Kann man jetzt noch Kleegras oder Luzernegras säen? Unter anderem Betriebsleiter in Mittelgebirgslagen, die derzeit erst das Getreide ernten konnten, stellen sich diese Frage, denn gerade in diesen Lagen sind Aussaaten im September unsicher, vor allem Blanksaaten. Luzernesaaten versucht man eher zu Beginn August in den Boden zu bekommen, Rotkleegras bis Ende August. Nur in milden Lagen kann es etwas später sein.
Dass auch spätere Saaten in einzelnen Jahren gut ausgehen können, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dann auch kritisch werden kann. So sind 2004 viele Ansaaten ab Mitte September nichts geworden, weil die Kleearten im Winter ausgefallen sind. Und dass auch in milden Lagen, wie am Niederrhein und in den Niederlanden.
Aber manchmal hat man einfach keine Wahl, wie 2019. Vor Mitte September war es einfach zu trocken. Versuchsmäßig wurden in diesem Jahr ab Mitte September bis Anfang Oktober Kleegras, Luzernegras und Kräutermischungen als Blanksaat ausgesät. Nach Aussaat um den 20. September war der Auflauf zum Glück noch zügig, wie im Bild unten links vom 4. Oktober zu sehen, und Anfang Mai stand die Luzerne sogar auf einem sehr leichten Boden deutlich in der Reihe, hier auf einem 18er Sandboden im Münsterland, siehe das zweite Bild unten. Der starke Besatz an Beikräutern war nach der ersten Nutzung weg und der Bestand hat sich gut entwickelt. Kritischer sah es mit dem im Oktober erst gesäten am Niederrhein aus. Die Pflanzen waren auch Anfang April noch sehr klein und Frost von minus 1,5 o C zeigte seine Wirkung, siehe Bild drei. Sie haben trotzdem überlebt und einen guten Aufwuchs gebildet. Bei minus 5 o C waren dagegen schon mehrere Triebe erfroren, auf dem Foto ganz rechts unten zu sehen.
Starke Fröste im Winter müssen keine Schäden verursachen, auch nicht bei Luzerne. Problematisch sind die Spätfröste. Hier sind südländische Sorten besonders gefährdet, wie die Sortenvergleiche am Dottenfelderhof und in Westfalen die letzten beiden Winter zeigten.
Das Ziel ist klar: Letztendlich muss ein qualitativ und quantitativ leistungsstarker Bestand dastehen. Die Saat- und Auflaufbedingungen, aber auch die weitere Entwicklung sind im Vorhinein immer weniger planbar. Sowohl Blanksaaten als auch Untersaaten können von Trockenheit betroffen werden - und das teils im Frühjahr sowie auch im Sommer. Die Gefahr von Spätfrostschäden soll ebenfalls zunehmen. Was also tun? Hier kommt man am einzelbetrieblichen Test nicht vorbei. Mit welcher Sicherheit kommt man ans Ziel?
Im Projekt Demonet-KleeLuzPlus wird auf Praxisflächen alternativ die Herbst-/Winter- und Frühjahrsuntersaat von Rotkleegras und Luzernegras demonstriert und zwar auf einem lehmigen Sand (Deckfrucht: Dinkel) als auch auf einem Lehmboden (Deckfrucht: Wintergerste oder Winterweizen). Monatlich zwischen Anfang November und Ende März wird jeweils auf 6 m² Parzellen ausgesät und eingerecht. Mehrere Praxisbetriebe testen aber selbst auch verschiedene Möglichkeiten: Blanksaaten als auch Untersaaten, letzteres unter Getreide oder Landsberger Gemenge. Was waren die bisherigen Erfahrungen?
Luzerne:
Rotklee:
Winter 2020/21 und Frühjahr 2021: Untersaaten unter Wintergetreide aus dem Winter 2020/21 und Frühjahr 2021 hatten es auf verschlämmtem Boden schwer, andernorts waren sie gut entwickelt. Das galt auch für Untersaaten unter Landsberger Gemenge und Sommergetreide. Wo die Deckfrucht zu üppig wurde, ist aus der Untersaat allerdings nichts geworden (untenstehende Bilder: links Luzerne unter Triticale in Ostwestfalen, rechts nach Ernte von Hafer/Peluschken in Südwestfalen).
Sebastian Glowacki,
Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW