Die ökologische Geflügelhaltung ist der Betriebszweig im ökologischen Landbau, der in den letzten Jahren am stärksten gewachsen ist. Der Trend zu regionaler und artgerechten Tierhaltung hat auch 2021 dazu geführt, dass viele Betriebe ihre Erzeugung von Bioeiern und Mastgeflügel ausgedehnt haben und Umstellungsbetriebe in diesen Bereich erfolgreich eingestiegen sind. Axel Hilckmann, Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, erläutert die Grundzüge der Biogeflügelerzeugung.
Zu den Betriebszweigen der Ökologischen Geflügelhaltung gehören die Legehennenhaltung, die Mastgeflügelerzeugung mit Biohähnchen und Puten, die Junghennenaufzucht, die Bruderhahnhaltung, das Wassergeflügel, Elterntierhaltung sowie Zucht und Brüterei.
Den höchsten Zuwachs in der Legehennenhaltung haben die Haltungsformen Freilandhaltung und ökologische Legehennenhaltung. Bereits 14 % der Haltungsplätze waren 2021 Biolegehennen. Eier gehören zu dem am meist nachgefragten Bioprodukt. Nach Aussagen der AMI melden 523 Biolegehennenbetriebe mit Tierzahlen über 3 000 Hennen ihre Produktionszahlen an die Statistik. Ein beachtlich großer Teil von Biolegehennen wird mittlerweile in mobilen Ställen gehalten, Schätzungen gehen von 2 Mio. Legehennen aus. Aufgrund der höheren Erzeugungskosten werden diese Eier nahezu ausschließlich direkt vermarktet.
Pro Kopf werden etwa 235 Eier pro Person in Deutschland verzehrt. Der Selbstversorgungsgrad bei Bioeiern beträgt um die 80 %. Sowohl die steigende Nachfrage nach Bioprodukten, der Bevölkerungszuwachs als auch der anhaltende Trend zu Fleischersatzprodukten führen zu einem höheren Verbrauch von Eiern. Da auch der Weiterverarbeitungssektor im Biobereich steigt, wie die Umstellung der Kantinen sowie die Schul- und Gastronomieversorgung auf Bioverpflegung, steigt auch hier die Nachfrage nach Bioeiern.
Auch wenn es in den letzten Jahren eher eine Unterversorgung mit Bioeiern gab, war doch erstmals nach Pfingsten 2021 eine Sättigung des Marktes in Deutschland zu spüren. Eine beachtliche Menge an Bioeiern ging in die Verarbeitung oder wurde nicht zu marktüblichen Preisen verkauft. Verbraucher und Kunden konnten nach dem Coronajahr 2020 wieder reisen und die Nachfrage nach Eiern blieb schlichtweg aus. Die Situation erholte sich im Herbst wieder, zeigt aber deutlich, wie abhängig auch die Bioeiererzeugung vom übrigen Marktgeschehen ist. Daher sollten Neueinsteiger sehr genau ihren Standort prüfen und die Verträge mit Packstellen und Abnehmer ihrer Eier überarbeiten.
Eine wirkliche Alternative für Umstellungsbetriebe oder Landwirte, die Freude am Geflügel haben, ist die Erzeugung von Biomastgeflügel. Sowohl in der Direktvermarktung, besonders aber bei der Vermarktung von Biogeflügel an einen Verarbeiter gibt es derzeit gute Möglichkeiten, einen zukunftsträchtigen und wirtschaftlichen Betriebszweig aufzubauen.
Verbraucher essen sehr gerne Geflügelfleisch und sind bereit, den Mehrwert für die Bioerzeugung zu bezahlen. Noch beträgt der Anteil von Biogeflügelfleisch am Gesamtverbrauch von Geflügelfleisch nur 2 %, die Nachfrage ist 2021 jedoch so stark gewachsen wie noch nie. Biogeflügelfleisch wird im Lebensmitteleinzelhandel wie auch im Naturkostgroßhandel in ganz Deutschland angeboten und Verarbeiter und Vermarkter suchen die Zusammenarbeit mit Erzeugern, die in diesen Betriebszweig einsteigen möchten.
Im Stall dürfen 21 kg pro m² nicht überschritten werden. Das sind je nach Mastgewicht zwischen acht und zehn Tiere pro m². Der Geflügelstall verfügt über einen Warmstall, einen Wintergarten, der ein Drittel der Stallfläche belegt, und einen Grünauslauf von 4 m² pro Hähnchen oder 10 m² pro Pute. Biohähnchen werden etwa acht bis zehn Wochen gemästet und wiegen in der Regel zwischen 2,3 und 2,8 kg. Der Aufzuchtstall muss isoliert sein, da bei der Einstallung der Küken eine Temperatur von etwa 32 °C nötig ist. Eingesetzt werden langsam wachsende Herkünfte, wie das ISA Hubbard-Hähnchen oder der Rowan Ranger.
Durch die Zusammenarbeit mit einem festen Abnehmer der Hähnchen oder Puten sind die Ein- und Ausstallungstermine frühzeitig vorgegeben. Das macht die Planung der Arbeitszeit kalkulierbar. Durch die Lebendtiervermarktung und eine ganzjährige Einstallplanung ist die Biogeflügelmast zu einem arbeitsteiligen und interessanten Betriebszweig geworden. Weitere Vorteile der Biogeflügelmast sind die gute Nutzungsmöglichkeit von Altgebäuden, der im ökologischen Landbau sehr wertvolle Geflügelmist, der geringere Investitionsbedarf als zum Beispiel in der Legehennenhaltung und letztendlich der Verdienst aus diesem noch relativ jungen Betriebszweig.
Für den Geflügelmist dürfen 1,4 Dungeinheiten pro ha nicht überschritten werden. Das heißt, für 240 Hähnchen muss eine Fläche von 1 ha zur Verfügung stehen. Auch das Futter sollte zumindest nach den Richtlinien der Bioverbände zu 50 % auf dem eigenen Betrieb hergestellt werden. Dabei ist es üblich, selbst erzeugtes Getreide an eine Futtermühle zu liefern und dort fertiges Aufzucht- und Mastfutter zu beziehen.
Die neue EU Öko-Verordnung, die seit Januar 2022 umgesetzt werden muss, fordert in den Geflügelställen Sitzstangen oder erhöhte Flächen. Der Wintergarten muss, wenn er zur Bemessung der Besatzdichte herangezogen wird, isoliert und mit Versorgungseinrichtungen ausgestattet sein.
Die Umstellung auf die ökologische Geflügelhaltung lohnt sich. Die Betriebszweige sind unterschiedlich, angefangen bei der Junghennenaufzucht über die Biolegehennenhaltung, die Biohähnchen- und Putenerzeugung bis zur Haltung von Biowachteln, Bruderhähnen oder dem beliebten Bioweihnachtsgeflügel Gans und Ente.
Axel Hilckmann,
Landwirtschaftskammer NRW
Am 22. Februar veranstaltet die Landwirtschaftskammer NRW erstmalig einen Biogeflügeltag auf Haus Düsse. Auf der Fachtagung werden aktuelle Themen von der Erzeugung über den Stallbau bis zur Vermarktung aufgegriffen. Mehr Infos dazu unter www.landwirtschaftskammer.de.
Axel Hilckmann
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