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1 500 Mastschweine im Strohstall

29.12.2021

Die Grundkonzeption des nach Süden ausgerichteten Stalls ist von Peter Baureis und Stallbauberater Rudolf Wiedmann entwickelt worden. Im Gegensatz zu früheren Varianten bestand jedoch auch das Ziel, ein Multifunktionsgebäude zu errichten, das sich nicht nur für die artgerechte Schweinehaltung, sondern auch bei einer strategischen Neuausrichtung des Betriebs für andere Zwecke eignet. Zudem sollten alle Bereiche mit dem Schlepper entmistet werden können, um die Handarbeit auf ein Minimum zu reduzieren, wenn die Schweine trotz Einrichtung von Funktionsbereichen mit definiertem Kotbereich andere Stallbereiche verkoten. Gleichzeitig sollten möglichst viele Tiere in einem Gebäude untergebracht werden, um Baukosten und Arbeitszeit gleichermaßen zu sparen. Im Vergleich zu früheren Pigports wurde der Stall zum Großgruppenstall weiterentwickelt und hat die Bezeichnung „Pigport 5“.

150 Schweine pro Bucht

Der Außenklimastall ist bewusst einreihig gebaut. Der Kotbereich befindet sich auf der Südseite, sodass sich die Tiere bei hohen Temperaturen im Liegebereich aufhalten, der sich im Norden befindet, und diesen somit sauber halten. Der Stall besteht aus zehn großen Buchten für jeweils über 150 Schweine. Der Innenbereich der Bucht misst 20 x 9 m, sodass je Schwein 1,2 m² zur Verfügung steht. Der Auslauf ist mit 14 x 9 m etwas kleiner. In der Mitte der Bucht stehen Breifutterautomaten auf einem 15 cm hohen Betonsockel. Durch die mittige Anordnung ist der Weg vom Liegebereich zur Fütterung kurz, aber dennoch breit genug, um hier bei Bedarf mechanisch entmisten zu können. Um Mäuse fernzuhalten, ist die Futterkette komplett geschlossen. Mittels Chargenmischer ist eine Multiphasenfütterung möglich.

Stall und Auslauf sind durch ein Folienrollo getrennt, das dazu dient, bei kalten Wintertagen den Stall winddicht zu verschließen. Dabei soll noch eine Steuerung eingebaut werden, die die Windrichtung berücksichtigt. Das Dach ist mit einer 4 cm starken Dämmung versehen. Kleinklimabereiche sind nicht eingerichtet. „Der Deckel ist nicht nötig, die starken Schweine liegen ohnehin vorne, um möglichst viel frische Luft zu bekommen“, erklärt Peter Baureis. Da zwischen den Automaten Durchgänge sind, können die Tiere problemlos die Buchtenseiten wechseln. Der Weg vom Stall bis zum Auslauf ist weit und deutlich weiter als die Faustzahl von 10 m, die man in diesem Zusammenhang häufig hört, damit die Schweine den Auslauf zum Koten auch aufsuchen. Tatsächlich koten einige Schweine unmittelbar am Bediengang ab. Um das zu unterbinden, legt Baureis in diesem Bereich häufig Grassilage vor. Da Schweine in ihrem „Esszimmer“ nicht koten, ist dieser Bereich seitdem weitgehend sauber. Gelegentlich wird auch der Bereich gegenüber den Automaten verkotet.

Im Übergang zwischen Stallinnenbereich und Auslauf ist eine 5 cm tiefe Suhle eingerichtet. Ab 25 °C springt die Aqualevelsteuerung an. „Das Abkühlen der Schweine mit der Suhle klappt sehr gut“, freut sich Peter Baureis.

Die Einstreu erfolgt über einen an Schienen laufenden Roboter, der mehrmals täglich Stroh abwirft, was die Tiere auch immer wieder zur Beschäftigung anregt. Dass die Schweine das System gut annehmen, zeigt sich am geringen Strohverbrauch. Mit 50 bis 60 kg Stroh je gehaltenem Mastschwein werden ähnliche Werte erzielt wie auch in Kistenställen mit deutlich kleineren Gruppen.


 


 

Entmistung ohne Handarbeit

Die Entmistung erfolgt Bucht für Bucht. Es wird also kein Mist quer durch den Auslauf geschoben. Die Tore am Ende des Auslaufs werden maschinell angehoben und vom Radlader mitgenommen. Anschließend schiebt der Radlader den Mist rückwärts raus und das Tor kann wieder eingehängt werden. Bei der Entmistung werden jedoch zwei Personen benötigt, da eine Person mit einem großen Treibbrett die Schweine zurückhalten muss. Der Auslauf wird zweimal wöchentlich entmistet, während es im Innenbereich reicht, ihn alle zwei Wochen abzuschieben. Trotz des Verzichts auf Betonspaltenböden mit Güllekanälen ist somit keine Handarbeit erforderlich.

Die Baukosten betrugen etwa 1 000 € je Mastplatz. In diesem Wert sind alle notwendigen Investitionen, wie beispielswiese Strohhalle sowie Futter- und Güllelager enthalten.

Vermarktung mit Stufe 4

Zufrieden ist Peter Baureis mit der Vermarktung nach den Hofglückkriterien des Handelsunternehmens Edeka Südwest. Als Ausgleich für den höheren Aufwand mit Strohhaltung und mehr Platz erhält Baureis zurzeit 2,25 € je kg Schlachtgewicht. 2,15 € werden vertraglich zugesichert nicht unterschritten, wobei jedoch berücksichtigt werden muss, dass auch die Ferkel mit zurzeit 76 € teurer sind. Durch die zehnjährige Preisgarantie können die Betriebe langfristig planen. Mit der Haltung werden zwei von zwei möglichen Sternen des Tierschutzlabels „Für Mehr Tierschutz“ des Deutschen Tierschutzbundes erreicht und sie entspricht auch der „Haltungsform Stufe 4“. Um der Öffentlichkeit oder interessierten Landwirten den Stall präsentieren zu können, ohne dass die Menschen den Stall betreten müssen, haben Baureis eine große Besucherplattform für bis zu 50 Personen eingerichtet.

Alle Schweine machen einen sehr entspannten und ruhigen Eindruck. Schäden an den Langschwänzen sind praktisch nicht erkennbar. Das Stallkonzept dokumentiert, dass eine artgerechte Haltung von Schweinen auch in großen Beständen möglich ist. Die guten Erfahrungen mit der Strohhaltung bei den Mastschweinen haben die Familie Baureis angeregt, auch einen neuen Sauenstall mit 280 Tieren auf Stroh zu planen.

Christian Wucherpfennig,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Pigport 5 auch für Bio-Schweine geeignet

Die Stallkonzeption Pigport 5 ist grundsätzlich auch für die ökologische Schweinehaltung geeignet. Da die Platzansprüche von Bio-Schweinen höher sind – in der Endmast bis 110 kg Lebendgewicht 1,3, m2 innen und 1,0 m2 Auslauf-, sollten die Gruppengröße jedoch kleiner gewählt werden. Rudolf Wiedmann empfiehlt hier Gruppengrößen von etwa 60 bis 80 Schweinen. Peter Baureis würde bei seinem Stall die Gruppengröße wieder genauso bauen, da die Arbeitseffizienz hier am besten ist.

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