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Bio-Schweinefleisch - Nachfrage wächst stetig

01.03.2017

Nach dem Rückgang Ende 2013 ist der Erzeugerpreis für Bio-Schweine laufend gestiegen und jetzt auf hohem Niveau stabil. Wie es am Markt weitergeht, zeigt Christian Wucherpfennig.

Rund 3,70 € je kg Schlachtgewicht (SG) erzielen Bio-Schweinehalter im Schnitt, 40 Ct mehr als Anfang 2015. Das hohe Preisniveau besteht nach einem rasanten Anstieg 2015 seit gut einem Jahr. Etwa ein Drittel der in Deutschland erzeugten Bio-Schweine wird dabei pauschal, also ohne Maske abgerechnet. Für die anderen gibt es je nach Magerfleischanteil (MFA) sehr unterschiedliche Preismasken. Eine Abrechnung nach Indexpunkten wie für konventionelle Schweine gibt es bisher nicht.

Bio-Schweinemarkt sehr klein

Nach Schätzungen der AMI wurden 2015 etwa 220 000 Bio-Schweine geschlachtet, nicht einmal 0,4 % aller in Deutschland erzeugten Schweine. Daher wirken sich kleine Angebots- bzw. Nachfrageschwankungen geradezu dramatisch aus. Nachdem 2014 die Zahl der erzeugten Ferkel infolge von Sperrungen und Abstockungen sank, konnten auch weniger Bio-Mastschweine erzeugt werden. Da zuvor die mäßigen Bio-Preise (bei gleichzeitig guter Marktlage für konventionelle Ware) die Umstellung nicht attraktiv erscheinen ließ, trat ein Angebotsmangel auf.

Für 2016 rechnete die AMI mit zusätzlichen 40 000 Bio-Mastschweinen, die aber offensichtlich problemlos vom Markt aufgenommen wurden. Rund 75 % der hier geschlachteten Bio-Schweine werden auch von heimischen Landwirten erzeugt. Die Importe stammen fast ausschließlich aus Dänemark und den Niederlanden.

Eine Ausweitung der Bestände hängt neben der Marktlage vor allem davon ab, ob Ferkelerzeuger bereit sind, umzustellen. Konventionelle Stallungen eignen sich nur sehr bedingt für eine ökologische Haltung, was erhebliche Umbauten und nicht selten Neubauten bedeutet. Bei etwa 8 000 € je Sauenplatz ist dies trotz attraktiver Investitionsförderung mit sehr hohen Kosten verbunden und bedarf auch einer erheblichen Vorlaufzeit. Bei geschätzt 16 000 in Deutschland gehaltenen Bio-Sauen kann schon die Umstellung weniger Betriebe zu einem Überangebot führen. Ein zusätzlicher Betrieb mit 300 Sauen erhöht den hiesigen Bio-Sauenbestand um 2 %!

Demgegenüber können Mastställe häufig ohne großen Aufwand durch die Einrichtung von Außenausläufen genutzt werden. Die damit verbundene deutliche Reduktion des Tierbestandes passt in der Regel gut zur vorhandene Fläche. Trotz der höheren Preise ist aber auch jetzt bei der Umstellung Vorsicht geboten. Die Vermarktung der erzeugten Tiere und der Bezug der Bio-Ferkel muss unbedingt zuvor gesichert sein.

Stetig wächst die Nachfrage seitens des Handels.

Im Rahmen der Tierwohlinitiative rückt auch Bio-Fleisch in den Fokus. Die Handelsketten Rewe und Edeka bemühen sich dabei um eine Positionierung im Premiumsegment und setzen auf Naturland bzw. Bioland als Partner bei den Anbauverbänden. Impulse werden auch gesetzt, wenn der Handel neue Produkte in sein Sortiment aufnimmt. Vor Jahren war es das gemischte Bio-Hackfleisch, das zunächst bei Aldi Süd und seither auch bei fast allen anderen Handelsketten angeboten wird. Im vergangenen Jahr kamen bei Aldi Süd und Aldi Nord Bio-Bratwürstchen hinzu. Auch wenn die verkauften Mengen je Filiale begrenzt sind, potenziert sie sich über die große Zahl von Verkaufsstellen. Beträchtlich ist auch das Angebot an Aufschnitt, das in den vergangenen Jahren stetig ausgeweitet wurde.

