Für die Preisbildung bei Bio-Mastschweinen gibt es verschiedene aussagekräftige Anhaltspunkte.
► Die AMI liefert monatlich Daten für Bio-Mastschweine und unterscheidet dabei nach Maske abgerechnete und pauschal bezahlte Tiere. Dabei fußen die Zahlen auf den Meldungen vieler Unternehmen und sind damit durchaus repräsentativ. Es gibt jedoch keine Unterscheidung nach den verschiedenen Qualitätsstandards (EU-Bio, Anbauverband, bestimmte Rassen, regionales Futter, usw.).
► Für ABD-Mitglieder (Aktionsbündnis Bioschweinehalter Deutschland e.V.) gibt es zudem den Service des Bio-Schweinepreisvergleiches im Mitgliederbereich. Hier können praktisch von allen relevanten Verarbeitern und Vermarkter die Preise abgerufen werden. ABD bemüht sich die Zahlen stets aktuell zu halten.
Auch für Bio-Ferkel veröffentlicht die AMI Zahlen, deren Aussagekraft jedoch geringer ist, da sie nur auf Meldungen weniger größerer Unternehmen zurückgehen, die zumeist auch die aufgezogenen Mastschweine abnehmen. Exakte Hinweise zu Gewichten, besonderen Eigenschaften (z. B. Impfungen, Kastration mit Betäubung) kann die AMI leider nicht liefern. Der Versuch der AMI, auf unsere Anregung hin ein Meldesystem für Ferkel, die direkt von Bauer zu Bauer verkauft werden, aufzubauen, konnte aufgrund der zu geringen Resonanz seitens der Betriebe nicht verwirklicht werden.
Häufig gehen die Betriebe daher den Weg, den Preis für Bio-Ferkel an die Erzeugerpreise für Bio-Mastschweine zu koppeln. Entsprechend profitiert der Ferkelerzeuger automatisch von Preiserhöhungen, wird aber auch an Preissenkungen gleichermaßen beteiligt. Der Mäster wiederum kann so gerade bei Preissenkungen einen Teil der Erzeugungskosten abpuffern.
Wenn sich der Ferkelpreis nach dem Preis für Bio-Mastschweine richtet, muss das Verfahren jedoch transparent und korrekt sein.
Dafür gibt es verschiedene Modelle:
Bemerkenswert ist die große Schwankungsbreite bei den Bio-Ferkelpreisen, die sich nur zu einem kleinen Teil auf die Unterschiede zwischen EU-Bio- und Verbands-Ferkel zurückführen lässt. Je Ferkel sind etwa 5 € Unterschied bei den Futterkosten anzusetzen, wenn man Sauen- und Ferkelfutter einbezieht. Die mir bekannten Bio-Ferkelpreise offenbaren jedoch eine Differenz von 35 € (!) zwischen dem günstigsten (115 €) und dem teuersten Bio-Ferkel (150 €), jeweils bezogen auf 25 kg Gewicht. Das teuerste Ferkel erzielt somit 30 % mehr als das billigste Ferkel! Die Differenz ist damit also deutlich höher als bei den Bio-Mastschweinen, wo das teurere Tier etwa 10 bis 15 % mehr erzielt. Nur mit einer besonderen Qualität (Demeter, spezielle Rassen, Regionalität) sind bis zu 20 % mehr möglich.
Der Verkauf eines erheblichen Teils der Bio-Ferkel wird über die Abnehmer der Mastschweine abgewickelt. Die Erzeugung im Verbund hat viele Vorteile. Aber ebenso wie Verträge für die Mäster Nachteile aufweisen können, trifft dies zuweilen auch für die Verträge mit den Bio-Ferkelerzeugern zu. Wir empfehlen daher den Ferkelerzeugern sich Gedanken über den Preis und die einzelnen Konditionen zu machen und keinesfalls leichtfertig Verträge zu unterschreiben.
► Gerne schauen wir uns Verträge gemeinsam mit Euch an und diskutieren mit Euch die einzelnen Regelungen. Ein fairer Preis ist letztlich Basis für ein gedeihliches Miteinander zwischen Bio-Ferkelerzeuger und Bio-Mäster.
Autor: Christian Wucherpfennig, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW
Quelle: Schweine-Informationsdienst (SID), Nr. 22, 26. Mai 2020