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Kraftfutterwirkung bei Schwerpunkt Stallfütterung

06.07.2020

In Kürze:

Betriebe mit Transponder oder Melkroboter können den Einsatz von Kraftfutter durch eigene Tests optimieren. Im vorgestellten Betrieb mit Schwerpunkt Stallfütterung führte weniger Kraftfutter im letzten Jahr kaum zu Leistungseinbußen. Nach der Kalbung ist die Milchleistung der Kühe, die sowohl vor als auch nach der Kalbung weniger Kraftfutter bekommen haben, angestiegen.

Seit Mai 2019 nimmt nachfolgend beschriebener Bio-Betrieb aus Nordrhein-Westfalen am Test zur Kraftfutterwirkung teil. Die Motivation des Betriebsleiters zur Teilnahme an dem Versuch ist die Beobachtung, dass nach einem Wechsel in der Ration immer wieder festgestellt wird, dass entgegen der Erwartung die Milchleistung nicht fällt, sondern ansteigt (oder umgekehrt). Ein Fehler kann unnötige Kosten verursachen. Da der Betrieb seit 27 Jahren am Projekt "Öko-Leitbetriebe in NRW" teilnimmt, liegen langjährige Daten vor.


Betriebsspiegel

  • 130 HF-Kühe, Jahresmilchleistung: 8.600 kg ECM/Kuh
  • Kraftfuttergabe (inkl. Saftfutter): 27 dt/Kuh/Jahr (öko im Mittel: 15 dt/Kuh, konv. um 29 dt/Kuh)
  • Weideanteil in Sommerration: 5 – 10 %
  • Nutzungsdauer: 4,4 Jahre, Lebensleistung: 37.356 kg ECM/Kuh
  • Zwischenkalbezeit: 420 Tage, Zellgehalt (nach MLP): Anteil >250.000: 11 %

Kraftfuttergabe und Gruppenaufteilung

Alle Kühe erhielten eine TMR (auf energetischer Basis hauptsächlich bestehend aus: 32 - 50 % Grassilage, 34 - 38 % Maissilage, der Rest zeitweise Sojapülpe, EEG, Luzerne-Cobs, Stroh).

Kraftfutterfütterung Mai bis Januar

Nach der Milchkontrolle Ende Mai 2019 erfolgte die Kraftfuttergabe weiterhin entsprechend der Einzelkuhleistung, Das heißt, ab 24 kg Milch wurde zusätzlich ein 18/4-er Kraftfutter gefüttert, obere Grenze: täglich 8 kg. Die Herde wurde in zwei Gruppen eingeteilt, gerade und ungerade Ohrnummer. Da die Ohrnummern der Reihe nach vergeben werden, sind die Tiere durch die Gruppenaufteilung dem Alter und der Laktationsnummer nach gleichmäßig verteilt. Kühe mit gerader Ohrnummer erhielten pro Tag 0,5 kg mehr, mit ungerader Ohrnummer 0,5 kg weniger an Kraftfutter. Dementsprechend erhielten die Tiere mit gerader Ohrnummer 8,5 kg KF/Tag und die mit ungerader Ohrnummer 7,5 kg KF/Tag.

Kraftfutterfütterung Januar bis heute

Ab Januar wurde erst ab 27 kg Milch 1 kg KF/kg Milch zugeteilt. Maximal erhielten die Tiere in der Gruppe "mehr Kraftfutter" 6,5 kg über den Transponder und die Gruppe "weniger Kraftfutter" 5,5 kg KF. In den folgenden Monaten wurde diese Kraftfuttermenge beibehalten, lediglich die Einstiegsgrenze änderte sich im März auf 30 kg, im April auf 29 kg und im Mai auf 28 kg Milch. In der Auswertung wurden nur die Kühe berücksichtigt, die eine individuelle Kraftfutterzuteilung über die übliche Ration hinaus erhielten.

