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Herbstaufwüchse nutzen, Futterflächen anlegen

02.10.2019

Mit Winterzwischenfrüchten und Beweidung von Herbstaufwüchsen können Futterlücken geschlossen werden. Weißklee, Kleegras und Luzernegras sollten sicherheitshalber erst im Frühjahr gesät werden. Ausgenommen man testet eine Kleegrasuntersaat in Wintergetreide.

Schnittflächen beweiden

Der Herbstaufwuchs kann noch sehr nährstoffreich sein. Bei Schnittnutzung ist, besonders bei geringen Aufwuchsmengen und feuchter Witterung, der Schmutzanteil in der Silage aber relativ hoch und entsprechend schwach die Futterqualität. Nicht so, wenn er abgeweidet wird. Entsprechend zeigen Weiderinder im Herbst oft eine sehr gute Kondition, denn sie nutzen auch spärlichen Aufwuchs besser als Erntemaschinen. Einer der Gründe ist, dass bei Schnittnutzung viele Blätter und Halme zwischen die Stoppeln fallen und von den Maschinen nicht erfasst werden. Ein Ertragsvergleich 2018, basierend auf den geernteten Ballen bei Schnitt und der Weidetage bei Beweidung, zeigte, dass bei Beweidung ein bis zu vier Mal höherer Ertrag erzielt wurde.

Keine Angst vor zu tiefem Verbiss

Schnittflächen sollten nicht zu tief verbissen werden. Auf Flächen, die bisher geschnitten wurden, ist diese Gefahr im Herbst gering. Denn in die harte Stoppel beißen die Weidetiere kaum. Demgegenüber können Kurzrasenweiden tief verbissen werden, stellenweise liegt die Wuchshöhe momentan unter 3 cm.

Grünland: Weißklee-Nachsaaten erst wieder im Frühjahr

Auf einigen Standorten war Weißklee 2018 vollkommen ausgefallen, je nach Standort und Nutzung ist er auch in diesem Herbst dort nicht zu finden, andernorts hat er sich wieder erholt. Vor einer Nachsaat sollte daher erst einmal geprüft werden, ob nicht ausreichend Pflanzen vorhanden sind. Da lohnt es sich, einmal auf die Knie zu gehen und genau hinzuschauen. Denn ohne Weißklee sinkt der Ertrag und es fehlt die Schmackhaftigkeit.

Dazu nachfolgendes Beispiel vom Niederrhein:

Bei Grünlandbegängen im letzten Herbst und diesem Frühjahr war kein Weißklee mehr zu finden. Ein Teil der Fläche wurde anschließend 2019 durchgehend als Kurzrasenweide genutzt, zuerst durch Trockensteher, dann durch Melkende. Hier lag die Wuchshöhe im Frühjahr lange Zeit um 2 cm, erst zum Herbst hin wurden 3 cm erreicht. Auf dieser Fläche hatte sich schon im Frühjahr 2019 Weißklee etwas ausgebreitet, am letzten Wochenende war er auch an den sehr trockenen Stellen zu finden, die während der Trockenheit 2018 sehr lückig geworden waren.

Ein anderer Teil der Fläche wurde 2019 als Mähweide zuerst zwei Mal geschnitten und ab Mitte Juli beweidet. Bei der erneuten Begehung am letzten Wochenende zeigte sich  wiederum kein Weißklee. Für Spätsaaten ist Weißklee noch empfindlicher als Rotklee. Hier solte man jetzt besser bis ins Frühjahr warten und dann so früh wie möglich aussäen, "auf den letzten Schnee", wie es früher hieß (zur Kontrolle: einen Streifen nicht nachsäen).

Bei der Sortenwahl sollten Immer zwei Sorten gewählt werden, aber nur Sorten mit niedrigem Blausäuregehalt. Grasnachsaaten sind noch bis zum Spätherbst möglich. Vielerorts sind die Bestände in diesem Herbst aber relativ dicht, auch dort, wo sie zwischenzeitlich braun waren.

Aussaat von Luzernegras und Kleegras als Hauptfrucht erst im Frühjahr

Für Klee- und Luzernegras als Hauptfrucht ist eine Aussaat jetzt zu risikoreich. Leguminosen haben im Herbst nicht nur Startschwierigkeiten, sie wintern auch leicht aus. Als Folge entstehen reine Grasbestände mit nur wenig Ertrag, vor allem nach dem ersten Schnitt. Diese Mischungen daher erst im Frühjahr säen. Entsprechend wurde in Mischungsvergleichen gehandelt: Der für die Aussaat 2019 vorgesehene Mischungsvergleich mit Demonstration unter Schnitt- und Weidenutzung, wurde erst auf einem Teil der Betriebe im Laufe des August angelegt. Sie sind noch nicht überall aufgelaufen und es besteht die Gefahr, dass sie auswintern. Für diesen Fall haben wir vorgesorgt, da für eine zweite Aussaat im Frühjahr noch ausreichend Saatgut zur Verfügung steht. Auf den übrigen Betrieben wird mit der Aussaat bis zum Frühjahr 2020 gewartet.

Test von Kleegrasuntersaaten unter Wintergetreide im Herbst

Angestoßen durch Erfahrungen einiger Praktiker, älterer Empfehlungen aus dem milderen nordwestdeutschen Raum, aber auch durch Erfahrungen in kühleren Mittelgebirgslagen, rege ich folgenden Test an: Auf kleiner Fläche Kleegrasuntersaaten unter früh gesätes Wintergetreide (z.B. 50 – 70 kg/ha Winterroggen oder Triticale) säen. Wintergetreide schützt etwas vor Auswinterung. Vorteil bei Gefahr von Frühjahrstrockenheit ist, dass sich der Bestand vor der Trockenheit etabliert. Sollte er dennoch auswintern, kann eine zweite Untersaat im Frühjahr erfolgen, notfalls eine Blanksaat im Herbst. Es gilt abzuschätzen, welches Verfahren auf dem jeweiligen Standort am ehesten gelingt.

Futterbau: Was lässt sich noch säen?

Landsberger Gemenge als Winterzwischenfrucht: Eigentlich sollte es bis Mitte September gesät werden. In günstigen Lagen, vor allem, wo noch mit längerer Vegetationszeit zu rechnen ist, kann auch jetzt noch gesät werden. Zu bedenken ist aber, dass bei später Saat die Bestände eher grasreich werden. Deshalb sollte nicht zu stark gesät und keine Gülle mehr zugegeben werden. Beides fördert das Graswachstum, aber nicht den Gesamtertrag, und führt im Frühjahr zu proteinarmem Aufwuchs. Bei früher Nutzung können die Rohproteingehalte dann unter 10 % liegen (erkennbar an hellgrünen Beständen). Bei früh einsetzendem Winter oder infolge von Kahl- oder Spätfrösten ist nicht auszuschließen, dass die Leguminosen Probleme haben werden. Dann muss im Frühjahr über Güllegaben nachgedacht werden. (In diesem Fall sollten Sie sich bei mir melden.) Nach dem Schnitt im Frühjahr fallen Winterwicke und Inkarnatklee aus. Eine weitere Nutzung des dann reinen und oft dünnen Grasbestandes lohnt nicht.

Grünschnittroggen als Winterzwischenfrucht: Grünschnittroggen kann bis Anfang Oktober gesät werden. Er bildet im Vergleich zu Körnerroggen mehr Pflanzenmasse, aber weniger Körner. Sein Vorteil ist ein früherer Start im Frühjahr und eine frühere Ernte, rechtzeitig vor Aussaat von Sommerkleegras oder Mais. Im Frühjahr ist er dankbar für eine Güllegabe. Die Nutzung erfolgt im Ährenschieben, meist noch im April.

Getreide zur Nutzung als Ganzpflanzensilage (GPS)

Wintergetreide als GPS genutzt, liefert eine höhere Verdaulichkeit als Sommergetreide. Je nach Standort und gewünschtem Ertrag bzw. Qualität werden Weizen (verdaulicher), Triticale oder Roggen bevorzugt. Wintergerste ist weniger schmackhaft.

Zum Ertragsniveau: Mehrjährige Fruchtfolgeversuche vor etwa 15 bis 20 Jahren zeigten: Im Vergleich zu Silomais (inkl. vorhergehender Winterzwischenfrucht) brachte GPS (inkl. nachfolgendem Kleegras) im gleichen Zeitraum 55 – 70 % mehr beim Energieertrag und 70 – 100 % mehr beim Proteinertrag.

www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin/redaktion/pdf/projekte_versuche/leitbetriebe_2002/63_Silomais_Gemenge_Vergleich_Fruchtfolgewerte_FF_02.pdf

Ein Vorteil beim GPS: Mit früher Untersaat lässt sich leicht ein Kleegras anlegen, nach Mais misslingt eine Kleegrasansaat häufig. Kleegrasuntersaat unter Mais ist nicht zu empfehlen, da vor allem der Klee nicht gedeiht.

Zur Futterqualität: Nach Literatur sind Energiegehalte von über 6 MJ NEL/kg Trockenmasse (T) möglich. Im Ökolandbau werden diese Energiegehalte, außer bei Hochschnitt, aber fast nie erreicht. Im Mittel lagen sie in den letzten 20 Jahren in Norddeutschland meist unter 5,5 MJ NEL/kg T. Die Rohproteingehalte lagen meist unter 10 %, ausgenommen bei Durchwuchs von Kleeuntersaaten.

www.oekolandbau.nrw.de/fileadmin/redaktion/PDFs/Forschung/Ergebnisse/nach_Jahren/2010/04_05_Ganzpflanzensilage_FB_10.pdf

Der Grund für den mäßigen Energiegehalt, ist der im Vergleich zum konventionellen Landbau geringere Kornanteil. Trotzdem wird GPS meist gut gefressen, so dass bei Wechsel von Silomais zu GPS die Einzelkuhleistung nicht unbedingt zurückgehen muss (abhängig von sonstiger Ration und Leistungsniveau der Herde).

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 23 September 2019

 

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