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Öko-Schweinehaltung im großen Stil auf der Insel Usedom

25.01.2018
Gleichermaßen artgerecht und effizient

250 Sauen im Geschlossenen System bilden das Herzstück von Gut Thurbruch, das gemeinsam von Jürgen Schneider und Dirk Schramm seit 1992 nach Naturland-Richtlinien bewirtschaftet wird und inmitten der Insel Usedom in Mecklenburg-Vorpommern liegt. Neben den Schweinen werden noch Legehennen und Mutterkühe gehalten.

Sauen und Mastschweine getrennt gehalten

An zwei benachbarten Standorten werden voneinander getrennt Sauen und Mastschweine gehalten. Die Ferkel werden nach dem Absetzen zum Maststandort gefahren, der zu LPG-Zeiten als Aufzuchtanlage für 5.000 Färsen diente. In den fünf großen 120 mal 30 m großen Hallen verfügen die Schweine über reichlich Platz und können sich in Hütten zum Ruhen zurückziehen. Luzerneballen dienen der Beschäftigung, werden gerne gefressen und fördern die Darmgesundheit.

Der Auslauf soll bald teilweise überdacht werden. Gemäß der Auslegung zu Auslaufüberdachung der Öko-Kontrollbehörde in Mecklenburg-Vorpommern darf dies jedoch nur zu maximal 50 Prozent geschehen. Nach der Schließung des nahegelegenen Schlachthofs in Anklam werden die Schweine jetzt in Teterow geschlachtet und über die Naturland-Marktgesellschaft vermarktet.

Acker dient der Erzeugung von Schweinefutter

Das Mischfutter bezieht Gut Thurbruch ausschließlich von der Bio-Eichenmühle. Im Gegenzug beliefert der landwirtschaftliche Betrieb das Futtermittelunternehmen mit Roggen, Triticale und Lupinen. In diesem Jahr wurde erstmals Hanf angebaut, um daraus schmackhaftes Hanfbier zu gewinnen.

Auch die Sauen werden in Stallungen gehalten, die zu DDR-Zeiten errichtet wurden. Die jetzigen Abferkelbuchten entsprechen in ihrer Grundform den Buchten, die vom Versuchsgut für Ökologischen Landbau in Trenthorst konzipiert wurden. Da Gebäude grundsätzlich ausreichend vorhanden waren, sind die Buchten aber größer als die von der EG-Bio-VO geforderten 7,5 m2.

Absetzen der Ferkel nach sechs Wochen

Nach 10 bis 14 Tagen Säugezeit kommen die Sauen zusammen mit ihren Ferkeln bis zum Absetzen nach sechs Wochen ins Gruppensäugen. Mit dem Bau neuer Abferkelbuchten verabschiedet sich Gut Thurbruch aber auf Dauer von der Gruppehaltung ferkelführenden Sauen. "Eigentlich ist es ein tolles und tiergerechtes Verfahren", erklärt Schramm, aber durch die Laktaktionsrausche entsteht permanent Unruhe und es ist deutlich schwieriger den Rhythmus der Sauen zu halten. Auch seien zusätzliche Erdrückungsverluste im Gruppensäugen nicht immer zu vermeiden.

Bucht funktioniert auch ohne Auslauf – im Seuchenfall

Damit im Seuchenfall die Bucht auch ohne Auslauf funktioniert, wurde die Wasserversorgung nach innen gelegt. Da das Gefälle zum Gang hin verlegt ist, bleibt die Bucht auch in diesen Fällen immer trocken. Die Öffnungen zum Auslauf hin verfügen über eine Tür und Kunststofflamellen. Diese Art Doppeltür schützt vor Zugluft, was besonders wichtig ist, wenn zu beiden Stallseiten hin Ausläufe eingerichtet sind. Schlitze in den Zwischenwänden erlauben den Sauen Kontakt zueinander zu halten. Die Investitionen pro Platz betragen etwa 3.000 €.

Neue Abferkelbucht selbst entwickelt

Gemeinsam mit seiner Mitarbeiterin Heike Strauske entwickelte Dirk Schramm eine neue Abferkelbucht. Das in der ökologischen Schweinehaltung geforderte "Freie Abferkeln" und das Angebot eines Auslaufs nach draußen stellt auch Bio-Betriebe vor Herausforderungen. Die neue Bucht ist 3 x 3,10 m groß.

Das Ferkelnest ist mit einer Heizplatte ausgestattet, die für gleichmäßige Wärme sorgt, was eine Wärmelampe nicht zu leisten vermag. Über Rotlicht werden die Ferkel zum Ferkelnest gelockt. Kunststofflamellen zur seitlich ausgerichteten Öffnung sorgen dafür, dass sich die Wärme im Nest auch hält. Ein attraktives Nest ist wichtig, damit die Ferkel zum Ruhen nicht die Nähe der Sau suchen, was zu Erdrückungsverlusten führen kann.

Intensive Betreuung während des Abferkelns

Während des Abferkelns werden die Tiere sehr intensiv betreut. Dazu gehört beispielsweise das Trockenreiben der Ferkel direkt nach der Geburt und das Ansetzen schwächerer Ferkel ans Gesäuge. Nach dem Säugeakt werden frisch geborene Ferkel ins Nest gelegt. Soweit möglich erfolgt ein Wurfausgleich.

Da Geburten nicht eingeleitet werden dürfen, ferkeln Bio-Sauen jedoch nicht so gleichmäßig ab, so dass dies nicht immer möglich ist. Die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sind grundsätzlich zwischen 7.00 und 19.00 Uhr da. Während der Geburtsphase kommt noch ein Mitarbeiter zweimal nachts kontrollieren. Im Winter werden die Stallungen um die Geburt herum aufgeheizt. Eine Hüttenhaltung, bei der die Sauen ihre Geburt und das Drumherum allein managen, kann man sich auf Gut Thurbruch nicht vorstellen.

Die Ergebnisse sprechen für sich: Mit 11 abgesetzten Ferkeln je Sau und Wurf werden rund 22 Ferkel pro Jahr abgesetzt.

Aufzuchtergebnis war nicht immer gut

Das war nicht immer so. Über viele Monate hinweg lief es im Sauenstall nicht gut. Die Sauen rauschten um, waren krank und die Aufzuchtergebnisse waren unbefriedigend. Fütterung, Hygiene und Haltung wurden bis ins Detail unter die Lupe genommen bis man schließlich die Ursache fand: Die auf den Dächern montierte Photovoltaikanlage war teilweise nicht richtig geerdet und die Gebäude standen unter Kriechstrom. Nach Behebung des Fehlers besserte sich die Lage gewissermaßen schlagartig.

Schweizer Genetik für Öko-Schweinehaltung besonders geeignet

Bisher hat Gut Thurbruch ADN-Sauen eingesetzt. Schrittweise erfolgt nun eine Umstellung auf die Schweizer Genetik, die seit vielen Jahren unter den Bedingungen des freien Abferkelns gezüchtet wird und daher gerade für die ökologische Schweinehaltung sich besonders eignet.

Die Tiergerechtigkeit von Haltungsformen ist nicht von der Größe eines Betriebes abhängig. Gut Thurbruch belegt, dass mit ausgeklügeltem Management und intensiver Betreuung – drei Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen kümmern sich bis zum Absetzen um die Sauen – auch im großen Stil Schweine gleichermaßen artgerecht und effizient gehalten werden können.

Quelle: Christian Wucherpfennig, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW

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