Auch bei ökologischer Erzeugung müssen die Schweine entsprechend ihrem Bedarf leistungsgerecht gefüttert werden, um mit den vorhandenen Ressourcen sparsam umzugehen und die Kosten nicht aus den Augen zu verlieren.
Darüber hinaus spielen Gesunderhaltung und Beschäftigung der Tiere eine große Rolle. In den meisten Betrieben erfolgt die Fütterung auf der Basis von Getreide und Körnerleguminosen, die allein jedoch nur den Bedarf von tragenden Sauen und Endmastschweinen decken können.
Besonders hoch sind die Ansprüche der Ferkel während und nach dem Absetzen. Bei möglichst niedrigen Rohproteingehalten sollen die Ferkel ausreichend mit essentiellen Aminosäuren versorgt werden. Konventionell lassen sich bei einem Rohproteingehalt von unter 18 Prozent Lysingehalte von 1,3 Prozent realisieren, so dass sich ein Verhältnis Rohprotein zu Lysin von unter 14:1 ergibt. Da fast alle ökologisch verfügbaren Eiweißkomponenten in Bio-Qualität ein weiteres Verhältnis aufweisen, werden geringere Aminosäurengehalte toleriert, um die Säurebindungskapazität möglichst niedrig zu halten und damit fütterungsbedingten Durchfall zu vermeiden. Als Eiweißbasis können getoastete Sojabohnen (16,4:1) und Sojakuchen (16,8:1) dienen. Ein gewisser Anteil Magermilchpulver (13,2:1) erleichtert es den Ferkeln auf feste Nahrung umzusteigen, erhöht aber auch die Kosten beträchtlich. Als hochverdauliche energiereiche Futtermittel eignen sich Hafer- und Weizenflocken sowie für die Faserversorgung Weizenkleie und Grünmehle. Zum Training der enzymatischen Verdauung können geringe Anteile Körnerleguminosen (maximal fünf Prozent) beigemischt werden. Ein Beispiel für eine solche Futterration findet sich in Tabelle 1a.
a | b | c | d | e | f | g | |
FAZ 1 | FAZ 2 | MS 30kg1) | MS 60kg1) | MS 90kg1) | Sauen lac | Sauen trag | |
Ackerbohnen (%) | 2,0 | 3,0 | 5,0 | 9,0 | 10,0 | 9,0 | 8,0 |
Erbsen (%) | 2,0 | 3,0 | 5,0 | 9,0 | 10,0 | 9,0 | 8,0 |
Kartoffeleiweiß (konv.) (%) | 7,0 | 7,0 | |||||
Magermilchpulver (%) | 5,0 | ||||||
Mais (%) | 23,0 | 24,0 | 25,0 | 13,0 | 15,5 | ||
Öl (%) | 1,0 | ||||||
Sojakuchen (%) | 7,0 | 5,0 | 15,0 | 15,0 | 10,0 | 18,0 | 6,0 |
Sojabohnen % | 5,0 | 10,0 | |||||
Weizen (%) | 22,0 | 15,0 | 11,0 | 10,0 | 20,0 | 10,0 | |
Gerste (%) | 21,0 | 22,0 | 15,0 | 18,0 | 25,0 | 16,0 | 25,0 |
Hafer (%) | 10,0 | 6,0 | 5,0 | 16,0 | |||
Triticale (%) | 7,0 | 23,0 | 28,0 | 9,0 | 25,0 | ||
Haferflocken (%) | 20,0 | ||||||
Mineralfutter (%) | 3,0 | 3,0 | 3,0 | 2,0 | 2,0 | 2,5 | 2,0 |
Energie, MJ ME | 13,30 | 13,10 | 13,30 | 13,00 | 12,70 | 13,10 | 12,40 |
XP | 185,00 | 181,00 | 185,00 | 168,00 | 157,00 | 175,00 | 139,00 |
Lysin, g | 10,50 | 9,70 | 9,30 | 8,60 | 8,00 | 9,10 | 6,70 |
€/dt | 87,00 | 51,0 | 50,0 | 45,00 | 43,00 | 48,00 | 37,00 |
1) Berechnung für TZ 750 bis 800 g |
In den meisten Betrieben wird in der Ferkelaufzucht auf konventionelles Kartoffeleiweiß (Verhältnis 12,7:1) zurückgegriffen, das nach geltender EU-Bio-Verordnung noch bis zu maximal fünf Prozent in der Gesamtration eingesetzt werden darf. Ab 2021 sind konventionelle Eiweißfuttermittel voraussichtlich nur bei Schweinen bis 35 kg zulässig. Höhere Anteile in der Tagesration sind möglich, wobei Gehalte über sieben Prozent die Aufnahme hemmen können. Dabei lohnt sich die Untersuchung auf Bitterstoffe. Mit Kartoffeleiweiß kann man ein Drittel der Aminosäurenversorgung von Ferkeln sicherstellen und ein Verhältnis Rohprotein:Lysin in der Gesamtration von etwa 17:1 erzielen (Tabelle 1). Versuche, konventionelles Kartoffeleiweiß in der Fütterung gänzlich zu ersetzen, beispielsweise durch gezielten Anbau und Aufbereitung von kleinsamigen Leguminosen, waren häufig nicht überzeugend.
