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Hennen durch die Mauser bringen

08.04.2021

Am Landwirtschaftszentrum Eichhof des Landesbetriebs Landwirtschaft Hessen wurde im Januar und Februar 2019 eine Lohmann Sandy-Herde im Hühnermobil gemausert. Nach einer Literaturrecherche sowie Experten und Praktikerbefragung stand fest, dass eine Mauser mit reiner Haferfütterung durchgeführt werden soll. Da es sich um eine Legehennenhaltung im Mobilstall handelte und dieser sich nur mit hohem Aufwand abdunkeln lässt, wurde eine Mauser mittels des natürlichen Lichttages durchgeführt.

In der gewerblichen Legehennenhaltung wird mittels eines künstlichen Lichtprogramms der Tagesrhythmus vorgegeben. Dabei wird ein ewiger Sommer mit langem Lichttag nachempfunden. Denn der Hormonhaushalt, der die Legetätigkeit steuert, richtet sich nach der Tageslichtlänge. Nimmt in der Natur im Herbst der Lichttag ab, so kommen Vögel automatisch in eine Mauser (Gefiedererneuerung und Regeneration des Legedarms). Eine Mauser kann auch bei Futter- und/oder Wasserknappheit oder Erkrankungen unabhängig von der Jahreszeit und der Tageslichtlänge einsetzen.

Entgegen der Annahme werden Vögel dafür nicht plötzlich völlig federlos, sondern sie verlieren schrittweise ihr Gefieder an unterschiedlichen Körperregionen und bilden an diesen Stellen neues aus - in der Natur wäre es nämlich fatal, keine Federn zu haben, da ein Vogel hinsichtlich seiner Fressfeinde zumindest bedingt flugfähig sein sollte. Wenn Bilder von ganz federlosen Tieren in der Mauser auftauchen, haben diese bereits vor der Mauser, zum Beispiel durch Federpicken, viele Federn verloren. Wer Legehennen zu Erwerbszwecken hält, gibt die Herde normalerweise zwischen der 65. und 90. Lebenswoche ohne induzierte Legepause zum Schlachter. Legehennen könnten eigentlich viel älter werden, allerdings legen sie im zunehmenden Alter einen hohen Anteil schwerer (XL) Eier, die nicht in die normalen Eierschachteln passen und zudem nimmt die Schalenstabilität der Eier ab. Außerdem schwächt der Impfstatus ab und bei einer älteren Herde sind durch den Anstieg von Tierverlusten (krankheitsbedingt, Beutegreifer) immer weniger Eier zu erwarten. Zudem nimmt die Legeleistung bei älteren Tieren immer mehr ab und einzelne Tiere werden sich in die Mauser begeben und erst nach einer gewissen Zeit wieder mit der Eiablage starten.

Legepause einleiten

Unter diesen Umständen ist die Haltung der Tiere, bei weiteren laufenden Kosten, nicht mehr abgesichert. Wenn jedoch eine Herde gesund ist, schwere Eier zum Beispiel über den Hofladen gut verkauft werden können und der Stallplatz abbezahlt ist, kann eine induzierte Legepause interessant werden. Eine geplante Mauser sollte zwischen der 60., spätestens der 75. Lebenswoche eingeleitet werden, damit nicht zu viele Tiere von sich aus frühzeitig schon mit dem Legen pausieren. Bei einer geplanten Legepause werden alle Tiere synchron gemausert, was vorteilhaft ist denn ein Tier, welches sich in der Mauser befindet, hat andere Bedürfnisse als Legehennen, die Eier legen. Eine Legehennenherde kann durch unterschiedliche Maßnahmen in die induzierte Legepause gebracht werden.

Zu Beginn der Mauser der Eichhof-Hühner wurde der Lichttag von 16 Stunden auf die natürliche Tageslichtdauer von rund acht Stunden im Januar, von jetzt auf gleich, reduziert. Das künstliche Stalllicht wurde einfach ausgeschaltet. Zudem wurde die Fütterung drastisch umgestellt, vom Nährstoffreichen Legehennenalleinfutter für Legephase II zur ausschließlichen Haferfütterung. Dafür wurde an Tag 0 der Mauser, das letzte Legehennenalleinfutter II angeboten. Zu Beginn der Mauser erhielten die Tiere zur besseren Gewöhnung und Akzeptanz eine Woche lang gequetschten Hafer zur freien Aufnahme. Im weiteren Verlauf wurden bis zum Ende der Reduktionsphase Haferkörner angeboten. Trotz Futterumstellung auf Hafer stellten einzelne Hennen die Legetätigkeit nicht gänzlich ein, was aber wünschenswert gewesen wäre. Die Legeleistung erreichte in der Reduktionsphase ein Minimum von 17 Eiern pro Tag, was etwa 8 % der Hennen entsprach.

Verhalten im Blick

Ab einer gewissen Zeit muss die Herde allerdings wieder „hochgefahren“ werden, ansonsten kann es durch einen zu langen Nährstoffentzug zu Problemen, wie Verhaltensstörungen, kommen. Außerdem benötigen die Tiere, die in der Mauser sind, sowie die Tiere, die nicht in die Mauser gegangen sind, wieder Nährstoffe, um die Körperreserven aufzufüllen. Bei dieser Mauser im Mobilstall war eine Reduktionsphase von 16 Tagen, an denen die Hennen nur Hafer bekamen und unter Kurztagbedingungen gehalten wurden, der richtige Zeitpunkt, um mit der Aufbauphase zu starten. In dieser bekamen die Tiere eine Woche lang 50 % geschroteten Hafer und 50 % Legehennenalleinfutter II zur ständigen Aufnahme. Da der Lichttag jahreszeitbedingt stetig länger wurde erfolgte der Entschluss kein Lichtprogramm zu aktivieren.  Ab Mausertag 24 bekamen die Tiere wieder 100 % Legehennenalleinfutter II. Zusätzlich bekamen die Legehennen während der ganzen Mauserphase Muschelschrot und Magensteinchen zur freien Aufnahme, Mineralstoffe, Vitamine, Aminosäuren und eine orale Salmonellenimpfung (Auffrischung mit drei Wochen Wartezeit) über das Tränkewasser. Während der gesamten Mauser waren drei tote Tiere (ohne Greifvogelverluste) zu verzeichnen, deren Tod ungeklärt blieb. Grundsätzlich zeigten die Tiere Anzeichen von Stress, weshalb jederzeit während der Reduktionsphase mit dem Beginn von Federpicken und Kannibalismus gerechnet wurde. Glücklicherweise blieb es bei einzelnen kleineren Pickverletzungen und Federpicken wurde nicht beobachtet.


►Tabelle: Mauserprogramm ab Lebenswoche 56 im Mobilstall mit natürlichem Lichttag (PDF)

Die Mauserherde vom Eichhof hatte etwa 70 Tage nach der induzierten Legepause wieder das Ausgangskörpergewicht erreicht. Die Legeleistung erreichte nach der Mauser nicht mehr die Höhe wie vor der Mauser. Eine Erklärung ist der stark mit Pappeln bewachsene Winterstandort, der zahlreiche, teils nicht mehr auffindbare Verluste durch Greifvögel ergab. Grundsätzlich dauerte der Anstieg der Legeleistung verhältnismäßig lange und war dem Verzicht auf das Kunstlichtprogramm geschuldet. Mit Kunstlichteinfluss wäre die Entwicklung des Körpergewichts und der Legeleistung sicherlich um zwei Wochen beschleunigt worden. Grundsätzlich waren die Gewichtsklassen der Eier wieder wie vor der Mauser, die Legeleistung stabil und die Eischalen fest und glatt.

 
Wann ist eine Mauser empfehlenswert?

Eine Mauser ist dann zu empfehlen, wenn die Herde gesund ist und keine Anzeichen von Federpicken und Kannibalismus zeigt. Diese Herden werden wahrscheinlich mit geringen Verlusten durch die Mauser gehen. Wenn Legeleistung und Schalenstabilität gut sind, kann der Zeitpunkt der Mauser weiter nach hinten gelegt werden. Herden, die aus einer Notfallsituation (Erkrankung) heraus gemausert werden, müssen frühzeitiger und in Absprache mit dem bestandsbetreuenden Tierarzt in eine induzierte Legepause versetzt werden. Die induzierte Mauser, bei der möglichst alle Tiere auf 0 % Legeleistung fallen klappt nur, wenn der Stall abdunkelbar ist und ein Lichtprogramm - grob gesagt: Reduktionsphase sinkende Lichtstunden auf ein Minimum von fünf oder auch nur drei Stunden Licht pro Tag; Aufbauphase steigende Lichtstunden pro Tag - mit Kunstlicht gestaltet werden kann. Eine Mauser im Stall, der nicht abdunkelbar ist, sollte in den Monaten mit kurzen Lichttagen stattfinden. Wenn die Herde ganz ohne Kunstlicht wieder in die neue Legeperiode starten soll, ist der Januar perfekt geeignet mit einem kurzen, aber länger werdenden Lichttag.

Problem Federpicken

In Zeiten von Junghennenknappheit und steigenden Junghennenpreisen werden immer häufiger auch problematische Herden, zum Beispiel mit Federpicken, gemausert.  Selbst nervöse Herden mit Neigung zum Federpicken können gemausert werden, dies erfordert jedoch gerade im Lichtmanagement ein geschultes Auge, da durch den zusätzlichen Mauserstress erhöhte Verluste durch Kannibalismus vermieden werden müssen. Eine induzierte Legepause ist bei Herden nicht zweckmäßig, die im Laufe ihrer Legeperiode immer wieder unterschiedliche Erkrankungen gezeigt haben und zusätzlich bereits hohe Verlustzahlen zu verzeichnen sind.

Bei gesunden Herden, bei denen bereits hohe Verluste, zum Beispiel durch Beutegreifer, entstanden sind, könnten diese freien Stallplätze vor der Mauser theoretisch durch Ergänzung von Tieren, die kurz vor der Ausstallung stehen und den gleichen Hygienestand haben ausgeglichen werden. Man würde dann beide Herden gemeinsam in die induzierte Legepause schicken. In der Praxis könnte es bei Betrieben mit mehreren Mobilställen vorkommen und es ist durchaus erfolgsversprechend.

Oft ordnen Packstellen eine Mauser an, um zum Beispiel für das Weihnachtsgeschäft ausreichend schwere Eier mit guter Schalenstabilität zu erhalten. Eine Mauser passt aber nicht zu jeder Herde und wer sich unsicher ist, sollte sich über seinen bestandsbetreuenden Tierarzt oder andere Fachleute Rat einholen.

Dr. Gerhard Quanz, Inga Garrelfs, Landesbetrieb Landwirtschaft Hessen

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