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Stechapfel: Sammelbestellung lieferte letzte Sicherheit

26.11.2019

Die Ursache für das vermehrte Auftreten von Stechapfel - und wahrscheinlich auch anderer Nachtschattengewächse - konnte auf die Vermehrung in bestimmten Ackerkulturen (beispielsweise Mais) zurückgeführt werden. Eine Verbreitung über Gras- oder Kleesamen ist unwahrscheinlich.

Stechapfel, aber auch andere Nachtschattengewächse, sind offensichtlich derzeit weit verbreitet. So zumindest der Eindruck aus der Fülle von Rückmeldungen. Aber woher kommt er so plötzlich? Die mir gestellten Fragen beantworte ich im nachfolgenden Rundschreiben.

Kleegrasmischung aus Sammelbestellung war sauber

Rückmeldungen gab es aus den verschiedensten Regionen. Auffallend dabei war, dass auf zwei Betrieben auch altes Dauergrünland betroffen war, und zwar nach Nachsaaten. Da die Betriebe an Sammelbestellungen teilgenommen hatten, ließ sich nachvollziehen, wer sonst noch das gleiche Saatgut bekommen hatte und die Frage klären, ob dort auch Probleme aufgetreten waren.

Ergebnis:
  • Keine Giftpflanzen in reinen Grünlandbetrieben: Gezielt wurden reine Grünlandbetriebe angerufen, die das gleiche Saatgut gekauft hatten, in den letzten Jahren keinen Silomaisanbau hatten, keinen Silomais und auch keine Gülle zugekauft hatten. Das Ergebnis lautet: Auf keinem der fünf Betriebe ist Stechapfel aufgetreten.
  • Keine Verunreinigung im Kontrollanbau: Die in der Sammelbestellung verwendeten Mischungen stehen jährlich auch im Kontrollanbau. Dabei werden von Praxisbetrieben, die an der Sammelbestellung teilnehmen, Proben eingesendet und an einem Standort nebeneinander ausgesät. Weder Stechapfel noch andere Giftpflanzen traten im Kontrollanbau auf.

Fazit:

Die Quelle, auch bei der Nachsaat auf Grünland, liegt nicht beim Gras- oder Kleesaatgut. Sie muss anderswo liegen. Wahrscheinlich ist das Saatgut über die Gülle auf das Grünland gekommen. Der Samen hält sich leider sehr lange. Der Kommentar von Saatgutfirmen sagt, dass von Korngröße und Form her sich Stechapfelsamen einfach herausreinigen lassen. Schon bei dem ersten Siebgang in der Reinigung würden die Samen über die groben Obersiebe herausgereinigt werden, spätestens jedoch in der nächsten Siebebene über die Feinsiebe sowie Sandsiebe. Das Saatgut kann also als Quelle ausgeschlossen werden.

Verbreitung über Gülle und lange überlebensfähig

Das Auftreten auf Grünlandflächen ohne Nachsaat dürfte durch die Ausbreitung über die Gülle erklärbar sein. Wer mit Stechapfel verseuchten Mais verfüttert hat, findet den Samen in der Gülle und hierüber gelangt er auch auf bisher nicht belastete Flächen.

Dass der Samen langlebig ist, zeigt auch folgende Rückmeldung aus Bayern: "Wir haben eine Fläche, auf der Stechapfel auftritt. Hier wurde Mitte August in Blanksaat (Bodenbearbeitung Grubber und Schälpflug) Luzernegras, das nächstes Jahr zur Beweidung vorgesehen ist, angesät. Ich konnte etwa 50 Stechapfel-Pflanzen auf 100 m² zählen. Wir hoffen, dass der Winter diese Pflanze kaputt macht und wir schauen dann im Frühjahr, ob noch eine händische Bekämpfung notwendig ist. Wir sind uns ziemlich sicher, dass die Ursache hierfür altes Samenpotential im Boden ist. Auf dem Nachbaracker - gleicher Saatzeitpunkt, gleiche Mischung in zehn Meter Entfernung - habe ich keine einzige Pflanze gefunden. Auf der betroffenen Fläche stand Winterweizen (auf Nachbarfläche Triticale) und davor fünf Jahre lang Kleegras (auf der Nachbarfläche Hafer/Erbsen). Vorher wurde auf der betroffenen Fläche Winterweizen vor Spargel angebaut. Wir haben die Fläche vor sechs Jahren von einem konventionellen Kollegen übernommen, der auf all seinen Feldern dieses Unkraut hat.“

Fazit:

Der Samen hält sich offensichtlich mindestens sechs Jahre. Die ursprüngliche Herkunft ist nicht mehr nachvollziehbar.

Auswirkungen bei Kontakt auf Mensch und Tier

Es ist auf jeden Fall ratsam, sich vor dem direkten Hautkontakt mit Giftpflanzen - z.B. beim Herausrupfen von Stechapfel und Jakobskreuzkraut - zu schützen.

Der Stechapfel, wie auch das Jakobskreuzkraut, ist in frischem und getrocknetem Zustand hoch giftig. Typische Anzeichen sind Milchleistungsverlust, blutiger Durchfall, Lähmung und Tod. Aber auch Verweigerung der Futteraufnahme und Blähungen wurden beobachtet. Wurde schnell reagiert und das Futter gewechselt, erholten sich die Tiere wieder.

Infoflyer Jakobskreuzkraut  (Julius Kühn-Institut, 2009, als PDF)

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 11. November 2019

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