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Hochtourige Grasernte

11.05.2023

In der vergangenen Woche lief die Ernte von Ackergras zusammen mit dem Grünland am Niederrhein und in anderen Niederungslagen auf Hochtouren. In einem Zeitfenster von vier bis fünf Tagen herrschten überwiegend trockene und sonnenreiche Witterungsbedingungen als gute Grundlage, auch kurze Anwelkzeiten zu realisieren.

Beim Ackergras war, abgeleitet von den Reifeprüfungsergebnissen des Standortes Riswick, die optimale Schnittreife zumindest am Niederrhein schon überschritten. Das Gleiche galt auch für den Rohrschwingel. In weniger milden Regionen Westfalens lag die physiologische Reife des Ackergrases aber noch im Optimalbereich von 21 bis 22 % RF in TM. In den Mittelgebirgslagen ist die optimale Schnittreife beim Ackergras frühestens Ende dieser Woche zu erwarten.

Optimaler Schnitttermin verstrichen

Beim Grünland waren zumindest in der Rheinischen und Niederrheinischen Bucht die optimale Schnittreife für energie- und nährstoffreiche Grassilagen in der vergangenen Woche wahrscheinlich noch nicht ganz erreicht. Am Prüfstandort Riswick lagen die RF-Gehalte beim konventionell bewirtschafteten, von Deutschem Weidelgras dominierten Grasbeständen am 2. Mai bei 19,7% in der TM. Der Energiegehalt lag entsprechend bei 6,64 MJ NEL/kg TM. Jede Schnittzeitverzögerung bringt derzeit etwa eine RF-Zunahme von 0,3 % pro Tag, während der RP-Gehalt um 0,4 % in der TM und der Energiegehalt um etwa 0,05 bis 0,1 MJ NEL/kg TM abnimmt. Bei höheren Anteilen des Pflanzenbestandes mit frühen Gräsern, wie Knaulgras, Rohrschwingel oder Wiesenfuchsschwanz, vollziehen sich die physiologischen Veränderungen noch schneller. Insofern war vor dem Hintergrund der Wetterprognosen die Ernte auf dem Grünland zum jetzigen Zeitpunkt richtig. Das Zeitfenster für einen optimalen Schnitttermin, was Ackergras und Grünland betraf, aber auch im Hinblick auf die Aussaat von Mais nach Ackergras, schloss sich bereits am Freitagnachmittag. Dann kam es landesweit zu schauerartigen Niederschlägen, die allerdings hauptsächlich in Ostwestfalen Regenmengen von über 20 mm brachten.

Unterbrechung wegen Nässe

Diese Woche brachte nahezu landesweit täglich Niederschläge. Grasernte und Maisaussaaten sind daher zunächst einmal unterbrochen. Dort, wo das Grünland bereits geschnitten wurde, ergeben sich vor dem Hintergrund der prognostizierten Witterung gute Bedingungen, Gülle „verlustarm“ auszubringen, sofern eine Befahrbarkeit der Flächen gegeben ist. Ebenso ist bei den feuchten und milden Witterungsbedingungen der Wiederaustrieb und der Nachwuchs bei Grünland sehr zügig, was einen ertragsstarken zweiten Schnitt erwarten lassen kann.

Zuwachs in Mittelgebirge

Günstige Wachstumsbedingungen im Hinblick auf Temperatur und Wasserverfügbarkeit sorgen inzwischen auch in den Mittelgebirgslagen für tägliche Zuwachsraten von etwa 1 bis 1,2 dt/ha TM. Unter Berücksichtigung der DWD-Reifeprognosen kann die optimale Schnittreife etwa ab Mitte Mai erwartet werden. Vor dem Hintergrund der aktuellen Wetterlage steigen die RF-Gehalte an den Prüfstandorten im Sauerland und in der Eifel täglich um 0,2 bis 0,3 % in der TM an. Die Energiekonzentration nehmen in der gegenwärtigen Entwicklungsphase um 0,2 MJ NEL/kg TM ab.

Die Reifeentwicklung in den Mittelgebirgslagen hängt aber wesentlich von Höhenlage und Exposition ab. Hier kann es auch einzelbetrieblich große Unterschiede geben.


Hubert Kivelitz und Ingo Dünnebacke,

Landwirtschaftskammer NRW

 

Nachsaaten nach dem ersten Schnitt

Aufgrund der langanhaltenden Nässe konnten in diesem Frühjahr vielerorts die obligatorischen Frühjahrsnachsaaten nicht durchgeführt werden. Dort, wo das Grünland nach dem Winter lückenhaft war und jetzt nach dem ersten Schnitt noch nennenswerte Lücken aufweist, ist zu empfehlen, diese jetzt durch eine Nachsaat zu schließen. Dadurch kann einer zunehmenden Verunkrautung in den Bereichen der Lücken effektiv entgegengewirkt werden.

Das Zeitfenster für Nachsaaten mit dem Grünlandstriegel oder mit einer Direktsaatmaschine, wie Vredo oder Köckerling, ist derzeit jedoch relativ klein, da die aktuellen Witterungsbedingungen einen raschen Wiederaustrieb und ein schnelles Graswachstum erwarten lassen. Zudem kann es in den nächsten Tagen für den Einsatz von Grünlandstriegel und Direktsaattechnik zu nass sein. Alternativ kann jedoch über das Einmischen der Grassamen für die Nachsaat in die Gülle in Erwägung gezogen werden, wenn diese in den nächsten Tagen ausgebracht wird.

Die Samenverteilung über bodennahe Gülle-Verteiltechnik ist aufgrund des breiten Aggregatabstands von 20 bis 25 cm zwar nicht so optimal wie bei Striegel und spezieller Durchsaattechnik, vor dem Hintergrund der prognostizierten Witterung stellt dieses Verfahren aber einen vertretbaren Kompromiss dar, zumal durch die angekündigten Niederschläge das Saatgut in den Boden „eingewaschen“ werden kann und gute Keimungsbedingungen bestehen. Betragen die Lückenanteile nicht mehr als 5 bis 10 %, sind Nachsaatmengen von 8 bis 10 kg/ha ausreichend.


Hubert Kivelitz

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