Kraftfutterwirkung im Herdenmittel

Die Gruppe mit reduziertem Kraftfutter erhielt im Mittel 0,8 kg KF weniger/ Tag, wobei die Schwankung zwischen 0,3 und 1,2 kg weniger KF liegen (siehe Tab. 1: 2. letzte Zeilen). Über die komplette Herde gesehen haben die Tiere im Schnitt pro Monat 0,4 kg ECM mehr Milch gegeben, wobei hier die Schwankungen von -0,9 bis + 1,8 kg ECM reichen. Insgesamt folgt aus dieser Auswertung, dass die Gruppe, die im Durchschnitt weniger Kraftfutter bekommen hat, nicht weniger Milch, sondern tendenziell mehr Milch gegeben hat. Um noch genauere Aussagen zu treffen, wurde in dem folgenden Abschnitt noch zwischen den einzelnen Laktationsstadien unterschieden. Zusätzlich wurde die Grundfütterung genauer zur Bewertung hinzugezogen.


Tabelle 1: Kraftfutterwirkung 2019/ 2020 im Herdenmittel

 

 

Gruppe mit mehr Kraftfutter:

 

Monat

Juni

Juli

Sept.

Okt.

Nov.

Dez.

Jan.

Feb.

März

April

Mai

Ø

 

Kuhzahl

47

35

35

29

36

35

37

37

30

33

20

34

Laktation

Tage

227

188

174

168

179

179

199

188

186

175

187

186

Kraftfutter

kg/Tag

9,0

10,4

9,2

8,9

8,9

8,7

9,4

9,2

8,9

9,6

9,9

9,3

Milch

kg ECM/Tag

29,7

33

31,8

33,5

33,6

31,8

32,6

37,0

34,8

36,1

37,4

33,8

 

 

Gruppe mit weniger Kraftfutter:

 

Kuhzahl

43

35

38

30

30

35

38

42

29

36

27

35

Laktation

Tage

205

176

150

152

170

151

179

186

162

167

190

172

Kraftfutter

kg/Tag

8,7

9,7

8,0

8,3

8,0

7,7

8,7

8,5

8,6

8,7

8,9

8,5

Milch

kg ECM/Tag

31,3

32,7

32

32,8

32,7

32,5

33,9

37,7

36,6

37,1

36,6

34,2

 

 

Diff. Gruppe mit weniger zu mehr Kraftfutter

Jahresdiff.

Laktation

Tage

-22

-12

-24

-16

-9

-28

-20

-2

-24

-8

3

 

Kraftfutter

kg/Tag

-0,3

-0,7

-1,2

-0,6

-1,0

-1,0

-0,7

-0,8

-0,4

-0,9

-1,0

-0,8

Milch

kg ECM/Tag

1,6

-0,3

0,2

-0,7

-0,9

1

1

0,7

1,8

0,9

-0,8

0,4


Kraftfutterwirkung in Früh-, Mittel- und Spät-Laktation bei unterschiedlicher Fütterung

In untenstehenden Abbildungen werden die unterschiedlichen Laktationsstadien in Bezug auf Milchleistung und Kraftfuttergabe dargestellt. Der aktuelle Laktationsstand ist jeweils die Grundlage für die Berechnung. Bis zum Jahresende 2019 brachte bei den Tieren in der Frühlaktation (Abb.1) mehr Kraftfutter auch mehr Milch. Mit der Futterumstellung im Januar, verändert sich hier das Verhältnis. Die Tiere mit weniger Kraftfutter steigen in der Frühlaktation stark an.

Diese Beobachtung kann entweder darauf zurückzuführen sein, dass die Kühe bei Neueinstieg in die Laktation bei vorheriger reduzierter Kraftfutterfütterung das Futter besser verwerten (Entwicklung effizienterer Kühe?). Oder das ein qualitativ sehr hochwertiges Grundfutter vorliegt und weniger Grundfutterverdrängung durch Kraftfutter stattfindet. In der späteren und mittleren Laktation hingegen zeigt eine Veränderung der Kraftfuttergabe kaum einen Unterschied (Abb. 2 und Abb.3). Auch der Einfluss der Erstlaktierenden auf die Durchschnittsleistung konnte ausgeschlossen werden

Abbildungen

Fazit und Ausblick

Wenn Grundfutter umgestellt wird, sollte die Kraftfutterfütterung überprüft werden. Über die nächsten Monate wird weiter festgehalten, wie sich die unterschiedliche Kraftfuttergabe langfristig auswirkt.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Ökoteam Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Münster, den 03. Juli 2020

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