Trotz der geringeren Erträge in der ökologischen Landwirtschaft und der vergleichsweise geringeren Milchleistungen schneidet die Öko-Milch auch in ihrer Klimabilanz nicht schlechter ab. Ein Grund für die bessere Bilanz ist unter anderem, dass Bio-Betriebe weniger Milchleistungsfutter füttern.
Zu diesen Ergebnissen kommt eine Studie von Öko-Institut, INFRAS und KTBL, die im Auftrag des Umweltbundesamtes die Ökobilanz verschiedener Formen der Milcherzeugung in Deutschland untersucht hat. Im August hat die Universität Kiel Biomilch bereits eine gute Bilanz ausgestellt, nachdem sie vier Betriebe in Schleswig-Holstein verglichen hat.
Die Analyse zeigt, dass besonders die Art und Weise, wie die Tiere gefüttert werden, einen großen Einfluss auf die Umweltbilanz hat: In der konventionellen Milcherzeugung hat das Futter im Trog einen Anteil von 18 bis 34 % an den gesamten potenziellen Treibhausgasemissionen pro Kilogramm Milch; in der ökologischen Produktion sind es 6 bis 20 %. Kämen mehr heimische Komponenten, wie zum Beispiel Ackerbohnen, statt des importierten Sojas ins Futter, ließen sich die Treibhausgasemissionen der konventionellen Milcherzeugung senken.
Dagegen haben in der Bio-Milchwirtschaft die direkten Emissionen, vor allem die Methanemissionen aus der Verdauung der Tiere, einen größeren Anteil. Sie umfassen rund 50 % des Treibhausgaspotenzials pro Kilogramm Bio-Milch – bei den konventionellen Betrieben sind es nur rund 30 %. Der Grund: In der Öko-Milchwirtschaft geben die Kühe weniger Milch pro Futtereinheit. Diesen Effekt kompensieren jedoch die Emissionen in der Futtermittelbereitstellung.
Außerdem konnte in der Studie gezeigt werden, dass sich die Milchproduktion mit Weidehaltung durch zum Teil deutliche Umweltvorteile auszeichnet. Dies schlägt sich in einem niedrigeren Energieaufwand und Wasserverbrauch pro Kilogramm Milch nieder. Geringer sind zudem die Belastungen für Gewässer etwa durch Nitrate oder Phosphor (Eutrophierung) und für Böden durch die Gülleausbringung und die damit verbundene Ammoniakbelastung (Versauerung).
„Insgesamt hat die ökologische und weidebasierte Milcherzeugung Vorteile für den Umweltschutz und auch aus Sicht des Klimaschutzes kann hier kein Nachteil ausgemacht werden“, bilanziert Dr. Jenny Teufel, Öko-Institut. Sie betont: „Beim Einsatz heimischer Futtermittel, aber auch beim Weidegang und dem Einsatz von Heu im Grundfutter liegen wichtige Hebel für Landwirtinnen und Landwirte, die Umweltauswirkungen zu minimieren, ohne dass damit Nachteile für den Klimaschutz einhergehen. Die durchschnittliche Milchleistung von Kühen in der ökologischen Landwirtschaft weiter zu erhöhen, ist keine geeignete Maßnahme zur Reduktion der Umweltbelastung der Milchproduktion. Der Effekt auf den Klimaschutz ist gering und andere Umweltbelastungen, wie der Flächenbedarf und der Energieaufwand, nehmen zu.“
Die Studie untersuchte erstmals, welche Kosten durch die Umweltschäden bei der Milchproduktion entstehen können. Dazu gehören Kosten, die aufgebracht werden müssten, um Treibhausgasemissionen oder den Einsatz von Pestiziden künftig zu vermeiden oder um Schäden im Ökosystem zu reparieren. Das Ergebnis: Je nachdem, wie die Milch hergestellt wird, entstehen Mindest-Umweltkosten zwischen 21 und 34 Cent/kg Milch. Milch aus Weidehaltung ist dabei besonders umwelt- und damit kostenschonend: Sie spart bis zu 24 % der Kosten, die zur Behebung von Umweltschäden nötig wären. Bei den ökologischen Betriebsmodellen entstehen bis zu 19 % weniger Umweltkosten. Bei Bio-Milcherzeugung mit Weidegang entstehen die wenigsten Kosten für die Erhaltung der Umwelt.
„Diese Kosten sind heute nicht im Preis der Milch enthalten“, erläutert Teufel. „sie müssen dennoch über kurz oder lang von den Menschen in der Gesellschaft gezahlt werden.“ Die Wissenschaftlerin betont, dass in der Studie nicht alle Umweltkosten berücksichtigt werden konnten, etwa der Schutz der Biodiversität oder eine artgerechte Haltung im Sinne des Tierwohls. Gerade letzteres ist mehr als 70 % der Deutschen laut Ernährungsreport des Bundeslandwirtschaftsministeriums von 2019 wichtig.
Quelle: bioland-Fachmagazin