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Geringe Flächenproduktivität? – Bestände und Mineralstoffversorgung prüfen

18.03.2020
  • Wo erforderlich, sobald wie möglich nachsäen - und wo möglich, früh mit Weiden beginnen.
  • Öko-Milchvieh- und Mutterkuhbetriebe in NW-Deutschland haben im Mittel eine ausreichende Mineralstoffversorgung, häufig aber eine zu geringe Kalk- und Schwefelversorgung.
  • Zur Beurteilung - Analysen von Boden und Futter an edmund.leisen@lwk.nrw.de senden.

Diskrepanz zwischen Schnitt- und Weideflächen

In den letzten neun Jahren wurde im Rahmen des Projektes "Öko-Leitbetriebe in NRW" die Flächenproduktivität von Kuhweiden und Schnittflächen ermittelt. Dabei zeigten Schnittflächen meist eine geringere Produktivität als Weideflächen.

Auf 73 % der Betriebe bringen Kuhweiden eine höhere Flächenproduktivität, auf 35 % der Betriebe sogar über 50 % Mehrertrag. Der Minderertrag auf 27 % der Betriebe lässt sich hauptsächlich auf schlechtere Standorte der Kuhweiden zurückführen.

Einer der Gründe für die geringere Flächenproduktivität der Schnittflächen ist wenig oder kein Klee im Aufwuchs von Dauergrünland. Damit besteht die Gefahr, dass die Flächen langsam ausmagern. Bei stärkerem Mäusebefall wurde dies in den letzten beiden Trockenjahren verschärft, wenn Schnittflächen besonders stark befallen waren. Aber auch die Mineralstoffversorgung einschließlich Schwefel sollte überprüft werden.

Nachsaaten bei Narbenschäden möglichst bald ausbringen

Grünland- und Kleegrasflächen sind in diesem Frühjahr wieder in sehr unterschiedlichem Zustand. Daher ist es ratsam, sich die Flächen erst einmal genau anzuschauen.

Auf gut geführten Weiden ohne Schäden sind keine besonderen Maßnahmen erforderlich. Ist in der Trockenheit Weißklee ausgefallen, dann sollte er sobald als möglich nachgesät werden. Sofern die Trittfestigkeit es zulässt, sollte mit dem Weiden gestartet werden. Gerade bei Kurzrasenweide ist ein früher Start das A und O.

Bei reinen Schnittflächen ohne Trockenschäden hat eine Nachsaat nur Erfolg, wenn die Ursachen für den unbefriedigenden Bestand behoben werden können. Fehlt Klee, hilft am besten eine Nachsaat kombiniert mit Vorweide im Frühjahr. Nicht unbedingt jährlich, aber doch ab und zu.

Bei Schäden nach Trockenheit, durch Mäuse oder Wildschweine kommt man an einer Nachsaat nicht vorbei und zwar schnellstmöglich, sobald die Flächen befahrbar sind. Hier sind größere Saatgutmengen von mindestens 20 kg/ha erforderlich. Saatgut ist zwar knapp, trotzdem sollten nur offiziell empfohlene Sorten eingesetzt werden. Kompromisse sollten Sie nur nur in Absprache mit unabhängigen Spezialisten eingehen. Zur Überprüfung können sie die Sackanhänger des Saatguts scannen und mir zusenden.

Soviel wie möglich Weiden

Gut geführte Weiden - auch Umtriebsweiden - erzielen eine höhere Flächenproduktivität als Schnittflächen. Das zeigen auch neuere Versuche aus Österreich: Etwa 20 % höhere Flächenleistung, ausgedrückt in Milch pro Hektar. Das kann dazu führen, dass Ökobetriebe auf den Weideflächen im Vergleich zu konventionellen Betrieben mit Schnittnutzung eine vergleichbare Produktivität auf benachbarten Flächen erzielen. Wer dagegen zuerst schneidet, um das Silo zu füllen, der hat am Ende des Jahres einen geringeren Ertrag erzielt. Das gilt nicht nur für Kuhweiden, sondern auch für Rinderweiden. Die Wuchshöhe bei Kurzrasenweide sollte 5 cm - gemessen ohne Weidereste - nicht überschreiten.

Neuere Untersuchungen in den Niederlanden und Österreich zeigen: Ist der Wuchs zu hoch, dann verbleibt zu viel Weiderest. Zwar bringt das mehr Trockenmasse. Aber für den Landwirt entscheidend ist, dass letztendlich weniger Milch im Tank ist. Denn es zählt nicht was gewachsen ist, sondern was schlussendlich gefressen wird. Bei Umtriebsweiden ist ein Aufwuchs bis 10 cm und ein Verbiss auf 3 cm anzustreben.

Meist genug Kalium, aber Kalk und Phosphor im Auge behalten

Im Rahmen des Projektes "Öko-Leitbetriebe in NRW" konnten 6 512 Bodenproben und 2 467 Silageproben von Grünland und Kleegras der Jahre 1997 – 2019 hinsichtlich ihrer Mineralstoffversorgung ausgewertet werden. Dabei zeigte sich: Öko-Milchvieh- und Mutterkuhbetriebe in NW-Deutschland haben im Mittel eine ausreichende Mineralstoff-, häufiger allerdings eine zu schwache Kalkversorgung. 70 % des Ackerlandes und 40 % des Grünlandes enthält im Öko-Landbau wenig oder sehr wenig Kalk (Gehaltsklasse B oder A). Vor dem Hintergrund von Bodenfruchtbarkeit, Ertrag und Qualität aber auch Trittfestigkeit/Tragfähigkeit ist hier eine Kalkung zu empfehlen. Ansonsten wundert es nicht, wenn trotz intensiver Pflegemaßnahmen und Nachsaaten der Bestand nicht zufriedenstellend ist. Auf Dauer kann Phosphor knapp werden. Auf leichten, zur Auswaschung neigenden Böden kann Kalium knapp sein und eine Kaliumdüngung erforderlich machen.

Kleegras mit erhöhtem Schwefelbedarf

Die Schwefelnachlieferung aus den Bodenreserven ist besonders im trockenen Frühjahr begrenzt.

Schwefeldüngung führt dann zu:

► höherem Gesamtertrag als auch zu höherem Proteinertrag
In NRW, Bayern und Mecklenburg-Vorpommern wurden bei Kleegras Mehrerträge von 15 bis 30 % mit 40 kg Schwefel/ha erzielt. Auch bei Grünland nehmen die Futterproben mit schwacher Schwefelversorgung zu, vor allem auf leichten Böden.

► besserer Fruchtfolgewirkung, bedingt durch höhere N-Bindung der Leguminosen.

► verbesserter Futterqualität und tierischer Leistung, wenn Proteingehalt und Proteinqualität ansteigen.

Schwefelmangel sollte deshalb im ökologischen Landbau vermieden werden. Sulfatdünger wie Gips wirken schneller, elementarer Schwefel verzögert und daher im ersten Jahr nur begrenzt.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 06. März 2020

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