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Düngeverordnung auch für Bio-Schweine relevant

07.06.2019

Im ökologischen Landbau ist die höchstzulässige Anzahl von Tieren je Hektar begrenzt. Eine Überversorgung der Flächen mit den Nährstoffen Stickstoff und Phosphor scheint so zunächst ausgeschlossen. Die ökologische unterscheidet sich jedoch von der konventionellen Erzeugung in vielfältiger Weise, sodass es im Einzelfall auch zu Überschüssen bei Phosphor kommen kann, auf die Bio-Schweinehalter aber wirksam reagieren können. Christian Wucherpfennig, Landwirtschaftskammer NRW, berichtet. 

Der Tierbesatz ist im ökologischen Landbau so zu begrenzen, dass der Dungeintrag je Hektar landwirtschaftlich genutzter Fläche 170 kg Stickstoff nicht überschreitet. Entsprechend hat die EU-Bio-Verordnung 889/2008 für die einzelnen Tierkategorien eine Höchstzahl von Tieren (je ha) festgelegt (Tabelle 1). Die meisten Anbauverbände des ökologischen Landbaus, wie Bioland, Demeter und Naturland, begrenzen die Zahl maximal gehaltener Mastschweine sogar auf 10 Tiere je ha. Diese Anbauverbände leiten die Berechnung des Viehbesatzes noch aus den Dungeinheiten her und deckeln den Nährstoffeintrag auf 112 kg Stickstoff beziehungsweise 98 kg Phosphor je ha.

Tabelle 1: Höchstzulässige Anzahl von Tieren je Hektar
EU-Bio-VOBioland / Demeter / Naturland
Zuchtsauen6,5
Aufzuchtferkel74
Mastschweine1410
Sonstige Schweine1410

Tabelle 2: Ergebnis Nährstoffbilanz Bio-Mastschweine
(50 ha, 500 bzw. 700 Bio-Mastschweine)
  Ertrag "hoch"Ertrag "niedrig"
Winterweizenje ha60 dt45 dt
Wintertriticale je ha60 dt45 dt
Gemengeje ha50 dt40 dt
Körnermaisje ha90 dt80 dt
Ackerbohnen je ha40 dt35 dt
Mastschweine je ha 10141014
N-Überschuss je hakg-4221238
P-Überschuss je hakg-98118
Berechnung mit Programm "Nährstoffvergleich Vers. 6.1.5." der Landwirtschaftskammer NRW
Erträge von Bedeutung

Bezieht man die Nährstoffbilanz auf das Verhältnis Feld zu Stall, hat es erhebliche Auswirkungen, welche Erträge ein Betrieb erwirtschaftet. Aufgrund des bewussten Verzichts auf den Einsatz von chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmitteln sind die Erträge bei ökologischer Wirtschaftsweise niedriger als im konventionellen Ackerbau. Bei guten Boden- und Witterungsverhältnissen ernten Biobetriebe beispielsweise im Schnitt etwa 60 dt Weizen je ha, bei schlechten Bedingungen aber auch weniger. Im Vergleich zu konventioneller Wirtschaftsweise werden somit weniger Nährstoffe vom Feld abgefahren und das Getreide weist zudem regelmäßig auch niedrigere Eiweißgehalte auf.

In welchem Umfang Nährstoffe von den Tieren wieder zurück aufs Feld fließen, hängt im Wesentlichen von der Fütterung ab. Wie im konventionellen Landbau erfolgt die Fütterung der Bio-Schweine entsprechend ihrem Bedarf. Daher wird im Regelfall in der Mast zumindest in zwei Mastabschnitte (Vor - und Endmast) und bei den Sauen zwischen ferkelführenden und tragenden Sauen unterschieden. Auch in der Ferkelaufzucht wird allein schon aus Kostengründen die Ration an den später geringeren Bedarf der größeren Ferkel angepasst. Bei der Wahl der passenden Tierkategorie kann somit bei der Berechnung von Nährstoffbilanzen die Variante "N/P-reduziert" gewählt werden.

