Aktueller Inhalt:

Hitze und Tiergesundheit: Erfahrungen der letzten Monate

17.09.2018

Bei großem Hitzestress müssen andere Stressfaktoren so gering wie möglich gehalten werden. Stellgrößen sind unter anderen Wasser-, Spurenelementversorgung und Futterangebot. Nach Ende der Hitzeperiode baut sich die Widerstandskraft erst langsam wieder auf, so dass Hitzefolgen teils zeitverzögert auftreten. Nachfolgend finden sie einige Beispiele, die erläutern, wie sich Hitzestress auf Weidetiere auswirken kann.

Hitze überwiegend gut verkraftet

Ein Teil der Milchviehbetriebe mit Tag- und Nachtweide melden, dass während der Trockenperiode neben der Weide im Stall zugefüttert werden musste. Die Milchleistung ging zurück. Offensichtlich wurde die Tiergesundheit aber nicht beeinträchtigt, denn die Zellgehalte blieben auf üblichem Niveau, auch bei Kalbung und Belegung gab es keine Probleme. Da, wo es dann endlich geregnet hat, steigen zwischenzeitlich Milchleistung und Flächenleistung wieder an.

Tiergesundheit: Wasserversorgung wichtiger als Schatten

Heute ist die Wasserversorgung auf den meisten Betrieben mit hohem Weideanteil besser als im Jahr 2003, das ebenfalls überdurchschnittlich trocken und heiß war. Das bestätigen auch die Zellgehalte in der Milch. Sie blieben auf vielen Betrieben relativ konstant. Dort, wo dies nicht der Fall war, gab es Probleme in der Hitzeperiode.

Die Auswertungen von 91 Betrieben in 2003 zeigten, dass nicht der Schatten entscheidend ist, sondern eine ausreichende Wasserversorgung. Wenn sie stimmt, gibt es nur selten Komplikationen. Bei Problemen ist nicht immer die gesamte Herde betroffen. Ranghöhere Tiere saufen zuerst und ziehen weiter in den Schatten. Rangniedrigere nehmen nur unzureichend Wasser auf, weil sie mit der Herde mitziehen. Hitzestress bei Rangniedrigeren ist damit vorprogrammiert.

Das bestätigt eine Untersuchung des ZALF (Leibniz-Zentrum für Agrarlandschaftsforschung e. V.) in Brandenburg, bei der die Körpertemperatur der Herde gemessen wurde: Bei zwei Tieren mit niedrigem Rang wurden Maximaltemperaturen von über 41 °C gemessen.

Probleme teils zeitverzögert

Bei anderen Betrieben kam es aber auch zu einem deutlichen Anstieg der Zellgehalte. Auf einem Betrieb waren die Zitzen bei mehreren Kühen entzündet (15 % der Herde), unruhiges Melken, ungenügend ausgemolkene Euter und erhöhte Zellgehalte waren die Folge. Die Symptome traten allerdings erst um den 20. August auf und damit erst nach der Hitzeperiode. Offensichtlich war die Widerstandskraft geschwächt und die Tiere entsprechend anfälliger. Vergleichbares gab es auch in 2003: Auch hier traten beispielsweise in Milchviehherden erhöhte Zellgehalte erst nach der Hitzezeit im Herbst auf, beispielsweise nach Futterwechsel.

Naturschutzgebiete: Futtermangel und schlechte Gewichtsentwicklung trotz ausreichend Aufwuchs

Bei Auflage von maximal einem Rind pro Hektar könnte man davon ausgehen, dass die Tiere ausreichend Futter haben. Das ist aber eine völlig falsche Einschätzung, insbesondere, wenn die Rinder erst spät oder in Zeiten von starkem Wachstum aufgetrieben werden. Dann verbeißen sie nur einen kleinen Teil der Fläche. Der Rest bleibt stehen und altert zunehmend. Dieser Rest ist keine Futterreserve. Er wird auch dann nicht gefressen, wenn die Tiere nicht mehr satt werden.

Beim Besuch einer solchen Fläche Ende August waren die Rinder relativ mager. Zum Herbst hin wird es zwischen dem abgestorbenen Pflanzenteilen wieder grün werden, dieser Aufwuchs wird dann auch wieder verbissen werden.

Abhilfe

Im Frühjahr so früh wie möglich und damit zu Zeiten von noch geringem Zuwachs auftreiben. Damit wird der Pik im Mai/Juni mit extrem starkem Zuwachs im Frühjahr gekappt und es bleiben weniger Weidereste stehen.

Gute Gewichtsentwicklung auch bei schwachem Pflanzenbestand

Auf einem Bestand mit fast ausschließlich Rasenschmiele, der jedoch durchgehend kurz gehalten wurde, machten die weidenden Mutterkühe mit Kälbern einen guten Eindruck. Aufgrund des hohen Anteils von 80 - 90 % Rasenschmiele hatten die Weidetiere aber auch keine andere Wahl und haben intensiv verbissen.

Bei sehr knapper Futterversorgung: Kälber sahen sehr "sportlich" aus

Eine Charolaisherde hatte in der Trockenheit bis auf unter 2 cm stark verbissen. Die Kälber sahen gesund aus, die Zunahmen waren aber begrenzt. Wahrscheinlich fehlte es den Muttertieren aufgrund des knappen Zuwachses an Milch. Hier wird es interessant sein, zu sehen, wie sich die Kälber bei dem nach dem Regen einsetzenden stärkeren Wachstum weiter entwickeln. Und welche Zunahmen sie nach dem Absetzen bringen. Wie stark ist beispielsweise das kompensatorische Wachstum?

Erholung nach Ende der Trockenheit

Aufzuchtrinder und Kühe haben die Trockenheit mehrheitlich besser überstanden, als bei dem knappem Zuwachs zu erwarten war. Allerdings gab es je nach Fläche auch deutliche Unterschiede. Auf einem Betrieb war hierfür möglicherweise auch die Spurenelementversorgung verantwortlich: Die gut entwickelten Tiere hatten Boli bekommen, die anderen dagegen nicht.

In Gebieten, in denen es in den letzten Wochen ausreichend geregnet hat, haben die Tiere zwischenzeitlich wieder zugenommen, die Einzeltierleistung und die Flächenproduktivität sind angestiegen.

Quelle: Dr. Edmund Leisen, Öko-Team LWK NRW, Münster, 12. September 2018

Weitere Informationen

Abonnieren Sie den Ökolandbau NRW-Newsletter





Die obenstehende Einwilligungserklärung kann jederzeit formlos gegenüber dem Ministerium für Landwirtschaft und Verbraucherschutz, Stadttor 1, 40219 Düsseldorf, (E-Mail: Poststelle@mlv.nrw.de) widerrufen werden: Die von Ihnen auf dieser Seite angegebenen personenbezogenen Daten (zum Beispiel Name, E-Mail-Adresse, Anschrift usw.) werden vertraulich und nur zur Versendung der von Ihnen abonnierten Newsletter des Ministeriums per E-Mail verwendet. Ihre Daten werden ausschließlich auf dem Server des Landesbetriebs Information und Technik NRW gespeichert. Das Abonnement kann von Ihnen auf dieser Seite jederzeit mit sofortiger Wirkung beendet werden. Ihre Daten werden dann unverzüglich gelöscht.