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Das passende Futter für Bio-Ferkel

21.11.2022

Wer in NRW Bio-Mischfutter kaufen möchte, hat die Wahl zwischen verschiedenen Lieferanten. Es stellt sich die Frage, nach welchen Kriterien die Auswahl erfolgen kann. Nur auf den Preis zu schauen, reicht nicht aus - das ist jedem bewusst. Was man alles in die Bewertung einbeziehen kann oder sogar muss, soll nachfolgend aufgezeigt werden - ohne Anspruch auf Vollständigkeit.

Zum Vergleich stehen zwei Ferkelfuttermittel. Das Unternehmen hat die Futtermittel für unterschiedliche Zwecke konzipiert (FAZ1 und FAZ 2/Vormast). Aufgrund der sehr ähnlichen Rohprotein- und Aminosäurengehalte könnte man jedoch auf die Idee kommen, das FAZ 2-Futter für die gesamte Ferkelferkelaufzucht zu wählen, da es 16 € günstiger ist. Das Unternehmen hat sich aber etwas dabei gedacht.


  • Beide Futtermittel enthalten 5 % konventionelles Kartoffeleiweiß. Bei Ferkeln bis 35 kg ist das grundsätzlich über die EU-Bio-Verordnung gedeckt, bei Schweinen über 35 kg ist es momentan zulässig, weil es aufgrund des Krieges in der Ukraine als Bewertung einer Katastrophe geduldet wird, da Eiweißfuttermittel nicht ausreichend verfügbar waren. Das Ende dieser Duldung wird gegenwärtig seitens der Behörden diskutiert.
  • Es ist möglich, so wie es die Futtermittelfirma auch vorsieht, in der Ferkelaufzucht zwei unterschiedliche Futtermittel einzusetzen. Das erste höherwertige Futtermittel wird aufgrund der hohen Ansprüche der Ferkel bis etwa 20 / 25 kg eingesetzt und danach kann man auf ein etwas weniger hochwertiges Futter umsteigen. Wenn man das so machen möchte, sollte man darüber nachdenken, ob man im FAZ 1 etwas mehr konventionelles Kartoffeleiweiß zumischt, zum Beispiel 6 %, um dann im FAZ nur noch 4 % zu verwenden, so dass im Mittel 5 % eingehalten werden. Bei der aufgezeigten Strategie wären es dann sogar etwas weniger als 5 %, weil die Tiere mehr FAZ 2 aufnehmen als FAZ 1.
  • Das FAZ 1 hat an den ersten beiden Stellen Gerste und Weizengrießkleie stehen, während das FAZ 2 als Komponente mit dem höchsten Anteil Weizen enthält und danach Gerste. Grund ist der höhere Faseranteil bei Gerste und die besonderen Eigenschaften der Weizengrießkleie, der man eine diätetische Wirkung unterstellt. Sie enthält überdurchschnittlich viel „Bakteriell fermentierbare Substanz“ (BFS). Aus einem ähnlichen Grund enthält das FAZ 1 auch Öko-Trockenschnitzel, die überdurchschnittlich viel dazu beitragen, dass durch die hohe Quellfähigkeit eine stärkere Füllung des Magen-Darm-Traktes erzielt wird, gemessen über den WHC-Wert, der für die Wasserhaltekapazität steht, was zu Sättigung und Ruhe beiträgt oder umgekehrt das „Überfressen“ verhindert.
  • FAZ 1 enthält Erbsen, aber nicht wie das FAZ 2 auch Ackerbohnen. Es macht Sinn, den Ferkeln zur Gewöhnung Körnerleguminosen anzubieten, aber vorsichtig dosiert. Im FAZ 2 kann man mehr geben, da die Ferkel jetzt vom Darm her betrachtet schon stabiler sind. Daher enthält es hier auch zusätzlich Ackerbohnen.
  • FAZ 1 enthält Bierhefe. Neben der diätetischen Wirkung trägt es auch zur Aminosäurenversorgung bei. Aufgrund des höheren Preises hat man im FAZ 2 darauf möglicherweise verzichtet.
  • FAZ 2 enthält auch Rapskuchen, wenn auch vermutlich geringe Anteile. Im FAZ 1 verzichtet man darauf, da es die Futteraufnahme senken kann. Auch Ackerbohnen können die Futteraufnahme beeinträchtigen. Modernde Sorten enthalten immer weniger von den schädlichen Inhaltsstoffen, aber eben immer noch etwas. Um sicher zu gehen, lässt man es im FAZ 1 daher raus.
  • FAZ 1 enthält geringe Mengen Molkenpulver. Das ist gut verdaulich und erhöht die Schmackhaftigkeit, aber natürlich ist es auch teuer.

Verschiedene Qualitätsparameter

Man sieht an der Darstellung, dass man die Qualität eines Futtermittels nicht allein nach Energie, Rohprotein und Aminosäuren (ausgewiesen wird meistens nur Lysin und oft noch Methionin) beurteilen kann. Viele Eigenschaften der Futtermittel muss man kennen, um eine nicht nur hinsichtlich der Nährstoffversorgung, sondern auch hinsichtlich Darmgesundheit, Verträglichkeit und Aufnahme die richtige Auswahl zu treffen. Wenn man den Ferkeln den Übergang von der Muttermilch zu einem Ferkelfutter zu erleichtern möchte, kann man zusätzlich noch (Mager-)Milchpulver oder Haferflocken beimischen. Milchpulver kennen die Ferkel gewissermaßen schon und Haferflocken sind aufgrund ihres Herstellungsprozesses besonders gut verträglich. Beide Komponenten sind aber teuer und würden den Preis vermutlich oberhalb von 100 €/dt ziehen.

Unterstellt man übrigens, dass die Ferkel zur Hälfte das FAZ 1- und zur anderen Hälfte das FAZ 2-Futter bekommen, ergibt sich eine Futterkostenersparnis von 8 €/dt, als wenn man nur auf das FAZ 1 setzen würde. Unterstellt man weiter rund 40 kg Ferkelfutter je Ferkel, ergibt sich eine Ersparnis von rund 3 € je Ferkel.


Christian Wucherpfennig,

Landwirtschaftskammer NRW

 

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