Ende Januar referierten bei einem Höfestammtisch Dr. Peter Heimberg vom Tiergesundheitsdienst der Landwirtschaftskammer NRW und Martina Karthaus, Klauenpflegerin aus Halver, über die wichtigsten Klauenkrankheiten, die Möglichkeiten der Prophxlaxe sowie die Behandlung durch gezielte und gut durchgeführte Klauenpflege.
Dr. Heimberg stellte die wichtigsten Klauenkrankheiten vor, die grob einerseits in nicht infektiöse Erkrankungen, wie das Rusterholz’sche Sohlengeschwür, sonstige Sohlengeschwüre und den Klauenrehekomplex eingeteilt sind. Zudem gibt es die infektiösen Erkrankungen, wie Ballenhornfäule, Zwischenklauenfäule, Mortellaro und Panaritium. Das Rusterholz’sche Sohlengeschwür entsteht durch die aus ungleichmäßigem Abrieb resultierende Fehlstellung/ falsche Winkelung der Klaue und eine grundsätzliche Mehrbelastung der hinteren Außenklauen. Hier kann durch eine funktionelle Klauenbehandlung nach Toussaint-Raven Abhilfe geschaffen werden. Auch bei den Klauen-Reheerkrankungen, einer Entzündung der gesamten Klauenlederhaut, ist es unbedingt erforderlich, die Klauenpflege entsprechend anzupassen und auf eine ausreichende Sohlenstärke von mindestens 5 mm zu achten.
Die Ursachen von Klauen-Reheerkrankungen sind unter anderem eine falsche Fütterung, Blutvergiftungen, massive Stoffwechselschwankungen oder mechanische Überbelastungen. Damit liegt die Ursache einer Klauenrehe außerhalb der Klauenpflege.
Bei infektiösen Fäuleerkrankungen sind eine Schaffung glatter Außenflächen und die Entfernung von möglichst vielem losem, faulem, nicht tragendem Horn wichtig. Der Zwischenklauenspalt sollte offen und gut durchlüftet sein, wofür auf eine gute Hohlkehle geachtet werden muss. Nur dann können Klauenbäder eine Wirkung erzielen. Bei Mortellaro, einer entzündlichen Hautveränderung in Kronsaumnähe, muss ebenfalls besonders auf den Zwischenklauenbereich geachtet werden. Eine Behandlung erfolgt am besten durch gute sitzende Verbände, die den Bereich abdecken und ganz leicht feucht halten. Dadurch wird für eine gute Epithelisierung von innen heraus gesorgt. Ansonsten bildet sich an der Oberfläche unter einer Kruste eine scheinbar gesunde Haut, unter der aber befallenes Gewebe verbleibt. Wenn die Umweltbedingungen für den Erreger günstig sind, kommt es dann immer wieder zu erneuten Ausbrüchen.
Bei infektiösen Erkrankungen ist es auf jeden Fall wichtig, auch das Werkzeug, also Messer, Scheren, Schleifscheiben und anderes, zu reinigen und desinfizieren, da sich einige Erreger gerade auf Metall gut halten!
Klauengesundheit wird aber nicht allein von der Pflege, sondern auch von anderen Faktoren wie Haltung, Fütterung und Genetik, beeinflusst. Bei verschiedenen anderen Problemen, wie Limax, Mortellaro oder die Hornbeschaffenheit, besteht ein Zusammenhang zu Kuhlinien. Das heißt, es gibt eindeutig genetisch bedingte Schwächen.
Martina Karthaus berichtete über die Zusammenhänge der Klauenpflege und Klauengesundheit in der Praxis. Enorm wichtig sei eine regelmäßige und kontinuierliche Klauenpflege. Die Pflege sollte zwischen dem 100. bis 150. Laktationstag, zum Trockenstellen und für Problemtiere eingeplant werden. Die Klauenpflegeintervalle lassen sich flexibel je nach Herdengröße und benötigtem Klauenpflegeintervall aufgrund der Herdengesundheit festlegen, dabei sollten Termindoppelungen und somit Stress vermieden werden. Auf scharfe, qualitativ hochwertige Messer und entsprechende Messerschleifgeräte ist zu achten. Wichtig ist, dass auf Mensch- und Tierwohl geachtet wird und die Arbeit in Ruhe vonstatten geht.
Der Klauenpflegestand sollte strategisch günstig aufgestellt werden – in gewohnter Laufrichtung der Kühe, fern von Melkrobotern, um den Betriebsablauf nicht zu stören. Dies sollte bei Stallneu- und Umbauten beachtet und mit eingeplant werden. Bei längeren Wartezeiten der Kühe müssen die Kühe im Wartebereich fressen, trinken und liegen können. Selbstverständlich muss die Klauenpflege sich den betrieblichen Gegebenheiten anpassen, wie Hornwachstum, Stallbodenbelag, Stallhaltung/Weide, und auch dem Tierbestand. Vorwiegend ältere, durchtrittige Tiere mit Vorschäden müssen öfter gepflegt werden. Rinder sollten vor der Kalbung und Umstallung in den Laufstall gepflegt werden, da hier die Gefahr von Druckstellen, Geschwüren und sonstigen Defekten durch zu lange Klauen und veränderte Stallbodenverhältnisse besteht.
Auf dem Markt gibt es verschiedene elektronische Klauenpflegeprogramme, in die die Hit- oder MLP-Daten des Betriebes einfließen. Hier kann der Klauenpfleger alle Befunde und Maßnahmen für die einzelnen Tiere eingeben. So ist es jederzeit möglich, sich einen Überblick über den Zustand eines Tieres sowie der gesamten Herde, Wiedervorstellungstermine einzelner oder mehrerer Tiere, Kostenermittlung und gesundheitliche Probleme zu verschaffen. Auch Herdenschwachpunkte können so erkannt und behoben werden. Das Programm liefert zudem Daten für die Zuchtauswertung.
Anke Jacobs, Dr. Peter Heimberg, Landwirtschaftskammer NRW,
Martina Karthaus, Klauenpflegerin, Halver