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Schafe und Ziegen: Was bringt die Milch?

03.12.2021

Von Januar 2020 bis Mai 2021 stellten vier Milchschafbetriebe und sieben Milchziegenbetriebe ihre Buchführungsdaten zur Verfügung. Da sich zwei Milchziegenbetriebe in den ausgewerteten Jahren noch im Aufbau befanden, flossen ihre Daten noch nicht in die Gesamtauswertung ein. In beiden Gruppen wurden die Betriebe größtenteils im Haupterwerb und jeweils nur ein Betrieb im Nebenerwerb geführt.

Im Wirtschaftsjahr (WJ) 2018/19 hielten die Betriebe zwischen 61 und 128 Milchschafe oder zwischen 117 und 378 Milchziegen. Die Betriebsfläche wurde in beiden Gruppen zu rund 50 % für Futterproduktion im Rahmen der Milchschaf- oder Milchziegenhaltung genutzt. Auf den restlichen Flächen wurde weiterer Marktfruchtbau betrieben oder andere Tierarten gehalten.

Auf den Milchziegenbetrieben arbeiteten - bezogen auf die Schaf- und Ziegenhaltung - mit 1,94 Gesamt-AK etwas mehr Personen als auf Milchschafbetrieben, darunter mit 1,58 FAK auch mehr unentlohnte Familienarbeitskräfte (FAK). Damit wurden in Milchziegenbetrieben trotz größerer Bestände weniger Tiere pro Arbeitskraft bei gleichzeitig höherem Arbeitszeitaufwand betreut. Die Milchleistung pro Jahr und Tier betrug bei den Milchziegen im WJ 2018/19 im Mittel 661 kg, bei den Milchschafen 438 kg - auf 4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß standardisierte, energiekorrigierte Milch ECM.

Die Vermarktung erfolgte in den Milchziegenbetrieben größtenteils über die Ablieferung an eine Molkerei, wohingegen 75 % der Milchschafbetriebe ihre Milch selbst verarbeiteten und über Wochenmärkte, Hofläden oder Einzelhändler vermarkteten. Milchschaflämmer wurden häufiger selbst gemästet und zusätzlich selbst vermarktet als Ziegenkitze. Diese wurden nur in einem Betrieb aufgezogen und vermarktet, der Großteil wurde an Mastbetriebe oder Tierparks abgegeben.

Ergebnisse der Betriebszweigauswertung

Die Betriebszweigauswertung der Betriebe erfolgte anhand des DLG-Schemas mit Grundlage der Buchführungen. Bei Betrieben, die im Kalenderjahr abrechneten, wurden das Jahr 2018 dem Wirtschaftsjahr 2017/18 und das Jahr 2019 dem Wirtschaftsjahr 2018/19 zugerechnet.

Um Ausreißer in den Ergebnissen aufgrund der geringen Anzahl der Betriebe abzumildern, wurden die Daten aus beiden Jahren gemittelt und kein Jahresvergleich durchgeführt. Die Daten geben daher einen Überblick über die durchschnittliche Wirtschaftlichkeit der Betriebszweige Milchschafhaltung und Milchziegenhaltung.

Der Großteil der betrieblichen Einnahmen wurde in den Betrieben über den Milch- und Käseverkauf erlöst. Mit 503 € je Mutterziege (MZ) lagen diese in Milchziegenbetrieben über dem Erlös von 357 €je Mutterschaf (MS) in Milchschafbetrieben. Schlachttiere und Kitze erbrachten nur einem Milchziegenbetrieb mit etablierter Direktvermarktung einen hohen Erlös von 101 €/MZ, wohingegen bei Milchschafbetrieben im Mittel mindestens 55 €/MS mit Lammfleisch erlöst werden konnten. Zuchttiere hatten in beiden Betriebsgruppen nur einen geringen Erlösanteil.

Einnahmen durch Prämien machten rund 13 % in den Ziegenbetrieben und  20 % in den Schafbetrieben der Gesamtumsätze aus. Die Prämienhöhe je Tier wurde insbesondere bei Milchziegenbetrieben vom GV-Besatz bestimmt: der Betrieb mit dem höchsten GV-Besatz von durchschnittlich 2,59 GV/ha wies pro Tier den niedrigsten Prämienanteil auf.


Hier ein Überblick in den Tabellen 1 und 2

Die Direktkosten wurden in beiden Betriebsgruppen von den Grundfutterkosten dominiert. Zwischen den Jahren reduzierten sich die Kosten in Milchschafbetrieben für das selbstgeworbene Grundfutter um 66 €/MS und in Milchziegenbetrieben um 32 €/MZ; der Zukauf stieg hingegen um 59 €/ MS und 15 €/MZ. Die Trockenheit im WJ 2018/19 führte auf mehreren Betrieben zu weniger Schnitten und damit zu weniger Kosten für eigene Maschinen im Rahmen der Grünlandbewirtschaftung. Da die sonstigen Direktkosten die Kosten für Schlachtung, Zerlegung oder Fellgerbung enthalten, wiesen insbesondere die Milchschafbetriebe aufgrund der Direktvermarktungswege mit 56 €/MS höhere Kosten auf als der Durchschnitt der Ziegenbetriebe mit 22 €/MZ. Das Maximum lag hierbei bei 129 €/ MS und 47 €/MZ. Die Kosten für den höheren Anteil entlohnter Arbeitskräfte verteilten sich in Milchziegenbetrieben auf einen größeren Tierbestand, sodass diese im Bereich der Arbeitserledigungskosten pro Tier rund 30 € günstiger gestellt waren. Dar die Milchschafbetriebe größtenteils Altgebäude und die Ziegenbetrieben vermehrt neue Ställe nutzten, lagen die Gebäudekosten in Milchschafbetrieben rund 20 € niedriger pro Tier.

Den Einnahmen von 675 €/MS  mit einer Spannweite von 374 bis 906 € standen in Milchschafbetrieben durchschnittliche Kosten in Höhe von 803 €/MS  mit einer Spannweite von 527 bis 1 278 € gegenüber. Das Muttertier kostete die Betriebe somit durchschnittlich 128 €, die Betriebe machten im Betriebszweig der Schafhaltung im Mittel 9 600 € Verlust. Eine angemessene Entlohnung aller Arbeitskräfte war damit im Mittel nicht gegeben. Bei Verwendung des gesamten Gewinnes (keine Investitionsrücklagen) lag die beste Entlohnung in der Stichprobe bei 10,18 €/ AKh.

Den Milchziegenbetrieben verblieb nach Abzug der Gesamtkosten im Mittel ein Gewinn von 4,64 €/MZ. Dabei ist die große Spanne zwischen den Betrieben zu beachten, die von -223 €/MZ bis zu +241 €/MZ reichte. Der erfolgreichste Betrieb erzielte dabei eine Entlohnung aller Arbeitskräfte in Höhe von 24,39 €. Hier wäre Raum für weitere Investitionen, wohingegen in anderen Betrieben der Gewinn nur eine geringe Entlohnung ohne weitere Investitionsrücklagen ermöglichte.

In Tabelle 3 werden die gemittelten Kosten und Leistungen gegenübergestellt. Für einen Vergleich der Betriebe unabhängig von den Werten der Milchinhaltstoffe und Bestandsgröße wurde die Milchmenge auf eine Milchmenge mit 4,0 % Fett und 3,5 % Eiweiß umgerechnet (energiekorrigierte Milchmenge ECM). Im Mittel wäre in Milchschafbetrieben ein Milcherlös von 1,59 €/l (1,15 €/kg ECM) und in Milchziegenbetrieben ein Erlös von 0,82 €/l (0,85 €/kg ECM) nötig gewesen, damit die ausgewerteten Betriebe kostendeckend gewirtschaftet hätten. Da der Erlös je Kilo energiekorrigierter Schafmilch gegenüber der Ziegenmilch nur geringfügig lag, erhöhten insbesondere die Zusatzeinnahmen durch Lammfleischverkauf die tierischen Leistungen je Kilo Milch. Aufgrund der etwas größeren Betriebsgröße bei gleichzeitig geringerem Tierbesatz lagen die öffentlichen Direktzahlungen je Kilo Milch in Milchschafbetrieben mit 0,33 €/kg doppelt so hoch wie in Ziegenbetrieben. Den höheren Umsätzen standen jedoch 72 ct/kg höhere Gesamtkosten gegenüber, sodass in dieser Stichprobe in den ausgewerteten Jahren dennoch die Ziegenmilchproduktion wirtschaftlich weniger nachteilig war.

Aufgrund der kleinen Stichprobe können noch keine allgemeingültigen Aussagen über Einflussfaktoren für die Milchschaf- und Milchziegenhaltung in NRW gemacht werden. Bei Betrachtung des jeweils erfolgreichsten Betriebes pro Betriebsgruppe konnten folgende Unterschiede erfasst werden, welche sich im Vergleich zum Gruppenmittel als Erfolgsfaktoren zeigten:

  • Flächenausstattung und Prämienhöhe: Die erfolgreichsten Betriebe wiesen geringe Besätze pro Hektar auf und im Falle des erfolgreichsten Milchschafbetriebs auch die größte Betriebsfläche mit der anteilig größten Fläche für die Schafhaltung. Zudem deckten die öffentlichen Direktzahlungen in beiden Fällen zumindest die Arbeitserledigungskosten ab. Die Weidehaltung und Futterwerbung sollte daher möglichst viel auf prämienrelevanten Flächen erfolgen, um einen Teil der Kosten über die Prämien decken zu können. Durch Kombination von verschiedenen Prämien, zum Beispiel an Agrarumweltmaßnahmen oder Zuchtprogrammen, kann die Höhe der Unterstützung optimiert werden.
  • Milchleistung und Inhaltstoffe: Die erfolgreichsten Betriebe erzielten 106 € bei Milchziegen bis 137 € bei Milchschafen pro Tier über Milch- und Käseerlöse. Dabei wiesen sie pro Milchschaf eine höhere Leistung von 26 kg ECM und pro Milchziege von 89 kg ECM auf. Zudem erzielte der erfolgreichste Milchschafbetrieb mit 1,12 €/kg ECM eine um 28 ct höhere Wertschöpfung als der Durchschnitt. Die mittlere Leistung der Stichprobe von 306 l Schafmilch und 696 l Ziegenmilch pro Tier zeigt, dass im Mittel die genetischen Möglichkeiten der Tierleistung noch nicht ausgeschöpft sind. Dies deutet zum Beispiel auf Optimierungspotenzial in der Fütterung hin.
  • Die Nutzung von Altgebäuden wirkt sich kostensparend aus, solange diese funktionstüchtig und nicht zu wartungsintensiv werden. Dennoch sollte auf Innovation und Investitionen nicht verzichtet werden.

Fides Marie Lenz, Miriam Schuster und Claudia Hitzler-Colsman,

Landwirtschaftskammer NRW

Weitere Informationen

Das Projekt

Zur Bearbeitung der Themenfelder hat sich eine Gruppe des EIP-Projekts „InnoSchaZie – Entwicklung eines innovativen Konzeptes für eine zukunftsfähige Schaf- und Ziegenhaltung in NRW unter Berücksichtigung der aktuellen wirtschaftlichen Lage und der Vermarktungswege“ Landwirtschaftskammer NRW, Schafzuchtverband NRW, Landeskontrollverband Sachsen-Anhalt, Landesverband der Ziegenzüchter Westfalen-Lippe, Landesverband Rheinischer Ziergenzüchter sowie dem Ziegenbetrieb Carina Lohmann und dem Schafbetrieb Michael Stücke zusammengefunden. Das Projekt läuft bis 31. Dezember 2022.

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