Auf dem Betrieb werden 250 Sauen auf Stroh gehalten. Die ferkelführenden Sauen werden dabei in Altställen gehalten, für die tragenden Sauen entstand 2001 ein Offenfrontstall mit gedämmten Liegehütten, wie er in seiner Grundkonstruktion auch auf anderen Biobetrieben häufiger vorzufinden ist - für die damalige Zeit eine Pioniertat.
Die Sauen werden von Hand gefüttert. Das wirkt zunächst überraschend, aber Sebastian Deckers ist es wichtig, jede Sau täglich vor Augen zu haben und individuell Futterzuschläge zu geben. „Gerade in der Zeit der Ackerbausaison ist das Risiko sonst zu groß, sich auf die Technik zu verlassen und die Tierkontrolle zu vernachlässigen“, meint er dazu. Der Maststall wurde 2019 fertiggestellt. Der Stall wurde dabei auf 800 Mastschweine ausgelegt, so dass jedem Tier 1,5 m2 zur Verfügung stehen, davon 1 m2 im Innenbereich und 0,5 m2 im Auslauf. Deckers war es wichtig, dass den Schweinen ein „echter“ Auslauf zur Verfügung steht. Daher ist ein Teil des Auslaufs nicht überdacht. Der Auslauf wird im Schnitt zweimal pro Woche abgeschoben.
Im Zuge der Auslaufreinigung wird der Auslauf auch eingestreut, um seine Attraktivität für die Tiere zu erhöhen. Die Tiere machen derweil einen frohwüchsigen, gesunden und zufriedenen Eindruck. Das bestätigte auch Deckers, denn die Verluste seien sehr niedrig und der Gesundheitsstatus von Beginn an sehr gut. Um Zugluft zu vermeiden, sind auf beiden Seiten Sträucher gepflanzt, die gleichzeitig den Stall auch optisch aufwerten.
Die Schweine halten den Stall grundsätzlich gut sauber. Im Bereich der Fütterung wird schon mal gekotet, aber das lässt sich per Hand schnell in den Auslauf abschieben.
Um den individuellen Wünschen der Metzger zu entsprechen, wird auch Duroc eingekreuzt. „Manche Metzger wünschen sich sehr magere Schweine, andere können auch mit einer gewissen Speckauflage gut umgehen“, weiß Deckers aus Erfahrung. Die Futterverwertung liegt bei 1:3. Der MFA beträgt knapp 60 %. „Wir passen Menge und Inhalt immer ans Feedback der Metzger an, welches ich ja wöchentlich bekomme. Sollten die Schweine in Summe zu fett sein oder mager oder zu schnell wachsen, werden von mir direkt die Futterkurven angepasst. Dies passiert meistens im Winter oder Sommer, weil die Tiere dann einen anderen Eigenenergieverbrauch haben - oder wenn die neue Ernte eingesetzt wird“, erklärt der Landwirt weiter.
Alle Schweine behalten ihren Ringelschwanz und die Fütterung ist gentechnikfrei. Ein großer Teil des Futtergetreides wird selbst erzeugt oder in der Region zugekauft.
Obgleich 2019 gebaut und im Vergleich zu ökologisch mit etwas geringerem Platzangebot, kostete ein Platz schon damals etwa 1 000 € inklusive der neuen Fütterungstechnik. Das belegt auch, dass die vom KTBL unterstellten knapp 1 400 € pro Bio-Mastplatz zu knapp kalkuliert sein dürften.
Trotz der erfolgreichen Vermarktung und des gut funktionierenden Maststalls scheut Sebastian Deckers momentan noch die Investition in einen neuen Sauenstall. Die Arbeit macht ihm mehr als nur Freude, aber es bereitet ihm Sorge, wie schwer es ist, zuverlässige Mitarbeiter zu finden. Auch würde es sich bei einem neuen Sauenstall um einen reinen Ersatzbau handeln. „Zwar gäbe es dafür die Förderung aus dem Umbau der Tierhaltung, aber ohne Bestandserweiterung kann sich das wirtschaftlich nur mit höheren Leistungen rechnen, was sich nicht immer automatisch einstellt“, so seine Bedenken.
Eine Umstellung auf ökologischen Landbau kann sich Sebastian Deckers gegenwärtig nicht vorstellen. Das Tierwohl hat bei ihm einen hohen Stellenwert und das sieht er verwirklicht. „Eine ökologische Fütterung und die Umstellung des Pflanzenbaus bieten mir keine zusätzlichen Vorteile“, ist er sich sicher. Das macht seinen Betrieb und sein (Vermarktungs-)Konzept aber nicht weniger interessant.
Christian Wucherpfennig,
Landwirtschaftskammer NRW