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Wann lohnt sich die Beregnung von Grünland?

16.12.2019

Steht Oberflächen- oder Grundwasser zur Verfügung, kann sich Beregnung lohnen, wenn dadurch schwerwiegende Trockenschäden bei Grünland und Kleegras vermieden werden. Ansonsten dürfte sie nur unter sehr günstigen Bedingungen wirtschaftlich sein. Vorteilhaft sind Erfahrungen von Berufskollegen auf vergleichbaren Standorten. Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, berichtet über Erfahrungen der letzten Jahre.

Praxiserfahrungen mit Beregnung von Weideflächen haben gezeigt, dass kurze Narben weniger Wasser benötigen: In Untersuchungen der Uni Wageningen waren es 23 % weniger, wenn bei intensivem Schnitt der Bestand kürzer blieb. War die Grasnarbe mit 2 statt 15 cm extrem kurz, fiel der Wasserverbrauch um weitere 45 %.

Die Beregnung von Kurzrasenweide müsste sich deshalb am ehesten lohnen, weil sie ertragreich und gleichzeitig wassersparend ist. Einige Betriebe im Projekt „Öko-Leitbetriebe in NRW“ haben ihre Kurzrasenweiden 2018 mit 1,4 bis 3,6 mm/Tag beregnet - und das bis zu 16 Wochen. Im Vergleich zu früheren Jahren war das Trockenjahr 2018 auf diesen Betrieben meist ein ertragreiches Weidejahr, wie aus Tabelle 1 im Vergleich zu 2017 und 2016 ersichtlich. Allerdings ist bisher noch kaum abschätzbar, inwieweit die eingesetzten Wassermengen ausreichend, zu viel oder auch zu wenig waren. Das muss in den kommenden Jahren noch betriebsspezifisch ausgetestet werden.

So liegen zwei Betriebe zumindest zeitweise grundwassernah oder haben humusreiche Böden (Betrieb 1 und 2), zwei Betriebe liegen dagegen auf grundwasserfernen Sandböden. Welche Auswirkungen die Trockenheit ohne Beregnung auf vergleichbaren Böden haben kann, dass zeigte sich auf zwei benachbarten Betrieben ohne Beregnung: Es gab Einbußen um die 50 % beim Jahresertrag alleine in 2018. Unberücksichtigt sind dabei noch die Folgeschäden in 2019. Ohne Beregnung waren auf diesen Betrieben die Grünlandbestände stellenweise großflächig abgestorben. Nicht überall war die Neuansaat im Herbst erfolgreich oder konnte sich bisher nur schwach entwickeln.

Benötigtes Wasser für Ertragsbildung

Auf Sandboden ohne Grundwasseranschluss lässt sich die für das Wachstum erforderliche Wassermenge am besten abschätzen. Denn die Winterniederschläge sind schnell aufgebraucht. Entscheidend ist dann: Wieviel Regen gibt es in der Vegetationsperiode? Auf Betrieb 4 mit Sandboden, Ackerzahl etwa 20, hat sich in Bezug auf die Niederschläge und den Milchertrag der letzten Jahre Folgendes ergeben: 2016 hat es Regen und für einen für diesen leichten Standort hohen Milchertrag von 9.038 kg ECM/ha gegeben. 2017 lagen die Niederschläge im März höher als 2017. Bis Mitte Juni hat es dann aber nur wenig geregnet. Die in diesem Zeitraum im Mittel 1,1 mm pro Tag genügten nur für 30 kg ECM/ha Milchertrag. 2018 wurde schon ab Mitte April beregnet. In den nachfolgenden Monaten wurden bis September um die 40 kg ECM/ha Milchertrag erzielt. Zum Oktober reichten die geringen Niederschläge. In den nächsten Jahren muss standortspezifisch getestet werden, wie weit die Beregnungsmenge gesenkt werden kann. Das ist nicht nur eine Kostenfrage - Wasser wird allgemein knapp.

