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Angewandte Forschung auf Praxisbetrieben: Legehennenhaltung mit optimierter Nutzung des Grünauslaufs

12.06.2018
Projekttitel

Einführung optimierter Managementkonzepte zur Verringerung von Nährstoffbelastungen im Boden unter den Aspekten des Tierwohls sowie des Boden- und Wasserschutzes bei Freilandhaltung von Geflügel am Beispiel einer Öko-Legehennenhaltung für den Zeitraum vom 1. Januar 2015 bis zum 31. Dezember 2016

Die Haltung von Legehennen mit der Möglichkeit einen Grünauslauf zu nutzen, hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Konzepte zur Optimierung der Nutzung des Auslaufs fokussieren vorrangig nutztierethologische Aspekte. Die Nährstoffproblematik ist zwar diffus unterschwellig bewusst, führt aber noch nicht in ausreichendem Ausmaß zu entsprechenden Handlungen.

Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt die Öko-Anbauverbände im Land in ihren Bemühungen durch angewandte Forschung auf Praxisbetrieben relevante Fragestellungen der Biolandwirtschaft zu bearbeiten. Im Jahr 2014 vergab die Landesvereinigung Ökologischer Landbau e.V. einen Forschungsauftrag an die Universität Kassel, Fachgebiet Ökologischer Land- und Pflanzenbau. Der vorliegende Abschlussbericht gibt eine Übersicht über die Ergebnisse der Untersuchungen und stellt die daraus abzuleitenden Erkenntnisse zusammen.

In diesem Projekt wurden erstmals über einen Zeitraum von 16 Monaten in ca. monatlichen Abständen Bodenproben genommen, um die durch den von den Hennen auf dieser Fläche abgesetzten Kot ausgelöste Stickstoffdynamik auf den Auslaufflächen erfassen und besser beurteilen zu können.

Es zeigt sich, dass der von den Hennen stark bevorzugte Nahbereich am Stall schon nach kurzer Zeitdauer zu einer Herausforderung für das Nährstoffmanagement der Auslauffläche wird. Während mobile Geflügelhaltungen potenziell die Möglichkeit haben, durch rechtzeitiges Versetzen des Stalles die Nährstoffansammlung im Nahbereich zu vermeiden, besteht diese Option für stationäre Ställe nicht.

Angesichts der Tatsache, dass nur ein geringer Anteil der Legehennen in vollmobilen Ställen im Freiland gehalten werden, besteht insbesondere für stationäre Ställe weiterer Forschungs- und Handlungsbedarf, Lösungsansätze für den stallnahen Bereich zu entwickeln.

Aus diesem Grund hat die Landesvereinigung Ökologischer Landbau mit finanzieller Unterstützung des Landes beschlossen, genau in diesem Bereich ein Folgeprojekt zu initiieren. Mittelfristige Zielsetzung ist dabei, das Haltungsverfahren Freilandhaltung von Legehennen so weiterzuentwickeln, dass die ethologisch wünschenswerte Auslaufnutzung der Hennen im Gleichklang mit den Erfordernissen der Umwelt steht.
[Vorwort, Jan Leifert (LVÖ NRW), Friedhelm Deerberg (Die Ökoberater), Jürgen Heß (Universität Kassel)]

Erkenntnisse aus der Studie und Schlussfolgerungen

Die vorliegende Studie wurde im Wesentlichen auf einem Standort über zwei Jahre erarbeitet. Sie wird ergänzt durch Einzelerhebungen auf Praxisbetrieben. Auch wenn viele Fragen offenbleiben müssen und man an vielen Stellen auch noch in die Tiefe gehen könnte, so lassen sich trotzdem einige Erkenntnisse und Schlussfolgerungen ableiten. Sie werden im Folgenden angeführt.