Absatz hauptsächlich über Discounter und Vollsortimenter

Ein großer Teil des Bio-Schweinefleisches wird über Discounter und Vollsortimenter abgesetzt. In vielen Bio-Supermärkten fehlt dagegen eine Bedientheke für Fleisch. Vakuumierte und tiefgefrorene Ware läuft aber gerade im Premiumsegment nicht gut. Aber selbst in den Bedientheken tut sich Bio-Schweinefleisch im Vergleich zu Bio-Geflügelfleisch z. B. gelegentlich schwer. Häufig wird in Bio-Supermärkten sogar mehr Geflügel- als Schweinefleisch verkauft, obwohl der Preisabstand im Vergleich zu konventioneller Ware hier noch höher ist. Gerade die Kunden im Naturkosthandel sind beim Fleischeinkauf besonders sensibel und setzen auf das aus ihrer Sicht gesündere, weil magerere Bio-Geflügelfleisch. Viele Akteure glauben daher, dass man am Image des Bio-Schweins noch arbeiten sollte. Einzelne Direktvermarkter mit eigener Bedientheke beweisen, dass hier ein großes Potential brachliegt zumal die Haltungsunterschiede auch Argumente liefern.

Angebot an Lieferverträgen deutlich gestiegen

In den vergangenen Jahren ist das Angebot an Lieferverträgen für Bio-Schweine deutlich gestiegen. Hintergrund ist vor allem die zumindest zeitweise enorme Rohstoffknappheit und damit das Bedürfnis der Verarbeiter, sich Ware zu sichern. Einige Unternehmen konnten sich in der Vergangenheit nicht mehr am Teilstückmarkt bedienen und stiegen auf den Einkauf ganzer Schweine um. Darüber hinaus erkennen die Abnehmer zunehmend, dass die Umstellung auf ökologische Schweinehaltung mit erheblichen finanziellen Risiken verbunden ist und einer längerfristigen Perspektive bedarf. Bei Gesprächen mit Banken zeigt sich regelmäßig, dass in Aussicht gestellte Lieferverträge bei der Finanzierung hilfreich sind.

Lieferverträge sehr unterschiedlich und schwer durschaubar

Der Aufbau der Lieferverträge könnte unterschiedlicher kaum sein und für den einzelnen Landwirt ist es nicht einfach, Vor- und Nachteile zu durchschauen. Einige Abnehmer wünschen sich, dass der Landwirt ihm alle produzierten Tiere liefert. Diese Andienungspflicht erlaubt es somit dem Landwirt nicht, auch andere Unternehmen zu beliefern und beschränkt seine unternehmerischen Freiheiten.

Viele Unternehmen wählen mangels einer amtlichen Notierung für Bio-Schweine als Bezugsbasis die AMI-Notierungen. Die AMI ermittelt monatlich die Preise sowohl für klassifizierte als auch für pauschal abgerechnete Bio-Schweine. Einzelne Unternehmen bieten ihren Lieferanten Festpreise an und somit hohe Planungssicherheit, können jedoch auch den Verarbeiter unter Druck setzen. Große Unternehmen, deren Bio-Anteil bei der Verarbeitung nur 0,5 % beträgt, können solche Mehrkosten abfedern und bewerten vor allem die Liefersicherheit durch feste Preise höher. Andere Unternehmen haben in ihren Verträgen Preisuntergrenzen vereinbart, weil ihnen bewusst ist, dass unterhalb bestimmter Preise eine Bio-Schweinehaltung nicht mehr möglich ist.

Die unterschiedlichen Masken erschweren Vergleiche: Unterschiede bestehen beim Basispreis, der sich auf einen bestimmten MFA bezieht, und in der Schärfe der Maske. Einzelne Unternehmen setzen auf magere Schweine, honorieren Tiere mit hohem MFA und sanktionieren solche mit niedrigem MFA.

Für den Landwirt heißt dies, sich konsequent hinsichtlich Genetik und Fütterung auf die jeweilige Maske einzustellen. Die Honorierung höherer MFA setzt z. B. eine hohe Qualität der Eiweißfuttermittel besonders in der Vormast voraus und schließt die Rasse Duroc praktisch aus.

Bei Vergleich der Konditionen längerfristige Marktentwicklung einbeziehen

Beim Vergleich der Konditionen sollte man die Entwicklung über längere Zeit betrachten. Einige Unternehmen, die ihrerseits über eine stabile, häufig über den Naturkosthandel und Bio-Metzgereien getragene Vermarktung verfügen, setzen auf stabile Preise. In Zeiten des Angebotsüberschusses werden die Preise nur wenig gesenkt, dafür aber bei allgemein günstiger Marktlage auch nur langsamer angehoben. Einige bieten derzeit durchaus 20 Ct mehr als andere Vermarkter. Vor wenigen Jahren boten die gleichen Firmen aber weniger als 3 € an, während die Unternehmen mit stabiler Preispolitik immerhin noch 3,20 € zahlten. Aufgrund der langen Phase höherer Preise haben aber alle Unternehmen mittlerweile nachgezogen.

Von den höheren Erzeugerpreisen profitieren auch die Bio-Ferkelerzeuger. Für 25-kg-Ferkel werden aktuell 140 € erzielt. Neben der knappen Versorgungslage liegt dies auch an der häufig bestehenden Kopplung der Preise von Mastschweinen und Ferkeln. Preisänderungen werden so gewissermaßen automatisch weitergegeben, und beide Seiten profitieren von Preiserhöhungen, aber auch die Folgen sinkender Preise werden fair aufgeteilt.

Verbandsrichtlinien deutlich über EU-Standard

Die Vorschriften der Verbände gehen häufig auch bei der ökologischen Schweinehaltung deutlich über den EU-Standard hinaus. Neben höheren Futterkosten betrifft dies bei Mastschweinen auch die maximale Zahl gehaltener Tiere je Fläche (EU-Bio-VO: 14 MS/ha, Anbauverbände: 10 MS/ha). Die höheren Erzeugungskosten spiegeln sich jedoch oft nicht in höheren Erzeugerpreisen wider. Einzelne Unternehmen bieten Preisaufschläge von 5 bis 10 Ct je kg SG, die aber die Mehrkosten nicht decken. Vielen Abnehmern reicht auch der EU-Bio-Standard. Im Schnitt kann man mit nur nach EU-Bio-Verordnung erzeugten Schweinen durchaus die gleichen Preise erzielen wie mit nach Verbandsstandard erzeugten.

In Zeiten des Überangebots erwiesen sich jedoch die mit Verbandslabel erzeugten Bio-Schweine häufig als preisstabiler und die Abnahme war gesichert. Ein Mehrpreis für Verbandsware kann an der Ladentheke nur verwirklicht werden, wenn man die Kunden von den zusätzlichen Leistungen überzeugen kann. Die aus fachlicher Sicht zum Teil beträchtlichen Unterschiede in der Erzeugung sind dem Laien aber in einfachen Slogans nur schwer zu vermitteln. Daher setzen einzelne Unternehmen konsequent auf Regionalität beginnend bei der Futterproduktion über das Ferkel bis zum Mastschwein. Auch mit besonderen Rassen kann man Kunden begeistern wie die Bäuerliche Erzeugergemeinschaft Schwäbisch Hall eindrucksvoll belegt. So aufgestellte Unternehmen erweisen sich hinsichtlich Preisen und Abnahme als besonders stabil. Aus Sicht des Erzeugers sollten Mehrleistungen und -kosten aber gegeneinander abgewogen werden.

Preisabstand zwischen konventionell und ökologisch wächst.

Der Preisabstand zwischen konventionell und ökologisch erzeugten Schweinen ist in den vergangenen Jahren gestiegen. Letztes Jahr lag der Bio-Schweinepreis zeitweise fast dreimal so hoch. In der Vergangenheit befürchteten viele Vermarkter schon Nachfragerückgänge bei einem doppelt so hohen Preis. Im konventionellen Handel werden die höheren Preise für die Endkunden nicht in vollem Maße spürbar, weil bei Hackfleisch und Aufschnitt weniger wertvolle Teilstücke benötigt werden und die Verarbeitungskosten bei Nutzung vorhandener Großstrukturen nicht so viel höher sind. Kunden des Naturkosthandels sind hohe Preise gewohnt und reagieren, wie Untersuchungen immer wieder belegen, auch weniger auf Erhöhungen.

Im vorigen Jahr wurde die Versorgungslage mit Bio-Schweinen wieder besser, nachdem 2015 manche Verarbeiter und Vermarkter, zuweilen geradezu händeringend, auf der Suche nach Ware waren. Die Erzeugerpreise haben sich auf hohem Niveau stabilisiert, was auch bitter nötig war, damit die Betriebe existenzfähig bleiben und auch investieren können.

Eigentlich deutet alles darauf hin, dass sich Bio-Schweinefleisch dauerhaft im Markt etabliert und die Preise stabil bleiben.

Quelle: Christian Wucherpfennig, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 02821 - 996 177, E-Mail: christian.wucherpfennig@lwk.nrw.de , DLG-Mitteilungen 3/2017 MANAGEMENT

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