Betriebe ohne und mit Narbenschäden (PDF) [Wöchentlicher Niederschlag (mm) und tägliche Flächenproduktivität (kg ECM/ha)]

Vermeidung von Narbenschäden

Sind die Trockenschäden derart groß, dass eine Neuansaat erforderlich wird, kann das im Extremfall einen vollen Jahresertrag kosten: Wo 2018 von Vegetationsbeginn bis November zu wenig Niederschlag fiel, da fehlten auf Projektbetrieben um die 60 % des Ertrages. Waren der Bestand abgestorben und die Neuansaat bisher nicht erfolgreich, fehlt zusätzlich der 1. Aufwuchs 2019. Zweifache Neuansaat, Futterzukauf und Leistungseinbußen bei Tieren können Kosten von über 2.000 €/ha verursachen.

Verständlich ist daher das Bestreben, derartige Schäden zu vermeiden. Aber wann ist eine Beregnung zur Vermeidung von Narbenschäden erforderlich? Auch hier müssen auf Einzelbetriebsebene Erfahrungen gesammelt werden, möglichst schlagspezifisch. Das zeigt auch die Grafik: Im oberen Teil sind zwei Betriebe ohne Narbenschäden, im unteren Teil zwei Betriebe mit großflächig abgestorbener Narbe abgebildet. Im oberen Teil genügen in den Trockenmonaten kleine Regenmengen und es treten keine Narbenschäden auf. Die Flächen sind im Herbst wieder grün, auch wenn sie noch kaum Ertrag bringen. Auf den untenstehenden Betrieben gibt es im Herbst zwar wieder Ertrag (Westhang und niedrigliegende, humose Flächen), es bleiben aber großflächig abgestorbene Bereiche.

Standorte mit bleibenden Schäden sind vor allem leichte Böden und Südhänge. 2018 waren nach langanhaltender Trockenheit aber auch Kleegrasflächen am Niederrhein auf lehmigem Boden betroffen.

Kosten abschätzen

Bevor Maßnahmen ergriffen werden, müssen die möglichen Kosten und die wasserrechtliche Seite geklärt werden: Stehen Grundwasser oder Oberflächenwasser zur Verfügung? Besteht die Aussicht auf Genehmigung der Nutzung? Oder verfügt der Betrieb über Wasserrechte? Wichtig ist auch, den Arbeitsaufwand nicht zu unterschätzen, vor allem, wenn er über Wochen auch nachts anfällt.

Welche Kosten bei günstigen Rahmenbedingungen (Brunnenwasser drückt im Bohrloch bis an die Bodenoberfläche und steht kostenlos zur Verfügung) anfallen, zeigt das Fallbeispiel vom Niederrhein in Tabelle 2.

In jedem Fall lohnt es sich, vor den ersten Ausgaben eine Beratung bei offiziellen Stellen, wie der Landwirtschaftskammer NRW, anzufragen.

Wirtschaftlichkeit der Beregnung

► Bei Gefahr von stärkeren Narbenschäden: Die Beregnung kann wirtschaftlich sein: Die notwendige Wassermenge liegt unterhalb von 1,4 mm/Tag. Der Schaden kann teurer sein als die Beregnung. Beratung einholen, genau kalkulieren.

► Für reine Ertragssicherung werden bei langanhaltender Trockenheit im Frühjahr/Herbst 1,4 mm und im Sommer 2,8 mm reichen, im Mittel etwa 1,9 mm. Eine Beregnung dürfte auch unter günstigen Bedingungen wie in Tabelle 2 meist teurer sein als ein Futterzukauf: Bei sehr produktiven Standorten mit 15 000 kg ECM/ha, wenn mindestens 30 % Ertragseinbußen vermieden werden, bei halb so hohem Ertrag müssen es mindestens 60 % sein (bei 3,5 ct/ MJ NEL; 5 MJ NEL liefern im 1 kg ECM).

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 16. Dezember 2019

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