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Hitzeperiode: Wasserversorgung entscheidend

01.08.2019
Häufigste aktuelle Fragen: Was muss ich bei der derzeitigen Hitze beachten?
Nur nachts und nur bei vorhandenem Aufwuchs weiden

In Regionen, in denen es im Sommer regelmäßig heiß ist, gehen in vielen Betrieben die Kühe an heißen Tagen nur nachts oder stundenweise morgens auf die Weide. Der Grund ist, dass in den heißen Stunden sowieso nicht geweidet wird. Die Kühe liegen im Schatten von Bäumen oder stehen eng beieinander, um sich gegenseitig die Fliegen zu verscheuchen.

Die Folgen sind, dass punktuell viel gekotet wird und langfristig die Nährstoffe im Betriebskreislauf fehlen. Wenn die Tränken weiter entfernt sind oder für die Herdengröße nicht ausreichen, hat das Folgen für die Tiergesundheit. Die Folge ist, dass die Zellgehalte steigen, in Hitzeperioden können sie förmlich explodieren und um das zwei- bis vierfache ansteigen.

Wo die Stallbedingungen es zulassen, lautet die Empfehlung: Kühe bei Hitze im Stall lassen. Das gilt auch, wenn beispielsweise nach der Trockenheit noch kein Weidefutter nachgewachsen ist, denn die Weidefläche sollte erst wieder ergrünen.

Die Erfahrung der letzten Jahre zeigt, dass die Herde - zumindest bei Kurzrasenweide - direkt nach dem Ergrünen die Fläche wieder beweiden kann. Wartet man zu lange und viel junger Aufwuchs hat sich entwickelt, kann es Verdauungsprobleme geben. Wo die Auflage "täglicher Weidegang" gilt, dort sollten Betroffene auf die Ausnahme "extreme Wettersituation" verweisen und dies entsprechend dokumentieren (bei Beratung oder Verband nachfragen). Übrigens wird in der Schweiz, wenn die Variante "Tags im Stall" gewählt wird, vielerorts nichts zugefüttert.

Knappe Wasserversorgung bei hoher Temperatur: Ursache für hohe Zellgehalte

Im Sommer werden auf den meisten Betrieben - aber nicht auf allen - immer höhere Zellgehalte in der Milch gemessen. Im heißen Sommer 2003 war der Anteil Kühe mit hohen Zellgehalten besonders hoch ausgefallen. Im August 2003 hatten nach mehreren Hitzeperioden innerhalb von zwei Monaten etwa 33 % der Kühe Zellgehalte von über 300.000, aber nur noch 27 % weniger als 100.000.

Dies hatte langjährig Folgen, 2004 und in den Folgejahren gab es auf mehreren Betrieben auch ohne extreme Temperaturen erhöhte Werte. Auf einem Betrieb mit sieben Jahren Nutzungsdauer hat es sechs Jahre gedauert, bis die Zellgehalte wieder auf normalem Niveau waren. 2003 hatten hier außerordentlich viele Tiere erhöhte Zellgehalte: 100 % bei den Erstkalbenden und 77 % bei den übrigen Kühen.

Die Auswertung von 27 Betrieben zeigte: Nach Einbeziehung der Haltungsbedingungen und der Witterungsdaten konnten als Ursachen für die hohen Zellgehalte während der heißen Tage in 2003 folgende Faktoren aufgedeckt werden:

  • nicht ausreichende Wasserversorgung (oder Wasserqualität), teilweise zu wenige Tränken. Niederrangige Tiere waren hier am stärksten betroffen.
  • großer Abstand zwischen Liegeflächen und Tränke (Kühe bewegen sich bei Hitze wenig!). Auch hier waren niedrigrangige Tiere am stärksten betroffen: Die Hochrangigen trinken und gehen zurück in den Schatten. Die Niedrigrangigen schließen sich bald an, ohne selbst genug getrunken zu haben. Gerade bei diesen steigt auch die Körpertemperatur, teilweise in einen kritischen Bereich.
  • ungünstige Stallbedingungen bei Stallhaltung. Hier kann oft die Lüftung verbessert werden
  • unbefriedigende Futterqualität, insbesondere bei Nacherwärmung und Schimmelbildung.

Weniger oder keine Probleme mit hohen Zellgehalten gab es dagegen:

  • bei Nachtweide und guten Stall- und Futterbedingungen
  • bei Tagweide und ausreichender Wasserversorgung mit Wasser guter Qualität in erreichbarer Nähe (maximal 50 m zwischen Liegefläche und Tränke) und dass auch auf Flächen ohne Schatten.
Wasserversorgung noch nicht überall optimal

Aufgrund der Erfahrungen in 2003 haben viele Betriebe zwischenzeitlich ihre Wasserversorgung und auch die Stallbedingungen verbessert. Auf den Weiden werden bei Begehungen stolz die installierten Tränken vorgestellt. Im Stall wurden Ventilatoren eingebaut oder Öffnungen geschaffen. Verwunderlich ist deshalb nicht, dass die Zellgehalte in Hitzeperioden nicht mehr so ansteigen wie vor 16 Jahren.

Das zeigt sich auch auf den 80 Betrieben, die wöchentlich ihre Weidedaten liefern: Die Zellgehalte steigen an heißen Tagen zwar, so auch 2018, aber längst nicht mehr so stark und auch nicht auf allen Betrieben.

Allerdings ist die Wasserversorgung noch nicht überall optimal. Hier liegt wahrscheinlich auch der Grund, warum in Untersuchungen der Uni Kassel die Eutergesundheit ein kritischer Punkt der Weidehaltung ist.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 24. Juli 2019

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