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Umstellen auf Ökolandbau: Wie gehen Bio-Schweine?

09.07.2018

Rund 40 Landwirte, Fachschüler und Berater besuchten am 20. Juni den Betrieb der Familie Spliethofe in Senden, um sich über Chancen und Risiken der Umstellung auf ökologische Schweinehaltung zu informieren. Neben den Veränderungen in Haltung und Management der Schweine, stand dabei auch die Marktsituation auf dem Programm. Christian Wucherpfennig, Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW berichtet von der spannenden Veranstaltung.

"Bio hatte ich während meiner Ausbildung- und Praxiszeit gar nicht kennengelernt", schilderte Jan Spliethofe seine ersten Berührungen mit der ökologischen Wirtschaftsweise. "Unser Ziel war es aber, den Betrieb so aufzustellen, dass zwei bis drei Generationen davon leben können." Zunehmend Kopfzerbrechen bereiteten ihm aber die Wünsche der Mäster nach immer größeren Gruppen mit bis zu 800 Ferkeln und die hohe Abhängigkeit von den Abnehmern. "Unser Steuerberater brachte uns auf die Idee, sich mit der Umstellung zu beschäftigen", so Spliethofe weiter, denn Bio-Ferkel seien gesucht. Das habe schon nachdenklich gemacht, wenn man gleichzeitig sieht, dass man seine eigenen Ferkel nicht verkauft bekommt.

Im Anschluss besuchte Jan Spliethofe viele Bio-Schweinehalter und wurde überall herzlich begrüßt. "Zeitgleich erfuhren wir wertvolle Unterstützung durch den Berater der Landwirtschaftskammer Rheinland und von Bioland", berichtete der 34-jährige Landwirt. Aufgrund der Erfahrungen mit dem konventionellen Markt entschloss sich Spliethofe für ein geschlossenes System mit 75 Sauen. Mit 70 ha stand dabei auch genug landwirtschaftliche Fläche zur Verfügung, um den Dung sinnvoll zu verwerten und eine stabile Futtergrundlage zu haben.

Sauen und Ferkel unter einem Dach

In den vorhandenen Gebäuden war es möglich, sowohl die Sauen als auch die Ferkelaufzucht unterzubringen. Die Abferkelbuchten, die EU-Bio-Verordnung schreibt eine Mindestgröße von 7,5 m² vor, sind mit einem Warmbereich und einem Zwischenwarmbereich, der den Übergang zum etwa 4 m² großen Auslauf nach draußen bildet, in zwei Bereiche gegliedert. Die zwei Lamellenvorhänge sorgen dafür, dass es keine Zugluft gibt. "Die Sauen nehmen das System sehr gut an und ferkeln alle im Warmbereich. Nur im Sommer kommt es gelegentlich vor, dass Sauen draußen ferkeln", zeigte sich Jan Spliethofe mit dem Verfahren sehr zufrieden. Die Stalleinrichtung wurde gemeinsam mit einem Stalleinrichter aus der Region entwickelt und eingebaut.

Die ferkelführenden Sauen werden zweimal täglich, die tragenden Sauen einmal täglich gefüttert. Alle Sauen bekommen Raufutter in Form von Silage, die sie sehr gerne aufnehmen. Die Ferkel werden nach dem Säugeakt ins Ferkelnest gesetzt, damit sie nicht auskühlen. Der Auslauf ist für die Sau ab dem ersten Tag zugänglich, die Ferkel nutzen ihn aber zunächst noch nicht. Die Ferkel können im Zwischengang problemlos geimpft werden, wenn zuvor die Sau im Auslauf festgesetzt wurde.

Gutes Arbeitsmanagement

Viele Schweinehalter haben Sorge, dass sie die Arbeit nicht bewältigen können, wenn alle Schweine auf Stroh gehalten werden. "Die Tiere koten im Wesentlichen draußen im Auslauf. Und hier kann mechanisch entmistet werden“, konnte Spliethofe hier aber Entwarnung geben. Für die Ausläufe in der Ferkelaufzucht dauere das beispielsweise einschließlich Wegsperren der Ferkel und Umklappen der Gitter eine gute halbe Stunde und müsse im Schnitt zweimal in der Woche durchgeführt werden.

Mit knapp 50 kg kommen die Schweine in den eigentlichen Maststall, der neu errichtet und als Außenklimastall mit gedämmten Liegehütten konzipiert wurde. Das Stroh wird auf einer Zwischendecke gelagert. "Unsere Leistungen in der Mast stehen mit 800 g Tageszunahmen und einem Magerfleischanteil von 58 % denen in der konventionellen Haltung kaum nach", erklärte Spliethofe.

Woher kommen die Tiere?

Wie aber läuft es mit dem Tierzukauf? "Der Zukauf konventioneller Jungsauen ist stark eingrenzt und es gibt bundesweit nur einen Öko-Jungsauenvermehrer", so Spliethofe. Daher werden die meisten Jungsauen selbst nachgezogen.

"Die Vermarktung funktioniert gut", fasste es Jan Spliethofe zusammen. Durch einen fünfjährigen Liefervertrag mit festen Abnahmemengen und garantiertem Preis konnte man auch bei den Verhandlungen mit der Bank punkten. Und da die ökologische Schweinehaltung in den meisten Punkten den Fördervoraussetzungen des AFP (Agrarinvestitionsförderungsprogramm) entspricht, konnte auch eine attraktive Bezuschussung in Anspruch genommen werden.

Nach der Stallbesichtigung erfolgte ein kurzer Feldrundgang, denn gerade umstellungsinteressierte Landwirte machen sich verständlicherweise vor einer zu hohen Verunkrautung Sorgen. Die Getreidebestände präsentierten sich den Besuchern in einem ausgezeichneten Zustand und lassen auch dieses Jahr gute Erträge erwarten. „Wir hatten in den beiden vergangenen Jahren aber auch Glück“, erklärte Spliethofe, denn die Witterung spielte gut mit, so dass immer zum passenden Zeitpunkt gestriegelt oder gehackt werden konnte.

Gesicherte Vermarktung

Die Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise macht nur Sinn, wenn die Vermarktung gesichert ist. Zur aktuellen Situation am Bio-Schweinemarkt nahmen Christoph Dahlmann, Geschäftsführer der Biofleisch NRW, und Dr. Uwe Balliet, Geschäftsführer der Bio-Handel Nordwest GmbH, Stellung. Die 2001 gegründete und als Genossenschaft organisierte Biofleisch NRW verarbeitet jährlich etwa 10 000 Bio-Schweine, die im 25 km entfernten Schlachthof in Unna geschlachtet werden. Die Vermarktung der Bio-Schweine, die ausschließlich nach Verbandsstandard erzeugt werden, erfolgt über den Naturkostfachhandel und zunehmend auch über den Lebensmitteleinzelhandel, an den nach Ansicht von Dahlmann kein Weg vorbeiführt. Die aktuelle Vermarktungssituation bewertete Dahlmann als gut, wenngleich die Umstellung sehr großer Betriebe vermarktungsmäßig von seinem Erzeugerzusammenschluss nicht allein gestemmt werden könne.

Auch die erst Anfang vergangenen Jahres gegründete Bio Handel Nordwest GmbH ist regional aufgestellt und ist ebenso ein Erzeugerzusammenschluss von zurzeit 14 Bioland-Betrieben. Über einen Vertrag mit Edeka Rhein-Ruhr erfolgt der größte Teil der Vermarktung der Bio-Schweine. "Bio-Schweine werden zwar nicht mehr händeringend gesucht“, berichtete Dr. Balliet, "aber die Nachfrage ist weiter gegeben."

Das hohe Wachstum des vergangenen Jahres, bundesweit rund 15 %, könne man nicht jedes Jahr erwarten, aber der Markt wachse kontinuierlich und weitere Bio-Schweine, vor allem nach Verbandsstandard erzeugt, werden auch künftig gebraucht. Der Handel entwickele sich auch. Ziel sei es, in den Lebensmittelgeschäften künftig auch in der Bedientheke Bio-Fleisch zu verkaufen. "Wichtig ist aber ein Gleichklang im Aufbau von Tier- und Vermarktungskapazitäten, damit kein Überangebot entsteht", so Balliet, und fügte hinzu: "Bio muss sich auch weiterentwickeln, um wettbewerbsfähig zu sein."

Der richtige Schritt

Familie Spliethofe bewertet die Umstellung aus heutiger Sicht als positiv. "Es ist nicht die Lizenz zum Geld drucken, aber wir sind froh diesen Schritt gemacht zu haben", bemerkte Jan Spliethofe abschließend und sein Vater ergänzte: "Wir standen der Entwicklung nicht im Weg und sehen es auch im Nachhinein sehr positiv. Täglich zeigen uns unsere Tiere durch ihr Wohlbefinden und ihre zufriedene Art die Bedeutsamkeit unserer Entscheidung."

Quelle: Christian Wucherpfennig, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, Juni 2018

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