Bei steigenden Umgebungstemperaturen, insbesondere in Verbindung mit hoher Luftfeuchtigkeit, entsteht schnell eine Hitzebelastung für Milchkühe. Neben der Bereitstellung von sauberem und ausreichendem Tränkwasser für alle Tiere können einige Maßnahmen in Bezug auf die Fütterung ergriffen werden.
Die Tiere reagieren auf die Belastung durch Hitze. Die Wasseraufnahme steigt, die Futteraufnahme geht zurück, auch die Milchleistung sinkt. Wenn die Kühe die Möglichkeit haben, das Futter selektiv aufzunehmen - zum Beispiel bei Teil-TMR -, wird prozentual mehr Kraftfutter aufgenommen und das Azidoserisiko steigt.
Durch vermehrtes Schwitzen der Kühe steigt der Bedarf an Natrium, um den Elektrolythaushalt auszugleichen. Die Gabe von Viehsalz sollte erhöht werden.
Mit zunehmenden Temperaturen steigt das Nacherwärmungsrisiko der Silagen sowohl im Futterstock als auch auf dem Futtertisch. Auf genügend Vorschub am Silo, Vorlegen kleinerer Mengen mit erhöhter Vorlagefrequenz und gegebenenfalls häufigeres Anschieben am Futtertisch ist zu achten. Häufiges Anschieben regt auch die Futteraufnahme insgesamt an. Futterreste sollten täglich vom Futtertisch entfernt werden.
Gegebenenfalls können die Rationen mit Propionsäure, Kaliumsorbat oder anderen Produkten stabilisiert werden. Durch eine Zugabe von Wasser zu den Rationen und Einstellen des TM-Gehalts auf weniger als 42 % kann selektives Fressen vermieden werden. Da das Futter auf dem Futtertisch schnell trocknet, sollte der TM-Gehalt überwacht werden - häufigeres Vorlegen hilft auch hier.
Tritt dennoch eine verminderte Futteraufnahme auf, so kann mit einer Erhöhung der Energiedichte in der Ration gegengesteuert werden, zum Beispiel mit pansenstabilen Futterfetten oder pansenstabiler Stärke, die keine zusätzliche Fermentationswärme im Pansen erzeugen. Bei frisch laktierenden Kühen können außerdem Propylenglykol und Glycerin eingesetzt werden, um das Ketoserisiko zu vermindern. Diese Maßnahmen sind allerdings nur als vorübergehende Unterstützung anzusehen. Gleiches gilt für den Einsatz von Pansenpuffern.
Bei Hitzestress besteht ein Zielkonflikt in der Faserversorgung der Kühe. Abbau und Fermentation von Faser im Pansen sorgt für Wärmeentwicklung, gleichzeitig schützt eine ausreichende Strukturversorgung vor dem Auftreten von Pansenazidosen. Hier gilt es, eine gute Balance zu finden. Helfen kann die Auswahl von Komponenten mit leicht verdaulicher Faser, wie zum Beispiel Trocken- oder Pressschnitzel. Der Einsatz von Lebendhefen kann eine Möglichkeit sein, Azidosen vorzubeugen, da diese den Zelluloseabbau im Pansen steigern und zu einem höheren Anteil an laktatverwertenden Bakterien beitragen können.
Welche der fütterungstechnischen Maßnahmen umgesetzt werden kann, ist betriebsabhängig zu prüfen. Neben der Optimierung des Stallklimas ergeben sich hier weitere Möglichkeiten, den Hitzestress zu minimieren und das Wohlbefinden der Kühe zu fördern.
Dr. Christian Böttger und Katrin Heimann,
Landwirtschaftskammer NRW