Die Zahl der Legehennen, die in Mobilställen gehalten werden, hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Die Mobilstallhaltung kann viele Vorteile mit sich bringen: Die Tiere können sich in der Natur bewegen, haben Abwechslung, frisches Futter, Gras und Würmer. Dennoch müssen sich Legehennenhalter gerade im Bereich der Biosicherheit und des Hygienemanagements großen Herausforderungen stellen. Die für Festställe entwickelten Hygienekonzepte können nicht eins zu eins auf die rotierenden Mobilställe übertragen werden.
Wie können die Tiere in Mobilställen vor Infektionen und Tierseuchen geschützt werden und wie wird der Mobilstall optimal gereinigt und desinfiziert? Antworten auf diese Fragen gab Luisa Raederscheidt von der Hochschule Osnabrück in einer Online-Veranstaltung der Landwirtschaftskammer NRW im Rahmen des Netzwerks Fokus Tierwohl.
Krankheitserreger sind mikroskopisch klein und können mit bloßem Auge nicht wahrgenommen werden. Tierseuchen und andere Infektionskrankheiten können über biotische (belebte) und abiotische (unbelebte) Vektoren schnell unbemerkt in den Bestand gelangen. Menschen, Wild- und Haustiere sowie Schadnager und Insekten zählen zu den biotischen Vektoren. Abiotische Vektoren sind unter anderem Futter, Wasser und das Kot-Einstreu-Gemisch, aber auch Fahrzeuge, Beschäftigungsmaterialien und alle Gegenstände und Gerätschaften, die mit dem Geflügel in Kontakt kommen.
Äußere und innere Biosicherheitsmaßnahmen im Mobilstall sind wichtige Bestandteile eines erfolgreichen Hygienemanagements und der Infektionsprophylaxe. Zur äußeren Biosicherheit, also Maßnahmen gegen die Einschleppung von Krankheitserregern in die Herde oder Verschleppung aus dem Bestand in die Umgebung, gehört zum Beispiel die Schädlingsbekämpfung, ein begrenzter Zugang von Personen und Fahrzeugen sowie das Fernhalten von Haus- und Wildtieren. Besonderer Fokus sollte auf das Abschirmen von Wildvögeln gesetzt werden.
Die innere Biosicherheit, welche Maßnahmen zur Verschleppung einer Krankheit innerhalb eines Bestandes aufgreift, sieht unter anderem folgendes vor: Reinigung und Desinfektion der Ställe und Einrichtungsgegenstände in der Serviceperiode, Fahrzeug- und Transporthygiene und das Tragen von stallspezifischer Kleidung und Schuhen.
Die Ein- und Ausstallung sollte mittels Rein-Raus-Verfahren ablaufen und es wird empfohlen, nur Tiere aus einem Aufzuchtstall und nicht mehrere unterschiedliche Altersgruppen in einem Stall zu halten. Eine Trennung von anderen Geflügelarten, sowie anderen Tieren, ist ein wichtiger Punkt, um Tierseuchen und Zoonosen von seinem Bestand fernzuhalten. Tote Tiere müssen sofort aus dem Bestand entfernt, gekühlt gelagert und regelmäßig entsorgt werden. Nach jeder Abholung ist eine Reinigung und Desinfizierung der Lagerstätte notwendig.
Anders als in Festställen, ist in Mobilställen ein Übergangsbereich in der Hygieneschleuse von Schwarz auf Weiß, in dem das Wechseln der unreinen Straßenkleidung in die reine Stallkleidung erfolgt, nur eingeschränkt realisierbar. Möglichkeiten, diesen Bereich im Mobilstall zu verwirklichen, bestehen darin, einen Vorraum umzugestalten oder kleine Gartenhütten, Zeltkonstruktionen, Boxen, Container oder Pferdehänger umzufunktionieren. Die Rotationsfläche, der Mobilstall und der gesamte Tierbereich sollten dabei vor Krankheits-, Zoonose und Tierseuchenerreger geschützt werden.
Bei einem erhöhten Erregeraufkommen zum Beispiel von Aviären Influenza-Viren in einer Region steigt das Risiko der Erregereinschleppung. Zur Vermeidung der weiteren Verbreitung des Virus wird seitens der Behörden daher eine Aufstallungspflicht ausgesprochen. Ziel in dieser Zeit muss sein, die Tiere bestmöglich vor direktem Kontakt mit infizierten Tieren und indirektem Kontakt mit kontaminierten Material vor den AI-Viren abzuschirmen. Der Auslauf muss vollständig nach oben geschlossen sein, damit die Tiere nicht mit Wildvogelkot in Berührung kommen und die Seitenbegrenzung gegen das Eindringen von Wildvögeln gesichert werden.
In der Serviceperiode sind eine wirkungsvolle Reinigung und Desinfektion des Stalls wichtig. Der leere Mobilstall ist dafür, soweit möglich, auf einen Waschplatz mit Wasseranschluss zu fahren. Zumindest aber sollte der Reinigungs- und Desinfektionsvorgang auf einer anderen Fläche als der Rotationsfläche durchgeführt werden. Zuerst wird die Grobreinigung des Stalls, aller beweglichen Teile und Futterbehälter durchgeführt. Im zweiten Schritt wird alles mit Wasser eingeweicht und mit Hochdruck- und / oder Schaumreiniger gereinigt. Alle Oberflächen werden abgespült. Erst wenn der Stall vollständig abgetrocknet ist, wird die Desinfektion durchgeführt. Hierfür sollte grundsätzlich nur auf Desinfektionsmittel zurückgegriffen werden, die durch die DVG geprüft wurden und mit dem Hoftierarzt abgesprochen sind. Wichtig bei der Wahl und Verwendung des Desinfektionsmittels sind außerdem das Wirkspektrum, die Gebrauchskonzentration, die Einwirkzeit, die passende Temperatur, die Sauberkeit des zu desinfizierenden Materials sowie das Vorhandensein weiterer Reinigungsmittel. Im Nachgang der Reinigung können eine optische Kontrolle, im Nachgang der Desinfektion mikrobielle Untersuchungen durch den Hoftierarzt prüfen, ob die Reinigung und Desinfektion den gewünschten Erfolg hatte. Das Futtersilo sollte ausgeleert und gereinigt werden und Tränkwasserleitungen sollten mechanisch und / oder alkalisch gespült werden, um den Biofilm zu beseitigen.
Viola Erfkämper,
Landwirtschaftskammer NRW
Für Mobilstallhalter ist es sinnvoll, einen betriebsspezifischen Hygieneplan aufzustellen, um das Biosicherheitsrisiko entsprechend einschätzen zu können. Dieser sollte für einen Aufstallungsfall zusätzlich angepasst werden und ist allen im Betrieb arbeitenden Personen sowie Besuchern vorzulegen:
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