  • Die Erfassung der tatsächlichen Eintragsgefährdung von Pflanzennährstoffen auf die Auslauffläche im Jahresverlauf ist nicht mit einmaliger Untersuchung zu gewährleisten. Um ein aussagefähiges Ergebnis zu erlangen, bedarf es der Erfassung der Dynamik.
  • Mit zunehmender Verweilzeit am Standort verstetigt sich eine ungleichmäßige Nutzung (Zonenbildung) durch die Hennen; die Ausbreitung der Zonen variiert mit der Auslaufakzeptanz und dem Zuschnitt der Fläche.
  • Bereits nach vier Wochen ausgiebiger Nutzung sind im stallnahen Bereich neben der völligen Zerstörung der Grasnarbe auch schon so viele Nährstoffe eingetragen, dass eine lange Ruhepause und eine Neuansaat erforderlich werden.
  • Entsprechend der Standzeit sind ähnliche Verhältnisse oder gar noch extremere bei Ställen ohne eigene Bodenplatte (Fußboden) oder bei mobilen Stallvarianten, bei denen die Tiere sich unter den angehobenen Stallboden aufhalten können zu erwarten.
  • Bei regelmäßigem Umsetzen von Mobilställen im ein- bis zweiwöchigen Rhythmus und großzügiger Flächenbeimessung (hier 32 m²) sind keine relevanten Nährstoffbelastungen auf Dauergrünland und Feldfutter, ungeachtet der Bodenart, zu erwarten. (Inwiefern eine Flächenbeimessung reduziert werden kann, wäre anhand einer Modellsimulation bestimmbar.)
  • Mobile Ställe, die im Rahmen der Fruchtfolge auf Feldfutterflächen wandern, haben mehr Handlungsspielraum hinsichtlich der Versetzungszeiträume, weil künftig eine ackerbauliche Nutzung mit sicherem N-Entzug durch Kulturpflanzen erfolgt und sich außerdem keine Grasnarbe regenerieren muss.
  • Sandige Standorte trocknen nach Niederschlägen schneller wieder ab und sind damit rascher wieder befahrbar, haben dafür aber aufgrund ihrer geringen Feldkapazität auch ein erhöhtes Risiko der Nährstoffverlagerung.
  • Überweidung bei hohen Niederschlagsmengen beeinträchtigt die Bodenstruktur nachhaltig negativ. Dieser Effekt ist selbst nach Bodenbearbeitung in der Folgefrucht noch zu beobachten.
  • Bei stationärer Haltung und guter Annahme des Auslaufes (hier 4 m² + 1 m² Wechselauslauf) leidet die Grasnarbe stark, sodass sie nach wenigen Wochen nachhaltig geschädigt ist, d.h. nicht mehr aus sich selbst heraus mit Ausnahme von unzureichender und ungewollter "Spontanbegrünung" regenerierbar ist.
  • Das Aussperren von Flächen durch einen Reserve-Wechselauslauf von 1 m² reicht nicht aus, die Schädigung zu mindern oder gar eine Neuansaat erfolgreich zu etablieren. Insbesondere im Winterhalbjahr reichen 6 - 8 Wochen dann nicht mehr aus, den Aufwuchs bzw. den Nährstoffentzug sicherzustellen.
  • Die Stickstoffakkumulationen im Auslauf derartiger stationärer Systeme sind im stallnahen Bereich so hoch, dass die Nährstoffe weder ausreichend entzogen noch am Sorptionskomplex im Boden gebunden werden können. Somit kann von diesen Flächen eine Gefährdung des Grundwassers nicht ausgeschlossen werden.
  • Auf vier zusätzlich untersuchten Best-Practice-Betrieben zeigten sich Ansätze zur Verbesserung, die aber alle auch noch nicht das gewünschte bzw. erforderliche Resultat liefern und somit weiterentwicklungswürdig sind.
  • Im Falle zwingender Anbindung von Mobilställen an eine Infrastruktur besteht die große Gefahr für einen Nährstoffanreicherungsprozess im stallnahen Bereich, wenn die Ställe mehrere Monate an einem Standplatz verweilen. Bei mobilen Ställen ohne Boden oder auf erhöhten Fahrgestellen (Trailern) trifft dies auch für den Standplatz zu.

Quelle: Abschlussbericht der Studie,  21. Februar 2017

Weitere Informationen

Abschlussbericht der Studie
(als PDF, 92 Seiten, 21,43 MB)

Universität Kassel

Fachgebiet Ökologischer Land- & Pflanzenbau
Fachbereich Ökologische Agrarwissenschaften

Nordbahnhofstr. 1a, 37213 Witzenhausen

Projektleitung: Prof. Dr. Jürgen Heß und Dr. Friedhelm Deerberg

Projektbearbeitung: Frauke Deerberg, Lena Jakobi und Urban Lempp

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