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Bio - Schweinehaltung neu erlernen

23.02.2017

Der Bioschweine-Markt zeigt sich seit längerer Zeit freundlich. Sowohl Bio-Ferkelerzeuger als auch Bio-Mäster können für ihre Tiere gute Preise erzielen. Bioferkel kosten derzeit rund 140 €, für Biomastschweine wird ein Preis von 3,70 €/kg erzielt. Auf dem Markt ist aktuell ein Gleichgewicht zu erkennen, bei fortschreitendem Wachstum können aber auch weiterhin umstellungsinteressierte Betriebe hier ihren Markt finden. Allerdings müssen sich gerade Schweinehalter im Falle einer Umstellung auf mitunter große Veränderungen beim Haltungssystem, im Betriebsablauf und in der Arbeitsweise auf dem Betrieb einstellen.

Nötige Umbauten

Wer auf Bio-Produktion umstellen möchte, muss in seinen Ställen häufig große bauliche Veränderungen vornehmen. Hier sei etwa der obligatorische Außen-Auslauf genannt, der in aller Regel neu zu erstellen ist. Weiterhin kann nicht mit den oft vorhandenen Vollspaltensystemen gearbeitet werden, da Festflächen im Bodenbereich zwingend vorgeschrieben sind. Die verpflichtende Einstreu der Liegebereiche muss dabei auch mit vorhandenen Güllesystemen vereinbar sein, wenn diese weiter verwendet werden sollen. Das erhöhte Platzangebot je Tier führt schließlich in vorhandenen Gebäuden zu deutlich verringerten Tierzahlen.

Im Bereich des Abferkelstalles bedingt die verlängerte Säugezeit von mindestens 40 Tagen andere Raumkonzepte und Produktionszyklen. Hier gilt es, die größeren Buchten mit Stallinnenflächen von mindestens 7,5 m² und Herausforderungen beim freien Abferkeln und Säugen zu bedenken. In der Ferkelaufzucht sollte den Ferkeln unbedingt ein warmer und vor Zugluft geschützter Bereich (Ferkelnest) angeboten werden, da sie insbesondere nach dem Absetzen empfindlich auf Kälte und Nässe reagieren. Die von der EU-Bio-Verordnung vorgeschriebenen 0,6 m² pro Ferkel im Gebäude sollten dabei möglichst unterteilt werden, weil sie als Liegefläche zu groß für die abgesetzten Ferkel sind. Die Platzvorgaben in der Mast sind wie im konventionellen Bereich entsprechend der Tiergewichte gestaffelt, mit Vorgaben für den Innen- und Außenbereich.

Die Stallbaukosten für ökologische Haltungssysteme liegen mindestens im Bereich der konventionellen, oft sogar darüber. Sie werden für einen Neubau mit 8 000 bis 9 000 € je Sauen- und 1 000 € je Mastplatz kalkuliert. Hier fallen insbesondere die hohen Platzvorgaben ins Gewicht. Die etwas einfachere Bauweise mit dem weitestgehenden Verzicht auf Spaltenboden, Wärmedämmung und Klimatechnik schmälert die Kosten nur wenig. Selbst Stallumbauten gehen ins Geld: Wenn vorhandene Gebäude genutzt werden können und sollen, muss mit Umbaukosten von etwa 2 500 € je Sauen- und 200 € je Mastplatz kalkuliert werden. Diese meist unerwartet hohen Kosten müssen unbedingt in den Entscheidungsprozess einer Umstellung einbezogen und bei der finanziellen Ausstattung des Betriebes berücksichtigt werden.

Flächengebundene Haltung

Die Tierzahlen je ha sind bei ökologischer Bewirtschaftung beschränkt. Es dürfen maximal 6,5 Sauen oder 14 Mastschweine, in den Ökoverbänden nur zehn Mastschweine je ha gehalten werden. Über eine mögliche sogenannte Futter-Mist-Kooperation kann die Tierzahl trotz begrenzter Fläche im Betrieb ausgeweitet werden. Dabei erzeugt der vieharme Betrieb Futter und erhält im Gegenzug organischen Dünger. Die maximal mögliche Entfernung zwischen den Betrieben wird dabei von den Verbänden vorgegeben.

Biofutter und Tiergesundheit

Für die Fütterung von Bioschweinen sind grundsätzlich ökologische Futtermittel vorgeschrieben, Getreide und Körnerleguminosen bilden die Hauptkomponenten in den Rationen. Bis Ende 2017 dürfen Bio Betriebe nach EU-Öko-VO noch maximal 5 % konventionelle Futtermittel einsetzen. Einige Bioverbände erlauben dies jedoch nicht oder geben weitere Beschränkungen im Einsatz vor. Da auch synthetische Aminosäuren verboten sind, ist besonders die Eiweißversorgung der Ferkel eine Herausforderung. Weiterhin ist zu berücksichtigen, dass ökologische Futtermittel im Schnitt etwa doppelt so teuer sind wie konventionelle.

Auch die Tiergesundheit stellt eine besondere Herausforderung dar, denn es gibt weitreichende Einschränkungen bei der Tierbehandlung. Zwar sind bei Bioschweinen sowohl Impfungen als auch Entwurmungen erlaubt. Aber beim Einsatz allopathischer Mittel gibt es die wesentliche Einschränkung, dass ein Mastschwein, welches häufiger als einmal in seinem Leben allopathisch behandelt wurde, nicht mehr ökologisch vermarktet werden kann. Wenn also schon der Sauenhalter das Ferkel behandelt hat, darf der Mäster das gleiche Tier nicht mehr behandeln. Weiterhin ist das Kupieren der Ferkelschwänze nicht erlaubt und die Kastration der Eber nur unter Schmerzausschaltung, bei einigen Verbänden nur mit zusätzlicher Betäubung.

Achtung Arbeitsfalle

Neben dem Biofutter ist die Arbeitszeit ein großer Kostenblock und muss zwingend bei der Umstellungsplanung berücksichtigt werden. Der verpflichtende Einsatz von Stroh und Raufutter erfordert viel Zeit, sowohl bei Ernte und Einlagerung als auch bei der täglichen Arbeit. Nicht zu unterschätzen sind auch die aufwändigeren Tierkontrollen, die durch Ferkelnester, Vorhänge oder größere Buchten entstehen. Pro Sau und Jahr kann mit bis zu 30 Akh kalkuliert werden, in der Mast mit 1 Akh pro Mastschwein.

Quelle: LZ Rheinland Ausgabe 8 / 2017

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