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Interessant nicht nur für Umsteller - Ökologische Schweinehaltung

21.10.2020

Ziel der Öko-Umstellertage ist es, konventionellen Landwirt*innen die Möglichkeit zu geben, für ihren Betrieb zu prüfen, ob eine Umstellung auf ökologische Wirtschaftsweise machbar ist. Mit Bio-Landwirten, Marktpartnern und der Beratung werden offene Fragen geklärt und Chancen für die Umstellung auf den Ökolandbau präsentiert. Der Tag zur ökologischen Schweinhaltung fand am 8. Oktober auf dem Betrieb der Familie Borgert in Heek statt.

Vor der Umstellung hielt Bernhard Borgert 350 Sauen. Ende 2017 entschied sich die Familie, auf ökologischen Landbau umzustellen und den in Heek gelegenen Betrieb künftig nach Bioland-Richtlinien zu bewirtschaften. Es war das Ziel, keine neuen Gebäude zu errichten, sondern alle Tiere nach einem Umbau in den vorhandenen Gebäuden unterzubringen. Der Bestand wurde demzufolge auf 110 Sauen abgestockt. Die Gebäudeabmessungen passten gut. Nur bei den ferkelführenden Sauen ergab sich durch die Notwendigkeit, Ausläufe einzurichten, etwas ungenutzter Raum. Dabei kostete das gesamte Genehmigungsverfahren 25 000 €, obwohl ein Emissionsgutachten nicht erforderlich war.

Mehr Futter

Die Futtermengen sind höher als bei konventioneller Haltung. Das ist zum einen der längeren Säugezeit geschuldet, aber auch die tragenden Sauen fressen etwa 10 bis 15 % mehr. Bei den Aufzuchtferkeln und den ferkelführenden Sauen wird gegenwärtig mit Fertigfutter aus ökologischer Erzeugung gearbeitet, bei den tragenden Sauen mit Ergänzer und eigenen Komponenten wie Getreide und Körnerleguminosen.

Die Säugezeit beträgt sieben Wochen und damit länger als die von der EU-Bio-VO vorgeschriebenen 40 Tage. Das Absetzen klappt so besser, weil die Ferkel das Immunitätsloch verlassen und begonnen haben, eine eigene Immunität aufzubauen. Die Kondition der Sauen leidet deswegen nicht, denn ab der fünften Woche beginnen die Ferkel, mehr festes Futter aufzunehmen und die Sau beginnt wieder zuzunehmen.

Nach dem Absetzen bis zum Verkauf mit 30 kg benötigen die Ferkel etwa sechs Wochen. Ein etwas höheres Lebendgewicht macht es den Mästern anschließend leichter. Anfangs koten die Ferkel noch gelegentlich in die Bucht. Mit zunehmenden Alter und damit auch Gewicht geschieht dies aber ausschließlich im Auslauf. Dort wird den Ferkeln unter anderem Silage angeboten.

Zufrieden mit dem Schritt

Bernhard Borgert zeigte sich mit der Umstellung sehr zufrieden. "Da auf Neubauten verzichtet werden konnte und wir sehr viel in Eigenleistung erbringen konnten, hielten sich die Baukosten in Grenzen. Aber natürlich wurde der Bestand auch stark reduziert", so der Betriebsleiter.

Ein wichtiger Hinweis von ihm lautet, mit der Remontierung der Sauen nach Abstockung des Bestandes früh genug zu beginnen. "Da man sich bei der Umstellung die besten Sauen im besten Alter heraussucht, besteht zunächst kein Bedarf, Sauen auszutauschen. Nach einem gewissen Zeitraum lässt aber auch die Leistung dieser Tiere nach und plötzlich ergibt sich ein erhöhter Remontierungsbedarf und man hat demzufolge einen hohen Anteil Jungsauen", resümmiert er. Die zunächst sehr hohe Leistung nach der Umstellung pendelt sich im Anschluss daher auf einem etwas geringeren Niveau ein, ist aber mit gut 21 aufgezogenen Ferkeln immer noch sehr gut.

Vielfalt gefragt

Im Anschluss berichtete Bernhard Groß-Weege von seinem Gemischtbetrieb in Hamminkeln, auf dem es neben 160 Mastschweinen Legehennen, Mutterkühe und Mastrinder auch Wasserbüffel gibt. Auch der Ackerbau ist mit Kleegras, Getreide, Kartoffeln, Gemüse und seit einigen Jahren auch Hanf sehr vielfältig. Umgestellt nach den Bioland-Richtlinien wurde der Betrieb 1999. Die Ferkel werden von einem kleineren Bio-Ferkelerzeuger bezogen.

Der Offenfronstall wurde 2005 neu errichtet und hat sich grundsätzlich bewährt. "Würde ich noch einmal neu bauen, würde ich den Stall jedoch anders ausrichten, um Zugluft zu vermeiden", so Groß-Weege. Mit Windschutznetzen und Lochblechen konnte der Wind aber wirksam gebrochen werden. Die Mastschweine wurden über viele Jahre an mehrere Metzger im Rheinland verkauft. Die hohen Transportkosten für die wöchentlichen Lieferungen veranlassten ihn aber vor einigen Jahren, die Schweine an die Erzeugergenossenschaft Biofleisch NRW zu verkaufen. Bernhard Groß-Weege bewirtschaftet den Betrieb zusammen mit seinem Sohn Niklas.

Wie ist der Markt?

Einen Einblick in das Marktgeschehen gab Klemens Hinßen von der Firma Thönes Naturverbund im niederrheinischen Wachtendonk. Der Umsatz mit Bio-Produkten beträgt 65 %. Mit 65 festangestellten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen werden wöchentlich 700 Schweine, 50 Rinder sowie Geflügel geschlachtet. Die Schweine werden über einen patentierten und sehr tierschonenden Zutrieb der Elektrobetäubung zugeführt. Die abendliche Anlieferung sorgt dafür, dass die Schweine keinen Stress verspüren. Die Vermarktungswege sind mit dem Naturkostfachhandel, dem inhabergeführten Lebensmitteleinzelhandel sowie Gastronomie und Metzgern sehr vielfältig.

Zum Abschluss hob Annette Alpers, Geschäftsführerin Naturland NRW, hervor, wie wichtig die Anbauverbände sind. Neben der Unterstützung der Mitglieder bei Erzeugung und Vermarktung betonte sie die Bedeutung der Verbände bei der politischen Interessensvertretung. "Mit der Notwendigkeit, den Gesamtbetrieb und nicht nur einzelne Betriebszweige umzustellen, zeigen die Verbände klares Profil, was auch gegenüber den Verbrauchern wichtig ist", bestätigte sie. Durch die Kooperation mit Vermarktern, wie der Marktgesellschaft der Naturland Bauern, können auch große Partien von Mastschweinen untergebracht werden.

Autor: Christian Wucherpfennig, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW

Quelle: LZ Rheinland Nr. 42/2020, 15. Oktober 2020

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