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Planvoll weiden mit dem "Riswicker Weideplaner"

14.03.2014

Das Ziel einer optimalen, verlustarmen und effizienten Weideführung ist dann erreicht, wenn sich der Weidefutterbedarf der Milchviehherde während der Weideperiode mit dem Weidefutterangebot weitgehend deckt, sowohl bei Vollweide, Halbtagsweide als auch bei Siesta-Beweidung und unabhängig vom Weidesystem. Hofnahe Grünlandflächen eignen sich besonders zur Beweidung mit Milchkühen. Das System der Kurzrasenweide bietet bei planvoller Bewirtschaftung äußerst schmackhaftes und qualitativ hochwertiges Weidefutter, wenn die Weideflächenzuteilung geschickt erfolgt. Hier hilft der „Riswicker Weideplaner und Weidekalender“ im Vorfeld (öffnet eine externe Webseite in einem neuen Fensterwww.riswick.de).

Mit „Riswicker Weideplaner“ Weideführung konzipieren

Drei Kenngrößen sind prinzipiell für die Weideflächenplanung erforderlich:

  1. die Herdengröße – Anzahl weidender Kühe, 
  2. die angestrebte tägliche Futteraufnahme je Kuh auf der Weide und
  3. der standorttypische Verlauf des Futterzuwachses

Für die Futteraufnahme gelten folgende Faustzahlen:

  • bei Ganztagsbeweidung (Vollweide) bis zu 17 kg TM/Tier und Tag
  • bei Halbtagsbeweidung bis zu 10 kg /Tier und Tag 
  • bei Siesta-Weide = stundenweise Beweidung bis zu 1kg TM/Tier und Stunde

Diese durchschnittlichen Erfahrungswerte können allerdings durch die Zufütterung im Stall sehr deutlich reduziert sein, insbesondere wenn die Tiere gesättigt auf die Weide gehen. Es besteht erfahrungsgemäß vor allem bei Halbtags- und Siestaweide die Gefahr, dass hohe Zufuttermengen im Stall die Weidefutteraufnahme deutlich senken und kostenintensive Weideverluste fördern.

Die größte Unsicherheit bei der Flächenplanung besteht bei der Abschätzung des Graswachstumspotentials des Grünlandes. Im öffnet eine externe Webseite in einem neuen FensterRiswicker Weideplaner, einem Kalkulationsprogramm, sind basierend auf den Ergebnissen der Ertragserhebungen der vergangenen Jahre die mittleren täglichen Zuwachsraten für die verschiedenen Regionen von NRW bei unterschiedlichsten Standort- und Bewirtschaftungsbedingungen hinterlegt. Auf  Basis dieser Daten kann mit dem Programm betriebsspezifisch der Flächenbedarf je Kuh oder Herde bzw. die optimale Besatzdichte im Vegetationsverlauf ermittelt werden (Übersichten). Die beiden Übersichten zeigen jeweils eine Weidemanagementplanung für einen Voll- bzw. Halbtagsweidebetrieb.

Ziel ist es, den Weideflächenbedarf so zu bemessen, dass Graswachstum bzw. Weideaufwuchs einerseits und Grasverzehr durch die weidende Herde andererseits möglichst übereinstimmen.

Für eine bestmögliche Verwertung des Weidegrases muss der Kuhherde jederzeit das optimale, qualitativ hochwertige Weidefutterangebot ausreichend, aber nicht zu reichlich zur Verfügung stehen. Mit einer an das Graswachstum angepassten Besatzdichte lässt sich eine beachtliche Milchleistung aus dem Weideaufwuchs erzielen.

Wegen des charakteristischen Verlaufs des Graswachstums lässt sich die Weideperiode in fünf Zeiträume einteilen (Übersichten). Der zeitliche Verlauf sowie der mittlere Graszuwachs während der Zeiträume variiert in den verschiedenen Anbauregionen je nach Bewirtschaftung (konventionell oder ökologisch), Standort, Höhenlage und daraus resultierendem Vegetationsbeginn. Unter konventionellen Bedingungen bewegen sich die durchschnittlichen Grünlanderträge auf etwas höherem Niveau als bei ökologischer Wirtschaftsweise. Bei hohen Weißkleeanteilen auf Ökoweiden ist die Ertragsdepression vergleichsweise geringer und es lassen sich dann ähnlich hohe Erträge wie auf konventionellen Vergleichsflächen erwarten.

Zu Beginn der Vegetation ist die so genannte Vorweide sowie bei der Spätherbstweide gegen Vegetationsende die stundenweise Beweidung mit einer entsprechenden Zufütterung im Stall ratsam, da der tägliche Trockenmassezuwachs während dieser Zeiten relativ gering ist. Entscheidend ist der Bewirtschaftungszeitraum von Mitte April bis Ende September (2.- 4. Zeitraum), der möglichst intensiv durch Beweidung oder Schnitt erfolgen sollte, da hier mit deutlich höheren Zuwachsraten gerechnet werden muss, die es optimal und kostengünstig zu nutzen gilt. Den größten Einfluss nimmt natürlich in jedem Jahr die Witterung auf den Graszuwachs und gibt somit das Weidemanagement gewissermaßen vor. Wichtig sind regelmäßige, engmaschige Wuchshöhenkontrollen und entsprechende Weideflächen- bzw. Tierbesatzanpassungen.  

System Kurzrasenweide

In vielen Betrieben hat sich aus arbeitswirtschaftlichen Gründen die Kurzrasenweide, auch als intensive Mähstandweide bezeichnet, durchgesetzt. Die Unterteilung der Fläche in feste Koppeln erübrigt sich, die Flächenanpassung an den Futterzuwachs wird kostengünstig ggf. über einen mobilen E-Zaun realisiert. Eine eher knappe Flächenzuteilung auf der Kurzrasenweide sorgt grundsätzlich für ein homogenes Abweiden der Flächen. Futterverluste werden minimiert und der gesamte Aufwuchs weitgehend in Milchleistung umgewandelt. Die Kombination von hohem Energiegehalt aus jungem Weidefutter (> 6,3 MJ NEL/kg TM) und minimalem Weiderest liefert höchste Energieerträge je Hektar Kurzrasenweide. Auf Standorten mit unzureichender Arrondierung eignet sich allerdings eher die Umtriebsweide. Sie verdient auch dann den Vorzug, wenn die Tiere nur stundenweise aufgetrieben werden, denn je höher der Anteil der Zufütterung im Stall, desto wählerischer sind die Tiere auf der Weide und desto schwieriger wird die Steuerung der intensiven Beweidung auf der Kurzrasenweide.

Wuchshöhenkontrolle

Im Laufe der Weideperiode werden die in der Planungsphase gewählten Annahmen überprüft und laufend, wöchentlich angepasst. Herden- und Weideflächengröße werden ständig aktualisiert. Zur Erfassung der Angaben eignet sich ein Weidekalender (www.riswick.de). Hinsichtlich der Flächenanpassung werden die aktuellen kalkulatorischen Wachstumsdaten zugrunde gelegt. Die Wuchshöhe des Weidebestandes spiegelt die Entwicklung der Futtergrundlage wider. Durchschnittliche Wuchshöhen auf der Kurzrasenweide sollten unter Vollweidebedingungen bei 5 - 6 cm und unter Halbtagsweidebedingungen bei 6 – 7 cm liegen. Die Messungen der Wuchshöhen erfolgen mindestens einmal wöchentlich, dienen der regelmäßigen Kontrolle und machen ggf. eine Flächen- bzw. Herdenanpassung erforderlich. Ein überproportionaler Anteil an Geilstellen (überalterter Aufwuchs) gibt Hinweise auf ein unstimmiges Weidemanagement, das Weideverluste und Kosten verursacht.

Junge Weide garantiert Futterqualität

Durch eine sehr konsequente Weideflächenzuteilung mit begrenzten mittleren Wuchshöhen von 5 – 6 cm können Weidefutterverluste sehr gering gehalten werden. Bei der Kurzrasenweide handelt es sich um stets junges, qualitativ hochwertiges, energiereiches und hochverdauliches Weidefutter: Durchschnittliche Weidefutterqualitäten von über 6,5 MJ NEL während der Weideperiode, bei der Frühjahrsweide sogar über 7 MJ NEL/ kg TM Weidefutter sind erreichbar!

Weideanteil und Zufütterung im Stall sinnvoll kombinieren

Die Futteraufnahme auf der Weide hängt von den Faktoren Weidequalität, Weidereste, Weidezeiten sowie Zufütterung im Stall ab. Die im Stall angebotene Ration muss bezüglich der Qualität und Menge der Weidefutteraufnahme angepasst werden. Im Frühjahr (Frühlingsweide) können Weideanteil bzw. Besatzdichte entsprechend hoch gewählt werden mit einer Zufütterung im Stall auf niedrigerem Niveau. Lässt das Graswachstum in trockenen Sommermonaten (Sommerweide) oder im Herbst deutlich nach, muss der fehlende Weideaufwuchs im Stall durch eine abgestimmte Zufütterung entsprechend kompensiert werden.

Weideflächen wechseln

Weide und Schnitt im Wechsel bietet Vorteile: Die Kühe fressen nach einem Schnitt den jungfräulichen Aufwuchs besonders gerne, die Weidefutteraufnahme steigt, Weideverluste sinken. Außerdem wird aktiver Wasserschutz betrieben: Bei Mähnutzung werden mit jedem Schnitt Nährstoffe von der Fläche abgefahren, bei Weidenutzung sind die Nettoentzüge hingegen erheblich geringer, da der überwiegende Teil der von den Tieren mit dem Weidefutter aufgenommenen Nährstoffe über Kot und Harn wieder auf die Fläche rückgeführt wird. Die N-min-Gehalte unter Mähweidenutzung liegen im Ökobetrieb Haus Riswick mit durchschnittlich 30 – 35 kg N-min-N/ha deutlich unter den noch tolerablen Werten von 45 – 50 kg N-min-Stickstoff in der Bodentiefe von 0 – 90 cm unter reiner Beweidung.

Fazit

Für eine effiziente, verlustarme, wirtschaftliche Weideführung sollte das Weidemanagement im Vorfeld geplant sein und die Weideführung während der Weideperiode kritisch begleitet werden. Dabei helfen Riswicker Weideplaner und Weidekalender (öffnet eine externe Webseite in einem neuen Fensterwww.riswick.de).

Quelle: Anne Verhoeven und Dr. Clara Berendonk, Versuchs- und Bildungszentrum Haus Riswick

Weitere Informationen

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