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Kuhgebundene Aufzucht: Andere Herausforderungen für die Eutergesundheit

13.12.2021

Eine verbesserte Eutergesundheit wird häufig als ein positiver Effekt der kuhgebundenen Aufzucht genannt. Das Besaugen des Euters durch das Kalb kann eine heilende Wirkung bei subakuten Mastitiden haben, da mit dem häufigen Milchentzug den Erregern ständig die Lebensgrundlage genommen wird. Die praktischen Erfahrungen und wissenschaftliche Studien bestätigen dieses in vielen Fällen.

Unter bestimmten Umständen können die Zellzahlen und das Infektionsrisiko jedoch durch das Besaugen des Euters durch ein Kalb steigen. Das kommt vor, wenn

  • die Kälber an den Eutern mehrerer Kühe saugen: Eine gründliche Melkhygiene hat zum Ziel, die Verbreitung der kuhassoziierten Erreger wie S. aureus, Gelber Galt oder Mykoplasmen von einem zum anderen Euter zu verhindern. Saugt ein Kalb an den Eutern verschiedener Kühe, sind diese vorbeugenden Maßnahmen nicht gegeben und einer Übertragung der Keime stehen nur die natürlichen Abwehrmechanismen der gesunden Kuh im Wege.
  • eigentlich harmlose Bakterien aus dem Atmungstrakt des Kalbs auf das Euter übertragen werden, die dort pathogen wirken: Dazu zählen zum Beispiel Mykoplasmen und Pasteurellen, die hier beispielhaft näher beschrieben werden.

Pasteurellen (Pasteurella spp.) sind in ungefährlichen Mengen ganz gewöhnliche Besiedler in Mund und Rachen eines gesunden Tiers. Unter seltenen Umständen gelangen sie in das Euter und verursachen dort bei Einzeltieren eine akute oder chronische Mastitis. Das Risiko der Verbreitung aus den eigenen Atemwegen der Kuh über die Lymph- oder Blutbahn oder einer Tröpfchenübertragung von einer anderen Kuh auf das Euter ist jedoch sehr gering. Deshalb spielen Pasteurelleninfektionen des Euters in den meisten Milchviehbetrieben kaum eine Rolle.

In Betrieben mit einer kuhgebundenen Kälberaufzucht treten Euterentzündungen und hohe Zellgehalte durch Pasteurellen jedoch häufiger auf. Diese Aufzuchtform erfordert, dass wir bei der Beobachtung der Eutergesundheit die Pasteurellen mehr berücksichtigen. Durch den Kontakt des Kälbermauls mit den Zitzen der Kuh gelangen die Erreger an das Euter. Sind die Zitzen beschädigt oder die Haut gereizt, können die Erreger sich gut in dem verletzten Gewebe vermehren, leicht in das Euter eindringen und sich dort verbreiten.

Vorbeugend ist deshalb als beste Maßnahme auf eine gute Gesundheit der Zitzenhaut und eine Vermeidung von Verletzungen zu achten. Typische klinische Anzeichen für eine Pasteurelleninfektion sind ein dickes, cremiges, gelbes Eutersekret, manchmal mit fauligem Geruch, oder ein wässriges Sekret mit gelben Klumpen. Darüber hinaus können Giftstoffe in die Blutbahn gelangen, sodass die Kühe schwer erkranken, möglicherweise bis hin zum Tod.

Maßnahmen ergreifen

Tritt eine Infektion auf, sind die einzigen verlässlichen Maßnahmen das permanente Trockenstellen des befallenen Viertels oder im schlimmsten Fall die Keulung erkrankter Tiere. Auf antibiotische Behandlungen reagieren befallene Kühe oft nur sehr schlecht. Eine weitere Verbreitung im Bestand über das Melkzeug ist unbedingt zu vermeiden, indem es gut gespült und desinfiziert wird. Ideal ist es, betroffene Kühe zuletzt zu melken.

Barrieren schaffen

Bei einer kuhgebundenen Aufzucht lässt sich eine Übertragung von Mastitiserregern zwischen Kälbern und Kühen nur schwer vermeiden. Einzig gesunde, unbeschädigte Zitzen können eine Barriere gegen das Eindringen der verschiedenen Erreger aus dem Kälbermaul sein. Die regelmäßige Kontrolle und Pflege der Euter ist deshalb auch bei säugenden Kühen sehr wichtig! Auch wenn die Milchleistungsprüfung bei diesen Kühen in der Säugeperiode keine repräsentativen Ergebnisse zur Milchmenge und den Inhaltsstoffen gibt, sollte die MLP nicht ausgesetzt werden. Der Zellgehalt der Milch ist eine wichtige Information, um Euterkrankheiten früh zu erkennen und weitere Untersuchungen und Maßnahmen einzuleiten.

Judith Stratbücker,

Landwirtschaftskammer NRW

 

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