Die Berechnung der Nährstoffbilanzen bei auf Bio-Schweine spezialisierter Erzeugung zeigt, dass bei hohen Erträgen keine unzulässigen Überschüsse entstehen (Tabelle 2 und 3). Sind die Erträge jedoch niedrig, würde der Grenzwert beim Phosphor von maximal 10 kg je ha im Mittel von sechs Jahren bei der Öko-Ferkelerzeugung und auch bei der Bio-Mast mit 14 gehaltenen Mastschweinen je ha überschritten.

Die Varianten "stark N/P-reduziert" und "sehr stark N/P-reduziert" können bei der Berechnung von Nährstoffbilanzen nur angewendet werden, wenn dies plausibel nachgewiesen wird. Dabei muss beispielsweise bei ferkelführenden Sauen der Rohproteingehalt unter 16,5 % und bei tragenden Sauen unter 13,5 %, der Phosphorgehalt unter 0,5 beziehungsweise 0,43 Prozent liegen. Die bei ökologischer Haltung verwendeten Eiweißfuttermittel weisen teilweise relativ hohe Rohprotein - bei gleichzeitig niedrigen Gehalten essentieller Aminosäuren auf. Dies trifft insbesondere auf Körnerleguminosen wie Ackerbohnen und Erbsen zu. Da auch dem Einsatz von Ölkuchen aufgrund ihrer hohen Fettgehalte zumindest in der Mast Grenzen gesetzt sind, liegen Rationen für Bio-Schweine daher im Rohproteingehalt regelmäßig höher, um den Aminosäurenbedarf der Tiere zu decken. Bei tragenden Sauen könnte man die Werte zwar einhalten, müsste dann aber auf Ackerbohnen oder Erbsen als Eiweißträger weitestgehend verzichten.

Konventionelles Futter

Der Einsatz synthetischer Aminosäuren zur weiteren Absenkung des Rohproteingehaltes ist bei Bio-Erzeugung ausgeschlossen. Beim Phosphor können konventionell wirtschaftende Betriebe dessen Verwertung durch Zugabe von Phytin deutlich verbessern und entsprechend die Bruttogehalte senken.

Durch den Einsatz von konventionellem Kartoffeleiweiß können die Rohproteingehalte bei gleichen Aminosäurengehalten gesenkt werden. Bis zum 31. Dezember 2020 dürfen nach der derzeit geltenden EU-Bio-Verordnung bei Bio-Schweinen noch bis zu 5 % konventionelle Eiweißfuttermittel verwendet werden. Die im Jahr 2021 in Kraft tretende neue EU-Bio-Verordnung 2018/848 beschränkt deren Einsatz auf Ferkel bis zu einem Gewicht von maximal 35 kg.

Die Anbauverbände des ökologischen Landbaus haben teilweise schon jetzt strengere Regelungen. Bei Bioland ist konventionelles Kartoffeleiweiß nur bei Schweinen bis 50 kg und bei ferkelführenden Sauen zulässig und bei Demeter ist der Einsatz konventioneller Futtermittel gänzlich ausgeschlossen. Die Nährstoffgehalte der Rationen sollten auch bei ökologischer Erzeugung möglichst exakt an den Bedarf der Schweine angepasst werden. Gerade bei größeren Beständen ist es wirtschaftlich, die Mast in mehrere Abschnitte zu unterteilen und damit nicht nur die Nährstoffausscheidungen zu senken, sondern auch den Geldbeutel zu schonen. Mit den derzeit zur Verfügung stehenden Futtermitteln werden jedoch die Rohproteingehalte dennoch höher sein als bei konventioneller Erzeugung. Die Suche nach Eiweißalternativen, zum Beispiel Bakterieneiweiß, hat noch nicht zu praxisgerechten Lösungen geführt.

Tabelle 3: Ergebnis Nährstoffbilanz Bio-Ferkelerzeugung 1)
(21 ha, 96 Sauen)
  Ertrag "hoch" Ertrag "niedrig"
Winterweizenje ha60 dt 45 dt
Wintertriticale je ha60 dt 45 dt
Gemengeje ha50 dt 40 dt
Körnermaisje ha90 dt 80 dt
Ackerbohnen je ha40 dt 35 dt
Sauen je ha6,5 6,5
Aufzuchtferkel je ha 74 74
N-Überschuss je hakg5 17
P-Überschuss je hakg5 15
1) Unter Berücksichtigung eigener Jungsauenvermehrung und Haltung von zwei Ebern
Berechnung mit Programm "Nährstoffvergleich Vers. 6.1.5" der Landwirtschaftskammer NRW
Phosphorbilanz im Blick

