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Etablierung von Ackerfutter in Zeiten des Klimawandels

20.09.2021

Kann man jetzt noch Kleegras oder Luzernegras säen? Unter anderem Betriebsleiter in Mittelgebirgslagen, die derzeit erst das Getreide ernten konnten, stellen sich diese Frage, denn gerade in diesen Lagen sind Aussaaten im September unsicher, vor allem Blanksaaten. Luzernesaaten versucht man eher zu Beginn August in den Boden zu bekommen, Rotkleegras bis Ende August. Nur in milden Lagen kann es etwas später sein.

Gefahr von Auswinterungsschäden

Dass auch spätere Saaten in einzelnen Jahren gut ausgehen können, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass es dann auch kritisch werden kann. So sind 2004 viele Ansaaten ab Mitte September nichts geworden, weil die Kleearten im Winter ausgefallen sind. Und dass auch in milden Lagen, wie am Niederrhein und in den Niederlanden.

Aber manchmal hat man einfach keine Wahl, wie 2019. Vor Mitte September war es einfach zu trocken. Versuchsmäßig wurden in diesem Jahr ab Mitte September bis Anfang Oktober Kleegras, Luzernegras und Kräutermischungen als Blanksaat ausgesät. Nach Aussaat um den 20. September war der Auflauf zum Glück noch zügig, wie im Bild unten links vom 4. Oktober zu sehen, und Anfang Mai stand die Luzerne sogar auf einem sehr leichten Boden deutlich in der Reihe, hier auf einem 18er Sandboden im Münsterland, siehe das zweite Bild unten. Der starke Besatz an Beikräutern war nach der ersten Nutzung weg und der Bestand hat sich gut entwickelt. Kritischer sah es mit dem im Oktober erst gesäten am Niederrhein aus. Die Pflanzen waren auch Anfang April noch sehr klein und Frost von minus 1,5 o C zeigte seine Wirkung, siehe Bild drei. Sie haben trotzdem überlebt und einen guten Aufwuchs gebildet. Bei minus 5 o C waren dagegen schon mehrere Triebe erfroren, auf dem Foto ganz rechts unten zu sehen.

Starke Fröste im Winter müssen keine Schäden verursachen, auch nicht bei Luzerne. Problematisch sind die Spätfröste. Hier sind südländische Sorten besonders gefährdet, wie die Sortenvergleiche am Dottenfelderhof und in Westfalen die letzten beiden Winter zeigten.


 


Einzelbetriebliche Tests unerlässlich

Das Ziel ist klar: Letztendlich muss ein qualitativ und quantitativ leistungsstarker Bestand dastehen. Die Saat- und Auflaufbedingungen, aber auch die weitere Entwicklung sind im Vorhinein immer weniger planbar. Sowohl Blanksaaten als auch Untersaaten können von Trockenheit betroffen werden - und das teils im Frühjahr sowie auch im Sommer. Die Gefahr von Spätfrostschäden soll ebenfalls zunehmen. Was also tun? Hier kommt man am einzelbetrieblichen Test nicht vorbei. Mit welcher Sicherheit kommt man ans Ziel?

Beispiele aus der Praxis

Im Projekt Demonet-KleeLuzPlus wird auf Praxisflächen alternativ die Herbst-/Winter- und Frühjahrsuntersaat von Rotkleegras und Luzernegras demonstriert und zwar auf einem lehmigen Sand (Deckfrucht: Dinkel) als auch auf einem Lehmboden (Deckfrucht: Wintergerste oder Winterweizen). Monatlich zwischen Anfang November und Ende März wird jeweils auf 6 m² Parzellen ausgesät und eingerecht. Mehrere Praxisbetriebe testen aber selbst auch verschiedene Möglichkeiten: Blanksaaten als auch Untersaaten, letzteres unter Getreide oder Landsberger Gemenge. Was waren die bisherigen Erfahrungen?

