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"Die Arbeit macht mehr Spaß!"

20.03.2020

Wenn man das nach der Umstellung auf Biolandwirtschaft mit Überzeugung sagen kann, hat man wohl alles richtiggemacht. Peter und Petra Zens jedenfalls sind froh, dass sie 2016 mit der Umstellung ihres Betriebes begonnen haben. Seit 2019 sind die Produkte vom Schauhof in Willich nun offiziell "Bio" - und das Betriebsleiterehepaar mit vollem Engagement und Herzen bei der Sache.

"Wir sind nicht wegen der höheren Preise, die wir für unsere Bioprodukte erzielen, so zufrieden. Die machen jetzt erst so langsam die Durststrecke während der zweijährigen Umstellungsphase wett. Und der Aufwand ist auch spürbar größer als vorher. Wir finden es einfach toll, zu sehen, wie die Kühe auf den Weiden herumspringen und wie die Blüten in den Blühstreifen lebendig werden und sich plötzlich zahlreiche Nützlinge auf unseren Kleegrasflächen tummeln!" Was beinahe kitschig nach echter Bauernhofidylle klingt, ist tatsächlich seit gut drei Jahren Realität auf dem Schauhof. "Wir waren auch früher von unserer Arbeit als Landwirte voll überzeugt. Da haben wir allerdings auch nur sehr selten nach rechts und links geschaut", erinnert sich Peter Zens. Die 78 ha wurden konventionell bewirtschaftet, die Milch der 90 Fleckviehkühe ging an Arla.
 

Hilfreiche Beratung

Petra Zens war es, die als Erste ihren Blick habe schweifen lassen und den Horizont erweitert habe. Über die Kolping-Familie sei sie zum Imkern und dabei auch näher an die Natur gekommen. "Ich habe angefangen, die alltäglichen Dinge unserer Arbeit zu hinterfragen: Muss die konventionelle Landwirtschaft so gut und auf maximale Produktion ausgerichtet sein, koste es, was es wolle?"

Langsam aber sicher ließ sich Peter Zens von der Neugierde darauf, ob und wie es anders gehen kann, anstecken. Doch die Erkenntnis, es in Zukunft anders machen zu wollen, sei das eine gewesen. "Wir sind ein Milchviehbetrieb, der dann Biomilch abliefern würde. Das war das Problem: Arla wollte unsere Biomilch in spe nicht", bedauert der 51-Jährige. Allein Dank der Umstellungsberatung durch den Bioland-Verband sei diese letztlich geglückt. "Bioland hat bei der niederländischen Biomolkerei Aurora nachgefragt und wir haben den Zuschlag bekommen!", freut sich das Paar noch heute. "Ohne Bioland hätten wir das nicht geschafft!"





Weniger Ertrag, mehr Biodiversität

Seit 2019 liefert Familie Zens die Milch nun an Aurora. "Die Herdenleistung von vorher durchschnittlich 9 000 l ist zunächst etwas eingebrochen. Nicht alle Kühe haben die Umstellung auf der Wiese gleich gut mitgemacht. Tiere, die schon lange ökologisch gehalten und gefüttert werden, haben eine höhere Leistung aus der Weide", berichtet Peter Zens. Zeitgleich habe er den Kraftfutteraufwand deutlich reduziert. "Wir kaufen Kraftfutter zu ebenso wie Sojapülpe als Eiweißquelle, die als Abfallprodukt bei der Tofu-Produktion anfällt." Außerdem bleiben die Kälber rund vier Wochen und damit viel länger als früher bei ihren Müttern.

Was sich nach Peter Zens‘ Beobachtungen voll bemerkbar mache, sei die positive Wirkung des Kleegrases und noch viel mehr des Wintererbsenanbaus auf den Boden, wo sich schon nach drei Jahren die gute Strukturwirkung zeige. "Auch der Humusgehalt nimmt messbar zu!", betont der Landwirt. In den Erbsen fielen Petra und Peter Zens die zahlreichen Insekten und Schmetterlinge auf. "Wir lassen auch im Kleegras immer einen Blühstreifen stehen. Unglaublich, was darin los ist!“, freuen sie sich über die sicht- und hörbare Lebendigkeit auf ihren Flächen. Weniger Pflanzenschutz und Dünger bedeuten aber natürlich auch weniger Output. "Beim Getreide mussten wir Ertragsrückgänge von 20 bis 30 % hinnehmen", konstatiert Peter Zens.
 

Offene Stalltüren

Neben den sichtbaren Effekten ihres extensiven Wirtschaftens auf den Äckern und Wiesen schätzt das Betriebsleiter-Paar auch den offenen Umgang unter den Bio-Kollegen. "Als wir noch in der Entscheidungsphase waren, ob wir umstellen sollen, haben wir uns viele Biobetriebe angesehen und waren überwältigt von so viel Offenheit und Hilfsbereitschaft der Kollegen. Am Niederrhein sind die Betriebe ziemlich gut vernetzt, da haben wir dieses Miteinander sofort positiv zu spüren bekommen!", betonen die beiden Umsteller. Und auch jetzt, da sie selber Mitglieder im Bioland-Verband sind, schätzen sie die Vertrautheit unter den Biolandwirten. "Die Treffen in den Regionalgruppen, die regelmäßigen gegenseitigen Hofbesuche oder Vorträge externer Referenten haben einen hohen Lern-Effekt. Diesen engen Austausch kennen wir von früher nicht", meinen Peter und Petra Zens einhellig.

Aufgefallen sei ihnen von Anfang an, wie intensiv sich Biobetriebsleiter um die Vermarktung kümmern - müssen! "Alle Betriebe haben die Kunden auf dem Hof, suchen Kontakt zu den Menschen", finden es Petra und Peter Zens bemerkenswert, wie groß Transparenz geschrieben werde. "Die Leute dürfen gucken. So machen wir es jetzt auch: Zu den Ladenöffnungszeiten sind die Stalltüren offen, was vor allem Familien mit ihren Kindern gerne annehmen", meint Petra Zens.   





Regionale Biomilch ist Mangelware

Einige Erzeugnisse verkauft Familie Zens direkt ab Hof, wie Rohmilch, Eier, Kartoffeln, Honig. Und natürlich den Aurora-Käse. "Außerdem vermarkten wir über "Bioregion Niederrhein". Das ist ein Zusammenschluss ökologisch wirtschaftender Biohöfe in den Kreisen Viersen, Kleve, Wesel, Mönchengladbach, Krefeld - deckt also den gesamten Niederrhein ab", erklärt Petra Zens. Die Mitglieder beliefern sich gegenseitig und verkaufen gegenseitig ihre Produkte. "So bleibt die Vermarktung in Bauernhand - und eben auch die Wertschöpfung!", betont Peter Zens. Regionalität werde dabei besonders betont.  

"Mich wundert es allerdings, dass es am Niederrhein so wenig regionale Biomilch gibt! Auch regionaler Joghurt ist Mangelware", so Peter Zens. Im Kreis Viersen gebe es gerade einmal zwei Biomilchviehbetriebe. "Dabei ist regional doch so gefragt!" Eine Überlegung sei es daher, eine Milchtankstelle zu bauen, eine andere, für das Paar noch attraktivere Idee zurzeit jedoch, eine eigene kleine Hofmolkerei aufzumachen. "Dort würden wir ausschließlich die Frischelinie herstellen, also Milch, Joghurt, Quark. Keinen Käse - den soll Aurora weiter für uns machen!", lacht Petra Zens. Die Frischmilch samt der Milchprodukte möchten sie weiterhin ab Hof vermarkten, aber ebenso über die Hofläden der Kollegen. Und Peter Zens hätte Lust auf andere ackerbauliche Kulturen, wie Möhren. "Deren Anbau ist jedoch sehr arbeitsintensiv und erfordert Fremdarbeitskräfte. Da muss ich erst abwägen, ob ich das wirklich möchte", so seine Überlegungen.

Einig sind sich Peter und Petra Zens jedoch, dass die Umstellung auf Biolandwirtschaft sehr viele Vorteile mit sich gebracht hat. Ausdrücken lässt sich ihre Zufriedenheit in einem Satz: "Das, was wir machen, wird anerkannt - und das tut sehr gut!"

Quelle: Meike Siebel, LZ Rheinland Nr. 11/2020, 12. März 2020

Weitere Informationen


Der Schauhof

  • 2016 Beginn der Umstellungsphase,
    2019 fertig umgestellt
  • Bioland-Verbandsmitglied
  • Mitglied bei "Bio-Region Niederrhein"
  • Eigene Ab-Hof-Vermarktung
  • 90 Milchkühe plus Nachzucht;
    die männlichen Kälber gehen zum Stautenhof in Anrath
  • 150 Legehennen im Hühnermobil
  • 78 ha LN, davon:
    • 12 ha Getreide
    • 10 ha Kartoffeln
    • 16 ha Mais inklusive 3 ha Körnermais
    • der Rest Wintertriticale plus Wintererbsen und Kleegras
    • 12 ha Grünland
  • Futter-Mist-Kooperation mit dem Lammertzhof in Kaarst

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