In drei zurückliegenden Versuchsjahren ist das System der Kurzrasenweide bei begrenztem Weideflächenangebot im Ökobetrieb des VBZL Haus Riswick geprüft worden. Dabei wurde der 40-köpfigen Kuhherde jeweils nach intensiver Vorweide während der Weideperioden insgesamt 8 ha Weidefläche in Stallnähe zur Verfügung gestellt. Diese Weidefläche wurde maximal geweidet; Schnittanteile ergaben sich nicht.
Im Rahmen der Halbtagsweide erfolgte eine angepasste Zufütterung im Stall. In sehr wüchsigen Weidephasen wurde die Weidezeit ausgedehnt und die Zufütterung im Stall reduziert, umgekehrt wurde dies in Zeiten verhaltenen Wachstums gehandhabt.
Zweimal wöchentlich wurden mittels Herbometer die Wuchshöhen erfasst und auf Basis der Ergebnisse (Referenzbereich: 5 bis 7 cm Wuchshöhe) die Weidezeiten und Zufuttermengen angepasst. Über insgesamt 16 Weidekörbe (zwei Weidekörbe je ha) erfolgte die jährliche Ertragsermittlung. Die Menge der Mischration wurde als Herdenmittel täglich erfasst; ebenso der tierindividuelle Kraftfutterabruf.
Die Aufwuchsmengen unter den Weidekörben lagen im Weidejahr 2015, das durch eine langanhaltende Sommertrockenheit mit entsprechenden Ertragseinbußen gekennzeichnet war, bei knapp 105 dt Trockenmasse je Hektar und im eher feuchten, sehr wüchsigen Jahr 2016 bei nahezu 127 dt TM/ha; das Jahr 2017 zeigte sich mit einem Ertragsniveau von 115 dt TM/ha etwa im Durchschnitt der drei Jahre.
Die angestrebten mittleren Wuchshöhen wurden in allen drei Versuchsjahren eingehalten.
Im Durchschnitt der Jahre wurde eine Weidebesatzstärke von 5,4 Kühen je ha Weide realisiert. Der Zeitraum der Frühjahrsweide im Mai ist im Mittel der Jahre durch höchste Weidezeiten und geringste Zufuttermengen gekennzeichnet.
Auch der Sommer zeigt sich im Schnitt der Jahre mit tendenziell höheren Weidezeitanteilen und entsprechend geringeren Zufuttermengen im Stall. Ab August/September nimmt die Weidedauer im Durchschnitt der drei Jahre kontinuierlich ab und die Zufuttermengen steigen dann adäquat bis zum Herbst an.
Im Durchschnitt der drei Weidejahre konnten 26,7 kg energiekorrigierte Milch (ECM) pro Kuh und Tag erzielt werden. Bei kontinuierlicher Abkalbung zeigt der ECM-Verlauf unter Frühjahrsweidebedingungen die höchsten Leistungen bis zu 33 kg ECM pro Kuh und Tag.
Die mittleren Milchinhaltsstoffe liegen mit 4,08 % Fett und 3,18 % Protein auf eher niedrigem Niveau; der Harnstoffgehalt bewegt sich mit 209 ppm im Zielbereich. Die Kraftfutter-Effizienz konnte mit 144 g Kraftfutter (KF) pro kg ECM beziffert werden.
2015-17 | Laktationstag | Milch, kg | Fett, % | Protein, % | Harnstoff, ppm | ECM, kg | KF, kg | g KF/kg ECM |
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Mittelwert | 179 | 27,0 | 4,08 | 3,18 | 209 | 26,7 | 3,8 | 144 |
Über alle drei Versuchsjahre zeigt die Gewichtsentwicklung der Weidetiere während der Weideperiode Körpersubstanzabbau, der für Milchbildung genutzt wird. Auch die Messungen der Rückenfettdicke (RFD) und die Body Condition Score-(BCS)-Bonituren während der Weidezeiträume bestätigen diese Konditionsentwicklung unter Weidebedingungen.
Es wurden im Schnitt der Jahre 2015-17 auf Basis der Berechnung nach empfohlener Anteilsmethode gut 12.000 kg ECM/ha Weideleistung erzielt. Die Weideleistungen variierten zwischen 11.000 und nahezu 14.000 kg ECM/ha im besonders wüchsigen Jahr 2016.
• Vorgaben bezüglich der Wuchshöhe eingehalten
• Besatzdichte: 5,3 – 5,5 Kühe/ha im Durchschnitt der Weideperioden bei überwiegender Halbtagsbeweidung, phasenweise Voll- bzw. Siestabeweidung
• ECM-Leistungen bei gut 26 kg/Kuh/Tag im Mittel der Weideperioden
• Weide- und Flächenleistungen bei 12.108 kg ECM/ha nach Anteilsmethode im Durchschnitt der Weideperioden
• Beweidung kostet Körpersubstanz
• Höhere Milchleistungen und bessere Körperkondition in den Wintermonaten
Quelle: Anne Verhoeven, Dr. Sebastian Hoppe und Dr. Martin Pries, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, Mai 2018