Luzerne:

  • Im Spätherbst aufgelaufene Pflanzen verfrieren regelmäßig, auch im milden Winter 2019/20. Blanksaaten im März 2020 sind im Raum Berlin bei Nachtfrösten Mitte April ebenfalls erfroren, Blanksaaten Mitte April haben sich aber gut entwickelt.
  • Untersaaten Ende Dezember, Ende Januar und Ende Februar bildeten 2020 die dichtesten Bestände mit 120 Pflanzen/m². Sie haben das für Frost empfindliche Stadium wahrscheinlich erst nach den kalten Nächten erreicht. Hier muss man wissen: Was in der kalten Jahreszeit gesät wird, das braucht einen bis zwei Monate bis zum Auflaufen.

Rotklee:

  • Rotklee konnte sich die beiden letzten Jahre zu allen Zeiten etablieren, sowohl als Untersaat als auch als Blanksaat. Ausnahme: Nach Untersaaten Ende Februar 2020 entwickelten sich nur 40 Rotkleepflanzen pro m² (Untersaaten Ende November bis Ende Februar: 100 Pflanzen/m²). Bei Untersaaten Ende März 2020 waren nach der Getreideernte keine Pflanzen zu finden. Hier hat sich wahrscheinlich die Frühjahrstrockenheit ausgewirkt.

Winter 2020/21 und Frühjahr 2021: Untersaaten unter Wintergetreide aus dem Winter 2020/21 und Frühjahr 2021 hatten es auf verschlämmtem Boden schwer, andernorts waren sie gut entwickelt. Das galt auch für Untersaaten unter Landsberger Gemenge und Sommergetreide. Wo die Deckfrucht zu üppig wurde, ist aus der Untersaat allerdings nichts geworden (untenstehende Bilder: links Luzerne unter Triticale in Ostwestfalen, rechts nach Ernte von Hafer/Peluschken in Südwestfalen).


 


Empfehlung vor allem für Untersaaten
  • Bei Nutzung der Deckfrucht als Ganzpflanzensilage, bei Körnernutzung in der Regel nicht geeignet: Was bei zeitig ausgebrachten Untersaaten im Frühjahr schon bisher immer wieder Probleme macht, dass dürfte nach Untersaaten im Herbst/Winter bei normaler Frühjahrswitterung eher die Regel sein: Vor allem Rotklee wächst hoch und gefährdet den Drusch. Dass es so weit 2020 nicht kam, lag an der Frühjahrstrockenheit: Auch den im Frühjahr schon kräftig entwickelten Rotkleepflanzen fehlte es einfach an Wasser. 2021 sah das schon anders aus. Da half stellenweise auch ein hoher Mähdrusch nicht mehr.
  • Kleinflächig auf wenigen m² selbst testen. Sollte das Verfahren sich auch in etwas kälteren Wintern als erfolgreich erweisen und nur selten zu Auswinterung kommen, hätte man eine Alternative zur Frühjahrs-/Sommeraussaat. Aber auch Vorsicht: Was beim Nachbarn gelingt, das muss nicht bei Ihnen gelingen. Zu vielfältig sind die Einflussfaktoren.
  • Deckfrüchte: Frühgesätes Wintergetreide (testweise Wickroggen-Gemisch) mit reduzierter Saatstärke und Untersaat gleichzeitig säen. Wie stark reduziert die Saatstärke der Deckfrucht, dass hängt von der Nährstoffnachlieferung aus dem Boden und damit der Wüchsigkeit der Deckfrucht ab.
  • Saatstärke der Untersaat: Normale Saatstärke für Untersaaten verwenden. Hier nicht sparen. Sollte die erste Auflaufwelle abfrieren gibt es für die 2. Welle immer noch einiges an Körnern. Das kann für einen ausreichenden Aufwuchs reichen.
  • Blanksaaten sind deutlich frostempfindlicher als Untersaaten. Ihnen fehlt der Schutz durch die Deckfrucht. Blanksaaten sollten deshalb grundsätzlich im Frühjahr oder direkt nach der Getreideernte erfolgen und sich vor Winter noch kräftig entwickeln. Spätere Ansaaten sind eine Notmaßnahme, beispielsweise bei Futterknappheit.

Sebastian Glowacki,

Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW

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