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Schnittflächen hängen ertraglich hinterher – Verbesserungsansätze testen

19.12.2019

Nachsaaten testen: Wie bekommen wir mehr Klee und Kräuter in unsere Schnittflächen? Um eigene Erfahrungen kommt der Biobetrieb nicht herum.

Kuhweiden sind auf vielen Betrieben produktiver als Schnittflächen, zumindest bei Dauergrünland: Auf 73 Prozent der Betriebe bringen die Kuhweiden mehr, davon auf 35 Prozent der Betriebe sogar um 50 bis 200 Prozent mehr. Bei den restlichen 27 Prozent der Betriebe sind die Kuhweiden standortbedingt weniger produktiv, weil flachgründig oder wegen schwächerem Boden. Wie lässt sich die Ertragsfähigkeit der Schnittflächen verbessern?

Maßnahmen zur Verbesserung der Flächenproduktivität

Kalk-/Nährstoffversorgung: Eine wichtige Entscheidungshilfe, bevor unnötig Geld ausgegeben wird, sind Boden- und Futteranalysen. Das gilt auch für die Schwefelversorgung. Grünlandaufwüchse enthalten, anders als Kleegras, an vielen Standorten ausreichend Schwefel, allerdings nicht auf allen Flächen.

Nachsaaten oder sogar Pflegeumbruch?

Vorsicht vor Pflegeumbrüchen, außer in wenigen Ausnahmenfällen (siehe nachfolgend), denn sie alleine verbessern die Ertragsfähigkeit nicht nachhaltig. Dazu müssen auch die Ursachen der Ertragsminderung abgestellt werden, sonst kann es teuer werden. Nicht nur wegen der Kosten für den Pflegeumbruch, sondern auch wegen der Folgekosten. Denn durch Belüftung des Bodens kommt es zu Humusabbau mit zwei bis drei ertragreichen Jahren und im Anschluss mit mehrjährigen Mindererträgen (Hungerjahre).

Und das nicht nur theoretisch, ich konnte es in den letzten Jahren an mehreren Standorten in Deutschland, England und Neuseeland nachweisen. Umgebrochene Flächen brachten teils nach 35 Jahren noch geringere Erträge. Außerdem blieben in Trockenperioden die nicht umgebrochenen Hänge grün, während die direkt benachbarten Hänge, die man alle drei Jahre erneuerte, braun wurden.

Pflegeumbruch sollte deshalb nur erfolgen, wenn größere Narbenschäden, beispielsweise Wild-, Mäuse- oder Trockenschäden, nicht anders zu beheben sind. Dabei ist es ratsam, möglichst flach zu arbeiten, damit der Humusabbau begrenzt bleibt.

Nachsaaten

Bei lückigen Flächen und wo Klee fehlt (z.B. auf leichten Böden nach Trockenjahren) sollte im Frühjahr nachgesät werden. Bei Gefahr von Frühjahrstrockenheit sollte so früh wie möglich gesät werden, in ausgesprochenen Trockenregionen auch schon im Januar oder Februar. Es ist zu bedenken, dass solange es kühl ist, sich die jungen Pflanzen meist nur langsam entwickeln. Im Januar/Februar gesäte Gräser brauchen drei bis fünf Mal mehr Zeit bis sie auflaufen als Aussaaten im wärmeren Frühjahr.

Aussaatmengen:
► Ohne große Lücken: 5 – 7 kg/ha
► Reine Weißklee-Nachsaat: es reichen kleine Mengen
Man sollte lieber öfter säen und dabei auf ausreichenden Bodenschluss achten.

Bei dichten Grasnarben lohnt meist keine Nachsaat. Der Bestand ist an die Standort-, Nährstoff- und Nutzungsbedingungen angepasst. Zwar enthält Öko-Grünland vielerorts eher wenig Deutsches Weidelgras (Altnarben im Durchschnitt weniger als 30 %, wie eigene Untersuchungen zeigen). Der Grund liegt aber nicht an fehlendem Saatgut, sondern an der schwächeren Nährstoffverfügbarkeit. Deutlich wird dies bei Regen nach Trockenperioden oder im Umfeld von Koststellen. In beiden Fällen stehen hohe Nährstoffmengen auch im Öko-Landbau zur Verfügung. Und siehe da: Man hat manchmal den Eindruck, Deutsches Weidelgras ist der Hauptbestandsbildner. Ein Blick zur Seite genügt bei Kuhfladen: Dort wo es weniger stark wächst ist im Extrem kaum Deutsches Weidelgras zu finden.

Kurzrasenweiden sind unter wüchsigen Bedingungen von selbst dicht. Unter trockenen Bedingungen ist die Narbe weniger dicht und kann sehr artenreich sein. Die Artenzusammensetzung hat in beiden Fällen für die Futteraufnahme kaum Bedeutung, da alle Pflanzen im jungen Stadium gleich gut verbissen werden.

Zu wenig Klee im Grünlandaufwuchs

Nach Umstellung auf Öko-Landbau lässt sich immer wieder beobachten, dass es nachfolgend viel Weißklee gibt, vorher fehlte er. Der Grund ist, dass unter konventionellen Bedingungen mit höherem Stickstoffangebot das Gras stärker wächst. Ist der Stickstoff dagegen knapp, bekommt der Weißklee mehr Licht und kann sich ausbreiten und das häufig auch ohne Nachsaat. In Betrieben, die schon länger umgestellt haben, ist dagegen weniger Weißklee zu finden. Im Frühjahr oft weniger als ein Prozent und im Sommer selten mehr als 10 Prozent Ertragsanteil in der Trockenmasse. Für einen nachhaltig leistungsfähigen Bestand ist das zu wenig.

Kurzfristige Beweidung fördert Weißklee

Die Erfahrungen der letzten Jahre zeigen, wenn Schnittflächen im wirklich zeitigen Frühjahr nur zwei bis drei Wochen intensiv beweidet werden, enthalten sie anschließend meist viel Weißklee. An mehreren Standorten sogar dort, wo vorher kein Weißklee zu finden war. Die Herbstweide fördert ebenfalls Weißklee, allerdings weniger stark.

Einzelbetriebliche Tests

Ab dem Frühjahr 2020 werden wir (AG ÖkoFuWi e.V. außerhalb von NRW) in verschiedenen Regionen Nachsaaten unter Schnitt- und Weidenutzung anlegen.

Dabei soll geprüft werden:
► Verschiedene Saattechniken (z.B. Reihenfräse, Vredo, reiner Striegel)
► Verschiedene Arten (Weißklee, Rotklee, Luzerne, Kräuter). Die zuletzt genannten Arten liefern auch in Trockenjahren noch Ertrag. Aber können wir sie etablieren und wie lange können sie sich halten?

Wer sich hierfür interessiert und sich noch nicht gemeldet hat, kann eine Mail senden an: edmund.leisen@lwk.nrw.de. Wir versuchen regionale Gruppen zusammen zu stellen.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 16. Dezember 2019

Weitere Informationen

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