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Grünland - 2019 brauchen wir Ertrag

22.01.2019

Saatgut ist knapp. Trotzdem muss versucht werden, solange verfügbar, auf offiziell empfohlene Sorten zu setzen. Falls kein empfohlenes Saatgut mehr verfügbar sein sollte, sollten Kompromisse nur in Absprache mit unabhängigen Spezialisten eingegangen werden. Eine andere Vorgehensweise kann teuer werden. Zur Überprüfung sollten sie die Sackanhänger scannen, an den Berater senden und zusätzlich an Mischungsvergleichen teilnehmen.

Während des gesamten Jahres 2019 wird Saatgut bei Gräsern, Klee und Luzerne knapp sein und das nicht nur im Ökolandbau. Die Preise für geprüftes Saatgut liegen höher und das ist kein Wunder bei großer Nachfrage und begrenztem Angebot. Qualitativ gutes Saatgut darf aber auch etwas mehr kosten, denn schon geringe Ertragsunterschiede gleichen den Mehrpreis für hochwertiges Saatgut aus.

Gutes Saatgut hat seinen Preis

Grünland liefert je nach Standort 20.000 bis 60.000 MJ NEL/ha (vom Tier gefressenes Futter), auf günstigen Standorten kann Kleegras auch darüber liegen. Bei einem Wert von 3,4 ct/MJ NEL Grassilage aus Öko-Landbau (Milchreport NRW 2016/17) entspricht das einem Wert von 680 bis 2.040 €/ha.

In Zeiten mit knappem Futter liegt der Wert noch höher, wenn Zukauffutter im Vergleich zur Qualität teuer oder sogar nicht verfügbar ist. Leistungseinbußen und sogar Abstockung des Bestandes sind die Folge. Demgegenüber muss der Preis für Saatgut gesetzt werden. Dieser liegt bei Neuansaat von Grünland und Kleegras bei offiziell empfohlenen Öko-Mischungen derzeit etwa bei 170 €/ha, bei Nachsaat von 10 kg/ha bei etwa 50 €/ha.

Nicht empfohlene Mischungen sind teilweise billiger. Aber Vorsicht, schon kleine Ertragseinbußen können aus dem scheinbar günstigen Einkauf schnell eine teure Lösung machen. Denn Ertragsunterschiede von 10 Prozent haben je nach Standort einen Wert von 68 bis 204 €. Was machen da Preisunterschiede von 10 €/ha (oder 33 €/100 kg Saatgut) und was erst, wenn der Bestand auswintert?

Angebote auf den ersten Blick vielversprechend 

Ein Blick auf die Angebote mancher Firmen lässt vermuten, dass super Mischungen geliefert werden - zumindest bei der Artenzusammensetzung. Was dann letztendlich beim Landwirt ankommt, dass zeigen die Sackanhänger. Und da sieht es dann häufig ganz anders aus: Es landen beispielsweise Mischungen in Mittelgebirgslagen mit Sorten, die hier nicht hingehören.

Beispiele

Zur Vorbereitung einer Tagung haben Landwirte aus dem Erzgebirge Angebote und Sackanhänger an den Experten gesendet. Das Ergebnis: bei einer Nachsaatmischung wird keine der enthaltenen Sorten, bei einer zweiten Mischung nur eine von drei Sorten in Sachsen empfohlen. Bei der letzten Mischung werden die nicht empfohlenen - ausschließlich für das mildere Klima Nordwestdeutschlands geeigneten - Sorten empfohlen. Bei drei anderen Mischungen werden nur 15 bis 35 Prozent des Saatgutes in Sachsen empfohlen.

Das sind leider keine Einzelfälle, wie die Durchsicht von 150 Sackanhängern zeigte. Vergleichbares fand der Experte auch in anderen Bundesländern. Wo liegen die Gründe? Ein wesentlicher Grund dürfte der Interessenskonflikt zwischen Landwirt und Handel sein. Der Handel strebt möglichst viel Saatgut an, der Landwirt aber möchte viel Futter ernten. In einem für den Landwirt unübersichtlichen Markt ist es kein Wunder, wenn er in Richtung "Billigangebot" tendiert.

Ein grundlegendes Problem vieler Angebote ist, dass die genaue Zusammensetzung nicht offengelegt wird.   
⇒ Einzelne Firmen legen die Karten offen und man kann die Mischung vor Bestellung auf die Eignung für den Betrieb prüfen (selbstverständlich - gerade in einem Jahr mit knappem Saatgut - die Angabe: solange der Vorrat reicht).
⇒ Andere machen Sortenangaben, legen sich bei den einzelnen Sorten aber nicht fest. Dann darf man sich nicht wundern, wenn von zwei Rotkleesorten die eine 35 Prozent und die andere nur 5 Prozent der Mischung ausmacht. Eine stabile Mischung sieht anders aus. Zur Sicherheit sollten von den entscheidenden Arten/Reifegruppen immer zwei Sorten mit gleichen Anteilen enthalten sein. Völlig im Unklaren bleibt der Käufer, wenn er Angebote ohne Sortenangaben bekommt.

Was kann der Einzelne tun, damit er zukünftig eine gute Saatgutqualität bekommt?

⇒ Möglichst empfohlene Mischungen und vor allem empfohlene Sorten einsetzen. Bestenfalls liefert Ihnen der Saatgutanbieter die gewünschte Mischung. Wenn das nicht möglich ist, bestellen Sie die erforderlichen Sorten und mischen selber oder beteiligen Sie sich an den Sammelbestellungen des Vereins ÖkoFuWi (Kontakt: Hermann Vollmer, AG für Futtersaaten, Futterbau und Wiederkäuer im Öko-Landbau e.V., E-Mail: bioland-vollmer@gmx.de). Der Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, die für die jeweiligen Standorte in Deutschland geeigneten und bestellten Mischungen bedarfsgerecht zusammenzustellen.

⇒ Auf dem eigenen Betrieb Mischungsvergleiche anlegen. Derartige Vergleiche laufen derzeit auf 31 Standorten, verteilt auf acht Länder. Hierbei können selbstverständlich auch vom Landwirt selbst eingekaufte oder selbst zusammengestellte Mischungen mit verglichen werden. Bei deutlichen Unterschieden lohnt auch eine Ertragsermittlung (Quadratmeterschnitte oder Wiegungen aus dem Mähschwad). Dabei helfen Ihnen Ihre Berater gerne weiter. Idealerweise leiten Sie die Ergebnisse der Mischungsvergleiche an Ihren Berater, an Ihren Saatgutlieferanten und an edmund.leisen@lwk.nrw.de weiter, damit die Summe der Ergebnisse bewertet werden kann.

⇒ Zur Kontrolle: Sackanhänger gescannt an edmund.leisen@lwk.nrw.de senden.

Gemeinsam kann es gelingen, das Angebot im Sinne der Praxis zu verbessern.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 18. Januar 2019

Weitere Informationen


AG für Futtersaaten, Futterbau und Wiederkäuer im Öko-Landbau e.V.

Hermann Vollmer
Fax: 05242 377 612
Mail: bioland-vollmer@gmx.de
Rückfragen: Tel. 0162 6845 257


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