Eichung erfolgt an reinen Grasbeständen. Der mehrjährige Vergleich der Energiebewertung zeigt:

  • Grünlandsilagen fallen aktuell vergleichbar aus wie vor der Umstellung der Energieschätzung.
  • Kleegrassilagen wurden nach der Umstellung der Energieschätzung in 2008 energetisch schwächer eingeschätzt, beim ersten Schnitt um 0,1 MJ NEL/kg T, bei Folgeaufwüchsen um 0,37 MJ/kg T (siehe Tabelle). Ab 2018 wird der Kleeanteil berücksichtigt, deshalb bei Einsendung von Silageproben den Kleeanteil einschätzen und auf dem Auftragsformular mit angeben.

Fazit für die Praxis: Die Futteranalyse liefert dem Landwirt einen Orientierungswert. Die Feineinstellung muss auf dem Betrieb erfolgen. Vorteilhaft ist, wenn die Herde sich in Gruppen einteilen lässt (z.B. nach Ohrnummern) und unterschiedlich mit Kraftfutter gefüttert werden kann.

Tabelle 1: Futterwert von Kleegrassilagen in den Folgeaufwüchsen
ErntejahrAnzahl
Proben
T-Gehalt
%
XA
g/kg T
XP
g/kg T
XF
g/kg T
XZ
g/kg T
ADForg
g/kg T
nXP
g/kg T
RNB
g/kg T
NEL
MJ/kg T
2008-201839541,511,516,025,33,930,81285,05,62
1997-200730942,012,816,724,84,2208,01345,45,99
2014-201818440,711,515,525,34,132,21254,75,53
2008-201321142,211,616,425,33,829,21315,45,69
2003-200717642,313,017,024,84,428,01345,86,00
1997-200213341,612,516,424,73,8n.b.1344,95,98
XA: Rohasche, XP: Rohprotein, XF: Rohfaser, XZ: Zucker,
ADForg: saure Detergenzienfaser, nXP: nutzbares Rohprotein, RNB: Ruminale Stickstoffbilanz
n.b.(nicht bestimmbar): ADF wurde erst ab 2003 bestimmt
Weide und Methanbildung

Anhaltswerte gibt die Reifeprüfung: Bei 14 dt T/ha Aufwuchs wurden Anfang April in Haus Riswick 7,7 MJ NEL/kg T gemessen. Bei derart hohen Energiegehalten ist der Methanausstoß vermindert. Bei Kurzrasenweide dürfte der Energiegehalt momentan noch höher liegen.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 24. April 2019

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