In den letzten Jahren haben sich an mehreren Standorten Problempflanzen ausgebreitet. Entscheidend dabei: Um welche Pflanzenart handelt es sich, in welchem Entwicklungszustand (vor/in Blüte/Samenreife) ist sie, wie hoch ist der Ertragsanteil und wie soll sie genutzt werden (Weide/Silage/Heu)?
Werden die Grünlandbestände in Trockenperioden lückiger, besteht die Möglichkeit, dass bisher nicht vorhandene Pflanzen einwandern. An sich sind artenreiche Bestände erwünscht. Die Kuh frisst, wenn sie wählen kann, eine Vielzahl von Pflanzen und das auch, wenn sonst genug Futter mit hohem Futterwert verfügbar ist. Leider können in die Lücken aber auch Problempflanzen einwandern.
Artenreiche Bestände zu entwickeln ist nicht immer so einfach. Viele Kräuter sind standortabhängig, vertragen meist keine Konkurrenz durch wüchsige andere Arten und keine zu intensive Nutzung. Vor allem müssen die meisten aussamen können. Wer derartige Bestände entwickeln will, sollte dies am besten auf einer Teilfläche testen, die möglichst wenig wüchsig ist. Hier keine Düngung ausbringen und extensiver nutzen, zum Beispiel später schneiden. Wüchsige Bestände sind hierfür wenig geeignet. Diese sind meist nicht artenreich und lässt man sie länger stehen, erntet man nachher nur strohig-filziges Material.
Wächst es im Frühjahr sehr stark und wird die Weide nicht rechtzeitig angepasst, dann selektieren die Tiere: Sie fressen nur das Schmackhafte, lassen das übrige stehen. Ein Problem, das sowohl im Flachland wie auch in den Hochlagen der Almen besteht. Die Folge: Unerwünschte Pflanzen breiten sich aus. Ein Beispiel ist die Wildrose auf einer Alm in Niederösterreich. Dem kann nur durch gezielte Weideführung, vor allem Portionierung und Koppelbildung, entgegengewirkt werden.
Bei der Herbstzeitlosen handelt es sich dagegen um eine starke Giftpflanze, giftig auch im Heu und in der Silage. Ab 1 % Ertragsanteil ist sie gesundheitsschädigend, ab 3 % soll sie tödlich sein. Um Herbstzeitlose zurückzudrängen, werden die Flächen im Herbst beweidet. Dadurch werden viele Blütenstände geknickt und es bilden sich im Folgejahr weniger Fruchtkapseln. Im Frühjahr, wenn die Fruchtkapseln kommen und der Restbestand noch relativ kurz ist, wird auch abgemäht. Später nach dem ersten Weidegang wird erneut gemäht, dabei wird der zweite Schwung an Kapseln erfasst. Gleichzeitig geht es der Pflanze an die Reserven. Ohne Aussamen sollte die Herbstzeitlose nach etwa vier Jahren verschwinden - so zumindest die Theorie.
Gerade in Trockenjahren gibt es immer wieder Angebote von Extensivflächen, die nicht in den Trog gehören. So auch Aufwüchse mit viel Klatschmohn. Der ist in der Blüte ab 3 % ebenfalls tödlich.
Wasserkreuzkraut ist wahrscheinlich nicht ganz so giftig wie Jakobskreuzkraut, soll aber ab 3 % Ertragsanteil auch tödlich sein. Auf einer Fläche in den Niederlanden trat die Pflanze 2018 das erste Mal auf. Durch tiefes Mulchen wurde versucht, sie zurückzudrängen. Mit der Folge: Die Pflanze hat unterhalb der Schnittfläche von 3 cm Blüten gebildet. 2020 stand stellenweise auf 20 % der Fläche Wasserkreuzkraut. Händig wurde es entfernt, eine Arbeit von Monaten. Besser: Frühzeitig die ersten Pflanzen ausstechen.
Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW
Katharina Weihrauch, LLH Hessen
Rasenschmiele bei Thomas Scholz auf der Rhön, bei Kurzrasenweide auch verbissen. Vor zwölf Jahren gab es hier stellenweise 50 % Rasenschmiele. Durch etwas Kalkung und vor allem intensiven Verbiss ist die Rasenschmiele zwischenzeitlich bis auf einzelne Bülten fast vollständig zurückgedrängt worden. Bei schwacher Mineralstoffversorgung ist allerdings auch eine entsprechende Ergänzung notwendig, so in einem Betrieb in Österreich, wo im Boden praktisch kein Phosphor mehr zu finden war. Erst nach Gabe von Hühnermist konnte die Rasenschmiele zurückgedrängt werden.
Auf einer anderen Fläche bei Cor den Hartog in den Niederlanden nach Nachmahd wurde vor 17 Jahren ein Rohrschwingelversuch angelegt. Bei freier Wahl lassen die Kühe den Rohrschwingel größtenteils stehen. Wo ganzflächig angelegt - so, dass die Weidetiere nicht wählen können -, finden sich vor allem mit weichblättrigen Sorten. Früh genutzt, wird der Rohrschwingel auch bei Beweidung gefressen, so die Erfahrung von Stefan Jegge in der Schweiz, der ihn gezielt auf trockenen Flächen aussät.