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Tipps für den Weideeinstieg

30.03.2019

Eine gut geführte Weidehaltung bietet Milchkühen, Rindern und Kälbern viele Vorteile. Weidegras ist ein kostengünstiges Futtermittel. Optimale Umwelt- und Haltungsbedingungen auf der Weide, uneingeschränkte Möglichkeiten für Bewegung und Sozialkontakte an der frischen Luft, direkte Sonneneinstrahlung für die Vitamin D-Versorgung bedeuten Tierwohl. Herausforderungen ergeben sich für den Weideeinstieg, das Weidemanagement, den Pansenstoffwechsel durch die Futterumstellung sowie einer gegebenenfalls notwendigen Ergänzungsfütterung zur Weide.

Riswicker Weideplaner online

Gut geführte Weiden unabhängig vom Weidesystem (Kurzrasenweide, Umtriebsweide oder Portionsweide) liefern über die gesamte Weidesaison hohe Futterqualitäten und Erträge bei gleichzeitig niedrigen Kosten. Vor allem der Frühjahrsaufwuchs ist sehr energie- und proteinreich sowie hoch verdaulich. Der aktuelle Riswicker Weideplaner und Weidekalender (www.riswick.de) bietet Hilfestellung bei der Weidemanagementplanung.
(Riswicker Weideplaner und Weidekalender 2019)

Weidestart mit System

Der erfolgreiche Weidebeginn steht mit dem Spitzen der Gräser an. Sobald im zeitigen Frühjahr die ersten grünen Blattspitzen treiben, ist es an der Zeit mit der Vorweide zu beginnen. Der frühe stetige Verbiss und Viehtritt fördert eine dichte, ertragsfähige Weidenarbe, indem wertvolle Ausläufer treibende Weidepflanzen wie Weidelgras, Wiesenrispe und Weißklee bestens zum Wachstum angeregt werden. Unerwünschte Arten, wie z. B. Ampfer, Gemeine Rispe und Bärenklau werden durch die frühe Beweidung verdrängt.

Sanfte Futterumstellung garantiert

Die Umstellung von der Winterfütterung auf die Frühjahrsweide bedeutet eine deutliche Veränderung der Futterzusammensetzung. Aktuelle Forschungsergebnisse zur Weideübergangsfütterung zeigen, dass die Vormägen der Wiederkäuer mit ihren Pansenmikroben Zeit benötigen, um sich optimal an den Rationswechsel zu gewöhnen. Der zeitige Weideaustrieb bietet den Wiederkäuern eine sanfte Futterumstellung, da Graswachstum, Weidezeiten und Weidefutteraufnahme im Laufe des Frühjahrs kontinuierlich ansteigen. Der Pansen und die darin lebenden Mikroorganismen können sich zunehmend auf den Futterwechsel einstellen. So wird mit der zeitigen Überweidung automatisch eine kontinuierliche Anpassung des Wiederkäuers bzw. der Pansenmikroben an das hoch verdauliche energiereiche Weidefutter im Frühjahr erzielt.

Zunächst sollten die Kühe noch im Stall gesättigt auf die Stundenweide gehen (1–3 Stunden/Tag; 2–3 Kühe/ha). Später wird das Futterangebot im Stall reduziert und die Weidezeit ausgedehnt. So erfolgt die schonende Fütterungsumstellung. Wenn das Weidegrasangebot dann nach wenigen Wochen voll einsetzt, sind sowohl Wiederkäuer als auch Pansen auf die Weide umgestellt und damit kann das Weidefutter optimal verwertet und in Milchleistung umgesetzt werden.


Pansenübersäuerungen vermeiden

   (nach Gasteiner und Steinwidder)

Bei Wiederkäuern auf der Weide kann es zu Pansenübersäuerungen und damit verbundenen starken Durchfällen kommen, wenn der pH-Wert im Pansen stark absinkt oder im Tagesverlauf deutlich schwankt. Die Passagerate des Magen-Darm-Inhaltes ist dabei stark beschleunigt. Dem Organismus wird Wasser entzogen und die Hauptnährstoffe, Spurenelemente und Vitamine können nur noch in geringerem Maß vom Organismus aufgenommen werden. Die Konsequenz ist eine sehr weiche, übelriechende Kotkonsistenz, häufig bestehend aus kleinen dünnflüssigen Fladen mit Luftbläschen und Schleimfetzen.

Bei akuter Pansenübersäuerung entsteht eine schmerzhafte Entzündung der Vormagenschleimhaut und die Futteraufnahme geht zurück. Die Anflutung von sauren Stoffwechselprodukten im Blut kann zu einer Übersäuerung des Körpers mit klinischen Krankheitssymptomen führen. Betroffene Tiere wirken schlapp, antriebsarm, liegen vermehrt, fressen wenig und speicheln mehr. Pansenübersäuerung kann zum Krankheitsbild der Klauenrehe mit entsprechenden Lahmheiten führen. Klauenrehe, selbst eine sehr schmerzhafte Erkrankung wiederum gilt als Wegbereiter von Sohlengeschwüren.

Als häufigste Auslöser einer Pansenübersäuerung bei Weidehaltung gelten:
  1. Futterwechsel: Die Mikroorganismen des Vormagensystems benötigen ca. 3-5 Wochen, um sich an geänderte Rationsumstellungen vollständig anzupassen. Kontinuierliche Weide-Anpassung im Frühjahr und Weide-Entwöhnung im Herbst!
  2. Kohlenhydrat- und Strukturversorgung: Vermeidung von hohen Mengen energiereichem, leicht verdaulichem, strukturarmem Weidegras mit zeitgleich hohem Kraftfutterangebot. Strukturangebot!
  3. Fressverhalten: Weidesysteme, die hastiges Fressen begünstigen (Portionsweide, Umtriebsweide, Koppelweide), gepaart mit Phasen ohne Futterangebot, führen im Tagesverlauf zu starken pH-Schwankungen im Pansen. Gefahr durch zusätzliches Kraftfutterangebot und Strukturmangel. 

Wuchshöhen entscheidend

Je höher das Leistungsniveau beziehungsweise intensiver die Ergänzungsfütterung der Tiere ist, desto wichtiger ist eine gleichmäßige Weidefutteraufnahme. Im Vergleich zur Kurzrasenweide weiden die Milchkühe bei Umtriebs-, Portions- und Koppelweidesystemen mit höheren Aufwüchsen hastiger. Für alle Weidesysteme ist die regelmäßige Wuchshöhenkontrolle nötig. Die Ziel-Aufwuchshöhen liegen bei Kurzrasenweide zwischen 5 und 7 cm und bei Umtriebs-Portions-Koppel-Weiden bei 8 – 12 cm bei Bestoßen und bei etwa 5 cm bei Verlassen der Koppel.

Futterkosten senken

Weide ist bei gelungener Führung ein kostengünstiges und sehr hochwertiges Grobfuttermittel für Wiederkäuer. Bei gutem Weidemanagement wächst das Gras den Weidetieren praktisch ins Maul. Der Weideanteil in der Ration hängt von der zur Verfügung stehenden stallnahen Weidefläche ab und kann von der Stundenweide über die Halbtagsweide bis hin zur Vollweide reichen.

Versuchsergebnisse zeigen, dass sich die Weideführung auch im Hochleistungsbereich integrieren lässt. Dabei konnten bei einem Weideanteil von 15 % 7 kg kostenintensive Mischration durch preiswertes Weidegras ersetzt werden, ohne Rückgang der Milchleistung. Durch das proteinreiche Weidefutter können besonders kostenintensive Eiweißträger gespart werden. Bei deutlich höheren Weideanteilen geht die tierindividuelle Milchleistung zwar etwas zurück, gleichzeitig werden jedoch teure Komponenten durch günstige Weide ersetzt, so dass die Wirtschaftlichkeit erzielt wird.

Weideanteil bestimmt Ergänzungsfütterung

Bei guter Weideführung hat Weidegras immer eine hohe Qualität. Optimal genutzter Weideaufwuchs liegt im Energiegehalt vergleichbar mit Maissilage, im Frühjahr mit über 7 MJ NEL/kg TM noch höher und kann auch die Eiweißversorgung aus dem Grundfutter verbessern. Da die Kühe besonders im Frühling junges zuckerreiches Weidefutter lieber als Silagen fressen, steigt die Grundfutteraufnahme; Kraftfutter und Futterkosten werden gespart. Ebenso zeichnet sich der junge Weideaufwuchs durch hohe Vitamingehalte und wertvolle Fettsäuren aus, was sich positiv auf Tiergesundheit und Produktqualität auswirkt.

Kraftfutter auf Weideanteil abstimmen

Nach erfolgreicher Weidegewöhnung sollten Kühe hungrig - nicht im Stall bereits gesättigt auf die Weide gehen, um effizient zu fressen. Je mehr Weide, desto weniger Kraftfutter! Je länger die Weidedauer und je höher der Weideanteil in der Ration, desto wichtiger wird bei Einsatz von Kraftfutter, dass dieses vermehrt langsam abbaubare Komponenten wie z.B. Körnermais enthält. Eine Ergänzung mit Proteinkomponenten wird erst bei hohen Tagesmilchleistungen je nach Weide- oder Maisanteil ab 25 - 32 kg Milch/Kuh/Tag nötig.

Beurteilungskriterium Milchharnstoff

Ein wichtiges Beurteilungskriterium ist der Milchharnstoffgehalt. Bei Werten oberhalb von 250 mg/kg Milch ist keine zusätzliche Eiweißergänzung erforderlich, wäre sogar nachteilig. Bei Siesta- oder Halbtagsweiden kann der Kraftfuttereinsatz im Vergleich zur Winterfütterung um etwa 2-3 kg ohne Leistungseinbußen reduziert werden. Jedes kg Kraftfutter verdrängt preiswertes Weidefutter.

Vollweide-Versuche haben gezeigt, dass bei maximaler Nutzung des Weidepotenzials während der gesamten Weideperiode von März bis Oktober durchschnittlich zwischen 20 und 25 kg Milchleistung je Tier und Tag (Durchschnitt: 23 kg ML) nur aus der Weide erzielt werden können. Hohe Kraftfuttergaben sind aus pansenphysiologischer und ökonomischer Sicht auszuschließen. Bereits tägliche Kraftfuttergaben von 2-3 kg je Kuh können unter Vollweidebedingungen zu Verdauungsstörungen führen.

Kurz gefasst

Es steckt viel Potenzial in einer gut geführten Weide. Der Riswicker Weideplaner unterstützt die Weidemanagementplanung. Mit einem zeitigen Weidestart im Frühjahr wird die Basis für eine wirtschaftliche und erfolgreiche Weidesaison gelegt. Dies hilft bei der schonenden Fütterungsumstellung und beeinflusst den Pflanzenbestand der Weide als Futtergrundlage positiv. Damit die Kühe auf der Weide gesund und leistungsstark bleiben, muss die Zufütterung zum Weidefutterangebot passen. Ob Ganztags-, Halbtags- oder Stundenweide, im System der Kurzrasenweide, Portions- oder Umtriebs-Koppelweide, günstiges Weidefutter hilft bei der Futterkostensenkung.

Quelle: Anne Verhoeven, Landwirtschaftskammer NRW, VBZL Haus Riswick, Ökobetrieb

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