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Erfolgreich mit 70 Sauen nach Demeter-Richtlinien

31.08.2022

Der Umstellung des im baden-württembergischen Rückertsbronn gelegenen Betriebes der Familie Lober im Jahr 2015 ging eine längere Phase des Herantastens voraus. 1988 überredete der heutige Betriebsleiter Dietmar Lober seinen Vater, einen Unkrautstriegel zu kaufen.

Seit 2002 werden auf dem Acker keine Pflanzenschutzmittel und Mineraldünger mehr eingesetzt. Nach der Umstellung wurden die Ställe über mehrere Jahre weitestgehend in Eigenleistung umgebaut. „Parallel hielten wir zunächst weiterhin 35 Sauen, um uns nicht daran gewöhnen zu müssen, keine Sauen mehr zu haben“, erklärte Dietmar Lober seine Vorgehensweise. Zuvor waren 110 Sauen im Bestand. Da vielfach auf gebrauchtes oder vorhandenes Baumaterial zurückgegriffen wurde, konnte und wollte Lober schließlich keine Investitionsförderung mehr in Anspruch nehmen.


Größter Sauenbetrieb

Mit heute gerade mal 70 Sauen ist der Betrieb der größte Demeter-Sauenbetrieb in Deutschland. Etwa 70 % der erzeugten Ferkel gehen an einen etwas größeren Mäster in der Region, der Rest wird an viele kleinere Betriebe verkauft, denn bei Demeter halten viele Betriebe eine kleine Anzahl von Schweinen für die Direktvermarktung und Hofmolkereien finden so einen guten Absatz für die bei der Käseherstellung anfallende Molke.

Die vorhandenen Gebäude ließen sich gut nutzen, weil durch Auflagen des Brandschutzes bei den in den 1970er-Jahren errichteten Stallungen ausreichend Abstand zwischen den Gebäuden bestand, so dass die in der ökologischen Schweinehaltung obligatorischen Ausläufe gut eingerichtet werden konnten. Dabei wird der Auslauf von den ferkelführenden Sauen insbesondere bei wärmerer Witterung gerne auch zum Säugen genutzt. Nach dreieinhalb Wochen werden drei bis vier Sauen gemeinsam mit ihren Ferkeln ins Gruppensäugen umgestallt, was es auch ermöglichte, mit einer größeren Buchtentiefe das gesamte vorhandene Gebäude zu nutzen.

„Das Gruppensäugen funktioniert gut, denn man darf seinen Sauen auch mal etwas zutrauen“, so die Erfahrungen der Betriebsleiter. Die tragenden Sauen werden in mehreren nicht fest zusammengesetzten Gruppen gehalten und kurz vor dem Abferkeln in die Abferkelbuchten umgestallt. Das Ferkelnest in der Abferkelbucht ist bewusst klein gehalten, hat eine Fußbodenheizung und wird daher von den Ferkeln sehr gut angenommen, was unter anderem sehr geringe Erdrückungsverluste zur Folge hat. Nach dem Umstallen ins Gruppensäugen steht den Ferkeln dann ein deutlich größeres Ferkelnest zur Verfügung.


Kooperation macht Sinn

Als Demeter-Betrieb verzichtet Lober konsequent auf die sonst noch bei ökologischer Bewirtschaftung zulässigen kleinen Mengen von konventionellem Kartoffeleiweiß. „Mit Kartoffeleiweiß wären die Leistungen vermutlich etwas besser“, merkte Lober aber auch an.

Eine Besonderheit im Betrieb ist das großzügige Angebot an Raufutter. Etwa drei bis vier ha Klee fressen die Sauen und die Ferkel jährlich. Zwei Drittel des Jahres wird es frisch angeboten, im Winterhalbjahr in Form von Silage oder Heu. „Durch das viele Raufutter mögen die Ferkel etwas langsamer wachsen, aber sie bleiben dafür während der Aufzucht gesund“, erklärte Lober seine Strategie. Dabei muss das Futter aber früh geschnitten werden, denn überständiger Klee wird von den Schweinen nicht so gut angenommen und hat dann auch nur noch einen geringen Futterwert. Das übrige Kleegras und auch einen Teil des Strohs bekommen ein Schaf- und ein Milchviehbetrieb, Gülle und Festmist gehen im Gegenzug zurück. Somit ist die bei Demeter vorgeschriebene Haltung von mindestens 0,2 Großvieheinheiten Raufutterfresser über die Kooperation erfüllt. Mit Weizen, Triticale, Winter- und Sommergerste, Hafer und Körnermais sowie Soja, Erbsen und Ackerbohnen baut Lober möglichst alles Futter auf seinen 45 ha Flächen selbst an.

Dietmar Lober ist es wichtig zu zeigen, dass ein neues Haltungskonzept auch dann umgesetzt werden kann, wenn nicht alles Alte gleich weggeworfen wird, man sich Zeit lässt beim (Um-)Bauen und der Betrieb nicht unbedingt vergrößert werden soll.


Christian Wucherpfennig,

Landwirtschaftskammer NRW

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