Abb. 1: Herdenhomogenität, alle Tiere tun das Gleiche, Fotos: Sarah Hoffmanns, LWK NRW
Am 26. Juni veranstalteten Landwirtschaftskammer NRW und Bioland NRW zusammen mit dem "Vater" der Obsalim-Methode Bruno Giboudeau auf vier Betrieben in NRW ein 2-tägiges Seminar zur Obsalim Methode. Nachfolgend ein Bericht zu diesem Seminar.
Aufgrund von äußerlich sichtbaren Merkmalen wird die Futterverwertung auf Herdenebene beurteilt. Dafür werden die Tiere sowohl in ihrem Verhalten, ihrem Aussehen als auch Symptomen, die in den Ausscheidungen und der Milch erkennbar sind, beurteilt. Als erstes wird grundsätzlich das Verhalten der Herde angeschaut.
Wie in Abb.1 zu sehen ist, ist es wünschenswert: alle Tiere machen das Gleiche, denn Kühe sind Herdentiere. Ebenfalls wird die Homogenität in Kondition und Verhalten der Herde beobachtet. In Abb. 2 steht die rechte Kuh aufrecht mit beiden Füßen auf einer Höhe und macht einen sehr wachen Eindruck. Die im Bild linke Kuh hingegen sieht träge aus. Sie muss sich mit dem vorderen Bein durch das Nach-Vorne-Stellen abstützen. Bei den liegenden Kühen findet man ein ähnliches Bild. In Abb. 3 eine eher träge Kuh, in Abb. 4 eine normal liegende Kuh.
Wenn eine Inhomogenität in der Herde vorliegt, kann man etwas an der Fütterung, am Rhythmus oder an der Art der Futtervorlage verbessern. Um zu wissen, an welchen Stellen eine Verbesserung notwendig ist, schaut man sich die Symptome, die einem die Kuh zeigt, genauer an.
Es gibt hierzu über 60 Merkmale, die von dem Tierarzt Bruno Giboudeau mit Bildern zur Verfügung gestellt werden. Um eine gute Aussage für die gesamte Herde treffen zu können, sollte das Merkmal bei 2/3 der Herde sicher auftreten. Diese Merkmale sind jeweils mit Wertigkeiten versehen und geben zusammenaddiert hinterher die Schwachstellen Preis.
In Abb. 5 und 6 werden Beispiele für Symptome gegeben. Die Kuh auf Abb. 5 leckt sich hinter der linken Schulter. Erkennbar ist das anhand der Haarstruktur und im Sommer, wenn sich viele Fliegen an dieser Stelle niederlassen. Dieser Punkt ist bekannt als Akkupunkturpunkt für den Pansen und deutet meist auf eine kurzfristige Übersäuerung des Pansens hin.
Auf Abb. 6 ist eine Kuh erkennbar, die einen Futterring um die Nase hat. Oft ist das ein Anzeichen von Schleimausfluss aus der Nase, aber es kann auch heißen, dass die Kuh im Futter wühlt, um Futterbestandteile zu selektieren. Das Futter bleibt durch den Schleimausfluss an der Nase kleben. Auf dem Futtertisch lassen sich in diesem Fall kreisrunde Wühlstellen im Futterhaufen erkennen. Die Kühe nehmen die groben Futterbestandteile und schütteln diese auf und können dann das beigemischte Kraftfutter oder kleine energiereiche Pflanzenteile auflecken.
Ein Betrieb hat nach Durchführung des Obsalim-Konzeptes einen Mangel an schnell verfügbarem Eiweiß festgestellt. Obwohl die Harnstoffwerte in der Milch im normalen Bereich lagen, zeigten die Kühe eine Eiweißunterversorgung im Pansen an. Zusätzlich ergab die Untersuchung, dass die Kühe sehr viel grobe Fasern aufgenommen haben - zu sehen am Kot - und daher der Pansen instabil war.
Zu diesem Ergebnis sind die Teilnehmer des Obsalim-Seminars gekommen, obwohl sie nicht wussten, was der Landwirt konkret fütterte. Folgende Fütterung hat der Landwirt den Seminar-Teilnehmer*innen beschrieben:
Der Weideanteil in der Ration beträgt 60 Prozent und der Rest besteht aus dem zweiten Schnitt - eher überständige Grassilage mit Stroh - und 1,5 kg Bohnen und Triticale. Ergänzt wird die Ration durch Kraftfutter an der Station, wo eine leistungsgerechte Zuteilung von maximal 5 kg pro Kuh/Tag erfolgt - im Durchschnitt 2,5 kg.
Trockene Kraftfutterpellets (Abb.7) und nach 10 Minuten in warmem Wasser (Abb. 8)
Die Teilnehmer des Seminars haben gemeinsam überlegt, was der Landwirt ändern könnte.
Um den Gehalt an groben Fasern in der Ration zu senken, hat der Landwirt das Stroh komplett aus der Ration herausgenommen. Zusätzlich wurde das Kraftfutter beurteilt, welches in pelletierter Form vorlag. Von den Gehalten her und der Menge dürfte eigentlich keine Unterversorgung vorliegen, deshalb haben die Seminar-Teilnehmer nochmal genauer hingeschaut und sich angesehen, wie sich die Pellets auflösen. Selbst nach 10 Minuten im warmen Wasser waren die Pellets annähernd so wie vorher (Abb. 7 und 8), das Wasser war noch klar und die Pellets waren komplett erkennbar.
Eigentlich sollten die Pellets sich nach zwei bis drei Minuten in warmem Wasser auflösen, sonst werden sie, wie in diesem Fall, schlecht verwertet. Der Landwirt hat sich dazu entschieden, das nächste Mal Kraftfutter in Form von Mehl zu bestellen. 'Die Panseninstabilität ist durch das Ungleichgewicht hervorgerufen worden und wird mit Umstellung der Fütterung besser', so die Prognose. Wenn diese erfolgt ist, können wir noch einmal Obsalim anwenden und sehen, was sich verändert hat.
Momentan testen einige Betriebe in Nordrhein-Westfalen die Wirkung von Obsalim. Die ersten Wochen sind schon vielversprechend. Über die weitere Entwicklung werden wir berichten.
Spannend dabei ist auch die Fragestellung: Ermöglicht Obsalim, das Futter effizienter zu nutzen und somit Kosten zu sparen? Einige Betriebe die Obsalim anwenden, berichten dies bereits. Wir wollen diesen Zusammenhang beobachten.
Quelle: Sarah Hoffmanns, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW, Münster den 31. Juli 2020