Wenn Bio-Schweinehalter mit ihrer Phosphorbilanz in den Grenzbereich von maximal 10 kg P2O5 je ha und Jahr im 6-Jahres-Mittel vorstoßen sollten, gibt es durchaus Lösungsmöglichkeiten. Einige Bio-Schweinehalter kooperieren mit einer Biogasanlage. Dabei geben sie ihren phosphorreichen Dung in die Biogasanlage und bekommen ein Mischsubstrat zurück, das weniger Phosphor und dafür beispielsweise mehr Kalium enthält, wenn der Biogasanlage auch Rindermist und -gülle zufließen. Da einige Bio-Schweinehalter neben Futtergetreide auch Gemüse oder Kartoffeln anbauen, ist dies auch aus pflanzenbaulicher Sicht von Nutzen. Andere Betriebe wiederum geben einen Teil ihres Dungs an andere Biobetriebe ab. Eine Zurücknahme von Futtermitteln ist dabei nicht zwingend erforderlich, wenn der Abgeber über eine ausreichend große Futtergrundlage verfügt. Eine Abgabe an konventionelle Betriebe ist hingegen ausgeschlossen.

Einige Bio-Schweinehalter mit sehr knapper Flächenausstattung sind eine Futter-Mist-Kooperation eingegangen, bei der der schweinehaltende Betrieb dem viehlosen Betrieb organischen Dünger liefert und im Gegenzug von diesem Futtermittel bezieht. Die EU-Bio-Verordnung bewertet die beiden Betriebe hinsichtlich des Tierbesatzes als eine Einheit.

Von der Erstellung einer Stoffstrombilanz in Ergänzung zur plausibilisierten Feld-Stall-Bilanz dürften die meisten Bio-Schweinehalter bis einschließlich 2022 befreit sein, da sie die Tierbesatzdichte von 2,5 Großvieheinheiten je ha unterschreiten. Nur wenn der abgebende Betrieb innerhalb einer Futter-Mist-Kooperation diesen Wert überschreitet, müssen auch diese Bio-Schweinehalter schon eine Stoffstrombilanz erstellen. Da die Stoffstrombilanz aber nur das Stickstoffsaldo betrachtet, dürfte dies ökologisch wirtschaftenden Schweinehaltern aufgrund der fehlenden mineralischen Stickstoffdüngung kaum Probleme bereiten, wie die vorgestellten Nährstoffbilanzen dies auch aufzeigen.

Tabelle 4: Beispielsrationen für die ökologische Schweinehaltung
 MS 30 kg1)MS 60 kg1)MS 90 kg1)Sau lacktierendSauen tragend
Ackerbohnen5,0%9,0%10,0%9,0%8,0%
Erbsen5,0%9,0%10,0%9,0%8,0%
Kartoffeleiweiß (konventionell)5,0%    
Mais25,5%13,0% 15,5% 
Öl0,5%  1,0% 
Sojakuchen15,0%15,0%10,0%18,0%6,0%
Weizen12,0%11,0%10,0%20,0%10,0%
Gerste20,0%18,0%25,0%16,0%25,0%
Hafer  5,0% 16,0%
Triticale9,0%23,0%28,0%9,0%25,0%
Mineralfutter3,0%2,0%2,0%2,5%2,0%
      
Energie, MJ ME13,3013,0012,7013,1012,40
XP185,00168,00157,00175,00139,00
Lysin, g10,308,608,009,106,70
1) Berechnung für TZ 750 bis 800 g
Fazit

Die Einhaltung der schärferen Grenzwerte der neuen Düngeverordnung wird Bio-Schweinehaltern in den meisten Fällen keine Probleme bereiten. Nur bei einem für ökologische Verhältnisse sehr hohen Tierbesatz in Kombination mit niedrigen Erträgen und komplett einseitiger Ausrichtung auf die Bio-Schweinehaltung könnten die neuen Grenzwerte überschritten werden. Für diese Fälle gibt es jedoch vergleichsweise einfache Lösungen.

Quelle und Ansprechpartner: LZ Rheinland Nr. 21 - 2019, Christian Wuchpfennig, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, 23. Mai 2019

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