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Einfluss zeitweiliger Futterknappheit auf Lebensleistung und Nutzungsdauer

30.01.2020

Im Überblick: Schwache Futterqualität im Winter führte in einem Low-Cost-Betrieb zu keiner nachhaltigen Beeinträchtigung. Erstkalbinnen und ältere Kühe waren im Frühjahr 2012 zwar etwa 50 kg leichter als in nachfolgenden Jahren. Das fehlende Gewicht wurde aber während der Kurzrasenweide innerhalb von vier Monaten aufgeholt. Die Jahresmilchleistung fiel niedriger aus, erklärbar vor allem durch das frühere Trockenstellen. Trotzdem ist beim Erstkalbejahrgang 2012 mit überdurchschnittlicher Lebensleistung und Nutzungsdauer zu rechnen.


Futterknappheit infolge Trockenheit wird uns in Zukunft häufiger beschäftigen. Gut, wenn wir da aus den Erfahrungen der Vergangenheit lernen können. Und gut, dass wir im Rahmen des Projektes "Öko-Leitbetriebe in NRW" schon seit 2011/2012 auf mehreren Betrieben zwei- bis dreimal jährlich Kälber, Rinder und Kühe wiegen.

Betrieb mit knapper Futterversorgung im Winter 2011/12

Seit 2011/12 liegen sowohl Leistungs- als auch Gewichtsdaten von einem belgischen Betrieb in der Eifel vor (saisonale Abkalbung Januar/Februar, Vollweidebetrieb mit 105 Kühen, Kurzrasenweide). Nach zwei trockenen Jahren musste für den Winter 2011/12 Futter zugekauft werden. Die Qualität war bescheiden. Damals hatte der Betrieb aufgestockt, 2012 gab es 31 Erstkalbende. Davon erreichten immerhin 13 das Ende der siebten Laktation. An sich alleine schon ein Zeichen, dass sie den schwierigen Winter 2011/12 nicht nur überstanden hatten, sondern offensichtlich auch gesund blieben. Aber wie entwickelten sich Gewicht und Leistung?

Schwacher Start und starke Gewichtszunahme innerhalb von vier Monaten

Nach schwacher Futterqualität im Winter hatten sowohl die Erstkalbinnen aber auch die übrigen Kühe 2012 ein vergleichsweise geringes Körpergewicht: Nach Kalbung aber noch vor Weideauftrieb wogen die Erstkalbinnen nur 455 kg (Tab. 1), die übrigen Kühe nur 570 kg (Tab. 2) und damit etwa 50 kg weniger als vergleichbare Tiere in den beiden nachfolgenden Jahren. Vier Monate später, Anfang August, waren sowohl Erstkalbinnen als auch ältere Kühe um 90 kg schwerer. Zu diesem Zeitpunkt entsprach das Gewicht etwa dem der anderen Jahre. Vom Ende der ersten Laktation an wurden nach einem Zuwachs von jährlich 42 – 47 kg/Kuh zum Ende der vierten Laktation 696 kg/Kuh erreicht (Tab. 1, Spalte "Ende November").


Tab. 1 Gewichtsentwicklung von Kalbejahrgang 2012

berücksichtig: 11 durchgehend gewogene Tier

LaktationJahrAnf. AprilDifferenzAnf. AugustDifferenzEnde November
12012455+88543+19562
22013577+16593+11604
32014617   651
42015666-14652+44696
52016640   680
62017640    
Gewichtsangaben: bei Pansenfüllung wie im Stall, dazu Korrektur in Weideperiode

Tab. 2 Gewichtsentwicklung der Herde (ohne 1. Laktation)

JahrAnzahlAnf. AprilDifferenzAnf. AugustDifferenzEnde November
201241570+89659+6665
201346619+35654+5659
201466618   659
201567651-11640+38678
201652643   665
201746576   654
Gewichtsangaben: bei Pansenfüllung wie im Stall, dazu Korrektur in Weideperiode

2012: Schwache Jahresleistung, aber gute Fruchtbarkeit

Zum Leistungsniveau: Es ist ein Vollweidebetrieb und im Winter wird Grassilage gefüttert. Pro Kuh und Jahr werden nur 3 ‑ 4 dt Kraftfutter gegeben. Vor neun Jahren wurde voll auf saisonale Spätwinterabkalbung (Januar/Februar) umgestellt. Das Leistungsniveau entspricht dem, was andere Betriebe bei vergleichbarer Bewirtschaftung erzielen.

2012 liegt das Leistungsniveau der Herde pro Jahr etwa 400 kg ECM/Kuh unter dem der nachfolgenden Jahre mit vergleichbarer Kalbesaison (Abb. 1). Dies gilt sowohl für die Erstkalbinnen als auch für Tiere in der zweiten Laktation (Tab. 3). Erklärbar vor allem durch eine kürzere Laktationszeit: die Tiere sollten sich etwas erholen können.


Tab. 3 Jahresmilchleistung der Kalbejahrgänge 2011 – 2013 in jungen Jahren

Kalbejahrgangkg ECM/Kuhkg ECM/Kuhkg ECM/Kuh
20115420 (326)*5033 (287)*5681 (286)*
2012 4435 (282)*5882 (331)*
2013  4837 (320)*
* in Klammern: Laktationstage

Tab. 4 Jahresmilchleistung der Kalbejahrgänge 2011 – 2015 in 2018

 Kalbejahrgang
 20112012201320142015
Laktation87654
kg ECM/Kuh/Jahr  59176307643761666168

Zur Gesundheit: Im Frühjahr 2012 gingen einige Kühe lahm (mehr als sonst), ein Phänomen, dass bei negativer Energiebilanz häufiger beobachtet wird. Der Grund: Abbau des Fettpolsters zwischen Klauensohle und Klauenknochen und gehäuftes Auftreten von Sohlengeschwür und Erkrankungen der weißen Linie (Vortrag H. Martens von der Uni Berlin, 2018). Umso erstaunlicher: Die Tiere wurden trotzdem nach Auftrieb im Frühjahr alle tragend, wichtig gerade bei saisonaler Abkalbung. Die Zwischenkalbezeit bis zur Kalbung in 2013 lag bei 379 Tagen, sowohl bei der Gesamtherde als auch bei den Erstkalbinnen. Von den 31 Erstkalbinnen sind 2012 im Herbst zwei abgegangen, eine wegen Herzinfarkt, eine wegen Nabelentzündung.

Allgemeines zur Herdenentwicklung und Abgängen: In jedem Jahr gab es zwischen 2011 bis 2015 18 bis 31 Erstkalbinnen (Tab. 3). Gleichzeitig ist die Herde in dieser Zeit von 77 auf 99 Kühe angewachsen. Unterm Strich jährlich nur 13 bis 17 Merzungen, von jedem Kalbejahrgang jährlich meist nur zwei bis drei Abgänge. Der Hauptabgangsgrund Fruchtbarkeit (47 % der Abgänge, Abgang im Mittel erst in der fünften Laktation), danach Euter (25 % der Abgänge, Abgang im Mittel erst in der siebten Laktation) und Klauen (9 % der Abgänge, Abgang im Mittel erst in der sechten Laktation).

Überdurchschnittliche Lebensleistung und Nutzungsdauer absehbar

Die mittlere Lebensleistung liegt auf diesem Betrieb zwischen 2011 und 2018 bei 31.980 kg ECM/Kuh und bei einer Nutzungsdauer von 5,7 Jahren. Es ist zu erwarten, dass der Erstkalbejahrgang 2012 über beiden Werten liegen wird:

Bis zu Beginn der neunten Laktation im Frühjahr 2020 hat der Erstkalbejahrgang 2012 eine Lebensleistung von 31.821 kg ECM/Kuh bei einer mittleren Nutzungsdauer von 5,9 Jahren erzielt. Im Frühjahr 2020 sind aber immer noch sieben Tiere in Milch (= 23 % der Erstkalbinnen aus 2012).

Wie leistungsfähig der Erstkalbejahrgang 2012 ist, zeigte auch die Auswertung von 2018, als noch 13 Tiere (42 % des Ausgangsbestandes) die siebte Laktation abschlossen (Tab. 4): Ihre Milchleistung fiel noch kaum niedriger aus als diejenigen in der sechsten Laktation und höher als bei den übrigen Jahrgängen.

Quelle und Ansprechpartner: Dr. Edmund Leisen, Landwirtschaftskammer NRW, Münster, den 16. Januar 2020

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