Um Durchfall zu vermeiden, müssen niedrigere und damit auch nicht ganz bedarfsgerechte Aminosäurengehalte toleriert werden. Entsprechend wachsen die Ferkel direkt nach dem Absetzen langsamer oder "stehen" auch zeitweise. Um die Ferkel in dieser schwierigen Phase zu unterstützen, empfiehlt sich unter anderem mehrmaliges Füttern am Tag (wie bei der Sau gewohnt) und auch der Einsatz von Ferkelwühlerde (pH-Wert-Absenkung) hat sich bei vielen Betrieben bewährt. Etwa drei Wochen nach dem Absetzen mit rund 20 kg Lebendgewicht ist das Verdauungssystem belastbarer und sehr teure Komponenten wie Haferflocken und Milchpulver können mit ausreichend langer Verschneidung ausgetauscht werden (Tabelle 1b).
Bedarf säugender Sauen
Um eine hohe Milchleistung und einen möglichst geringen Substanzverlust der säugenden Sauen zu gewährleisten, müssen auch hier die Rationen bedarfsgerecht sein. Viel wichtiger ist
es jedoch nach einer kontinuierlichen Steigerung der Futtergaben nach der Geburt eine hohe Futteraufnahme zu erzielen, indem beispielsweise die Sauen schon während der Trächtigkeit konditionsbezogen gefüttert werden. Um deren Anteil nicht zu hoch ansteigen zu lassen, sollten Körnerleguminosen mit etwa 15 bis 20 Prozent Sojakomponenten ergänzt werden, um Lysingehalte von mehr als neun Gramm je kg Futter zu erzielen (Tabelle 1f). Es ist legitim mit den Gehalten unterhalb der konventionellen Werte zu bleiben, da etwas kleinere Würfe versorgt werden müssen.
Grundsätzlich sind höhere Körnerleguminosenanteile heute problemlos möglich, da deren Gehalt an antinutritiven Substanzen in neueren Sorten deutlich geringer ist als in früherer Zeit. Eine zuweilen empfohlene Toastung von Ackerbohnen und Erbsen bringt daher keine höheren Leistungen. Aufgrund der hohen sortenbedingten Schwankungen sollten Körnerleguminosen auf ihren Rohproteingehalt untersucht werden.
Tragende Sauen und Endmastschweine haben einen deutlich geringeren Bedarf, der sich problemlos mit Körnerleguminosen und Getreide decken lässt (Tabelle 1e und g). In der Vormast haben Schweine einen ähnlichen Bedarf wie ferkelführende Sauen (Tabelle 1c). Eine nicht ganz bedarfsgerechte Versorgung hat jedoch weniger gesundheitsbezogene Auswirkungen, sondern führt hauptsächlich zu geringeren Tageszunahmen und schlechterer Futterverwertung. Ein Mangel an schwefelhaltigen Aminosäuren schwächt jedoch auch das Immunsystem und mindert die Fähigkeit des Darms sich zu regenerieren. Schon aus ökonomischen Gründen empfiehlt es sich, etwas unterhalb der konventionellen Bedarfswerte zu füttern und dabei etwas geringere Tageszunahmen hinzunehmen, wobei 800 Gramm pro Tag auch unter Bio-Bedingungen machbar sind. Lupinen in der Endmast erhöhen den intramuskulären Fettgehalt und verbessen damit nachhaltig die Schmackhaftigkeit, ohne dass zu einer verstärkten Verfettung des Schlachtkörpers kommt.
Eine dreiphasige Mast spart gegenüber zweiphasiger Mast nicht nur Futterkosten, sondern trägt auch zu geringeren Nährstoffausscheidungen bei. Grundsätzlich sollte jedes Mastschwein über einen Fressplatz verfügen, denn Schweine sind Synchronfresser.
Immer mehr Bio-Schweinehalter verfügen über eine Flüssigfütterung, die häufig noch aus konventioneller Bewirtschaftung übernommen wurde. Damit eröffnet sich die Möglichkeit, preiswerte Komponenten, wie beispielsweise Altbrot oder Sojapülpe, in der Fütterung zu nutzen. Der Verfütterung von Bio-Nebenprodukten und Abfällen aus der Lebensmittelverarbeitung entspricht auch dem Leitbild ökologischer Bewirtschaftung. Die eher pflanzliche Ernährung vieler Biokunden trägt dazu bei, dass viele interessante Komponenten zur Verfügung stehen.
Auch wenn Raufutter nur im begrenzten Umfang zur Versorgung der Bio-Schweine beitragen kann, ist sein Anteil an Beschäftigung und Wellness der Tiere nicht zu unterschätzen. Schon Ferkel nehmen Heu und Silage gerne auf. Dennoch sollte das Futter von Schweinen ausreichend Fasergehalte aufweisen, da nicht alle Tiere im gleichen Umfang das Grobfutter aufnehmen, dass arbeitssparend in Raufen im Auslauf vorgelegt werden kann. Dabei sollte dafür gesorgt sein, dass sich die Schweine das Futter nur in kleinen Mengen herausziehen können, damit sie auch wirklich beschäftigt sind und auch die Verluste nicht zu hoch ausfallen.
Quelle: Christian Wucherpfennig, Ökoteam Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen