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Reifeprüfung: Grünlandwachstum auf niedrigem Niveau

06.05.2021

Die Ernte der Winterzwischenfrucht Ackergras, oder auch von Mischungen, wie Landsberger Gemenge, wird in Ökobetrieben Anfang letzter Woche weitgehend abgeschlossen worden sein, insbesondere dann, wenn Mais als Folgekultur ansteht. Die Erntebedingungen waren gut, die Erträge mindestens zufriedenstellend und auch die Energiegehalte waren bei dem geernteten physiologischen Reifestadium (Ähren hatten noch nicht geschoben) mit 6,4 bis 6,6 MJ NEL/kg TM vergleichsweise hoch.

Die Wachstumsraten auf dem Grünland blieben landesweit aufgrund der bislang sehr niedrigen Tages- und Nachttemperaturen selbst in den Niederungslagen weit hinter den sonst üblichen Werten zurück. Am Prüfstandort Riswick lagen die täglichen Zuwachsraten bei konventionell und ökologisch bewirtschafteten Grünland in der letzten Woche durchschnittlich bei 1,3 und bei 0,8 dt/ha TM. Die DWD-Prognosen lagen etwas darunter. Die Energiegehalte liegen in den Niederungslagen entsprechend der Reifeprognose des DWD derzeit noch bei 6,9 (konventionell) und bei 7,2 MJ NEL/kg TM (ökologisch), also immer noch deutlich vor der optimalen Schnittreife. Bedingt durch die häufig intensive Sonneneinstrahlung tagsüber sind die Zuckergehalte vor allem bei von Deutschem Weidelgras dominierten Beständen sehr hoch. Viel Sonne tagsüber und niedrige Temperaturen nachts können dann zu hohen Fructangehalten im Gras führen. Dies ist insbesondere bei der Pferdeweideführung wegen des Risikos von Hufrehe kritisch zu sehen.

Während an den Reifeprüfungsstandorten in der Eifel bisher schon passable Futtermengen gewachsen sind - rund 20 dt/ha TM bei konventioneller und etwa 15 dt/ha TM bei ökologischer Bewirtschaftung -, liegen die derzeitigen Erträge an den Prüfstandorten in Remblinghausen im Sauerland mit 6 dt/ha TM am 29. April auf einem sehr niedrigen Niveau.

Gedüngte Bestände weiter

Große Unterschiede im Hinblick auf das Ertragsniveau ergeben sich in der Düngungsintensität und Düngeart. Überall dort, wo mehr oder weniger hohe Mengen mineralischen Stickstoffs ausgebracht wurden, sind die Wachstumsraten deutlich höher als bei ausschließlich nur mit Gülle gedüngtem Grünland. Die Umsetzungsprozesse des organisch gebundenen Gülle-Stickstoffs sind bei den niedrigen Bodentemperaturen sehr verlangsamt. Die relative Trockenheit in den obersten 5 cm Bodenauflage kam hier als verstärkender Faktor noch hinzu.

Die Gräser des Grünlandes sind zwar derzeit physiologisch und phänologisch sicher noch deutlich hinter dem Durchschnitt der Jahre zurück und der Schnittzeitpunkt wird sich um zehn bis 14 Tage nach hinten verschieben, aber letztlich hat auch die Tageslichtlänge maßgeblichen Einfluss auf die Blütenstandsbildung. Nach Beobachtungen aus den Sortenprüfungen des Deutschen Weidelgrases in Kleve schieben die frühen Sorten seit Anfang dieser Woche die Ähren. Etwa eine Woche später folgt meist die mittlere Reifegruppe.

Fehlende Wärme

Entsprechend der Wetterprognosen wird die kühle, wenn auch seit Dienstag regnerische Witterung bis Ende der Woche anhalten und damit werden deutliche Zuwachsraten vor allem in höheren Lagen ausbleiben. Erst dann soll es zunächst deutlich wärmer werden. Mit Temperaturen von 18 bis 21 °C auch in den Mittelgebirgslagen wird es auf jeden Fall auf dem Grünland einen deutlichen Wachstumsschub geben, vor allem dort, wo mineralischer Stickstoff gedüngt wurde. Dennoch werden Erträge zur optimalen Schnittreife bei 21 bis 22 % Rohfaser im ersten Aufwuchs aller Voraussicht nach unter einem Normalniveau bleiben, weil einfach die Temperaturen in den letzten Wochen zu niedrig waren - wobei in den letzten drei Jahren bereits trockenheitsbedingt kaum Normalerträge erreicht wurden!

Fehlendes Wasser

Erhoffte Niederschläge waren ab Dienstag landesweit angekündigt, auch wenn diese unter den Mengen geblieben sein dürften, die eigentlich für hohe Zuwächse bis zur Ernte und darüber hinaus noch benötigt werden. Bezogen auf das pflanzenverfügbare Wasser im Oberboden bis 25 cm (nFK-Wert) ist nach dem UFZ-Dürremonitor des Helmholzinstitutes aufgrund der bisher geringen Verdunstungsraten und Zuwächse zwar bisher noch kein Trockenstress aufgetreten, dennoch bleibt Wasser für das Grünland in den nächsten Wochen ein knapper Wachstumsfaktor. Denn auch der April war mit durchschnittlich landesweit 34,7 mm Niederschlag absolut zu trocken (langjähriges Mittel 1961 bis 1990: 58 mm). Ab Mitte Mai soll es den Prognosen nach weitere Niederschläge geben. Der vergangene April war in NRW mit einer Durchschnittstemperatur von 6,0°C zwar nicht der kälteste April seit Beginn der Wetteraufzeichnungen 1881 (1917 mit 4,3°C), aber der kälteste seit 1977 (5,7°C). Für die Keimung und Entwicklung der Frühjahrsnachsaaten waren die Witterungsbedingungen alles andere als günstig. Sie liefen schlecht auf und entwickelten sich nur sehr zögerlich oder wurden von den zahlreichen Bodenfrostereignissen geschädigt. In der Folge besteht in größeren Lückenbereichen ein erhöhter Verunkrautungsdruck. Die weiterhin bestehende Mäuseproblematik auf vielen Grünlandflächen, trägt zur Gesamtproblematik zusätzlich bei.

Die tabellarischen Übersichten mit den Prognosewerten finden Sie hier.

Hubert Kivelitz und Ingo Dünnebacke,

Landwirtschaftskammer NRW

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