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Biogeflügelfleisch wird immer beliebter

30.06.2021

Die Umstellung auf den ökologischen Landbau bietet gute Einkommensalternativen und der Absatzmarkt für Bioprodukte ist in den letzten zwei Jahren enorm gewachsen. Wie sich die aktuelle Situation auf dem Biogeflügelfleischmarkt darstellt und was es bei der Erzeugung und Vermarktung von Biogeflügel zu beachten gibt, wurde am 17. Juni auf dem Hof Overkämping in Rhede gezeigt.

Besonders die Bio-Geflügelhaltung stößt mit der Erzeugung und Vermarktung von Bioeiern und Geflügelfleisch auf eine stetig wachsende Käuferschicht, die bereit ist, für eine gute Tierhaltung den entsprechenden Preis zu bezahlen. Das Interesse von Marktpartnern an der Abnahme von Biogeflügel ist hoch. Eine Chance für viele Landwirte, in diesen attraktiven Markt einzusteigen. Aus diesem Grund lud die Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen am 17. Juni auf dem Biohähnchenbetrieb von Rainer Overkämping in Rhede zu einem Praxistag zur ökologischen Geflügelerzeugung ein. Trotz 32 Grad Sommerhitze fanden sich etwa 35 Landwirte, Umstellungsinteressierte, Marktbeteiligte aus der Schlachtung und Vermarktung, Futtermittelherstellung und Vertreter der Bioverbände zusammen.

Zu Beginn der Veranstaltung begrüßte Axel Hilckmann, der seit März dieses Jahres bei der Landwirtschaftskammer Berater für den Bereich der Biogeflügelerzeugung ist, gemeinsam mit Betriebsleiter Rainer Overkämping die zahlreichen Gäste auf seinem Pachtbetrieb in Borken. Der Betrieb Overkämping ist ein Biolandbetrieb mit Schwerpunkt Gemüseanbau und Biohähnchenerzeugung auf zwei Standorten. 2019 wurden die bestehenden Schweineställe in Eigenleistung zu einem Hähnchenmaststall und einem Aufzuchtstall für Eintagsküken umgebaut. Im Aufzuchtstall konnten 4 800 zehn Tage alten Eintagsküken der Herkunft ISA 757 besichtigt werden, im Maststall gab es sechs Wochen alte Masthähnchen zu sehen.

Hähnchenstall mit Grünauslauf

Die Biorichtlinien für die Hähnchenhaltung schreiben 21 kg Besatzdichte pro m² vor. Das gilt sowohl für die Aufzucht, als auch für die Mast. Bei einem Mastendgewicht von 2,3 kg Lebendgewicht sind etwa acht bis zehn Tiere pro m² in der Mast und 20 Küken im Aufzuchtstall untergebracht. Ein Biohähnchenstall unterteilt sich in einen sogenannten Warmstall, der zwei Drittel der Stallfläche (360 m²), und einen Wintergarten, der ein Drittel der Fläche (180 m²) beansprucht. So benötigt man für 4 800 Biohähnchen eine Gesamtstallfläche von 480 m². 5 % der Stallfläche sind Fensterfläche.

Nach etwa 24 Tagen werden die Küken aus dem Aufzuchtstall in den Maststall umgestallt, der mit einem geräumigen Wintergarten und einer Sprühkühlung auf dem Dach ausgestattet ist. Trotz der hohen sommerlichen Temperaturen war die Temperatur im Stall dank Lüftung und Sprühkühlung für die Tiere in Ordnung. Auch die interessierten Teilnehmer kamen in den Genuss dieser Kühlung. Der an den Maststall angrenzende Grünauslauf mit 4 m² pro Hähnchen wurde in der Hitze jedoch weitgehend von den Tieren gemieden.

Ein weiterer Stall mit 3 200 Mastplätzen, der gerade zur Neueinstallung vorbereitet wurde, stand zur Besichtigung bereit. Nach der etwa dreiwöchigen Aufzucht bei Temperaturen von etwa 32 Grad werden die Tiere mittels einer Verladebühne in den Maststall umgestallt. Hier bleiben die Tiere weitere sechs bis sieben Wochen, sodass die Hähnchen etwa acht bis zehn Wochen alt werden und mit einem Gewicht von 2,3 bis 2,5 kg lebend an die Schlachterei vermarktet werden. Durch die Voraufzucht macht der Betrieb 8,6 Mastdurchgänge im Jahr und liefert insgesamt etwa 54 000 Hähnchen an seinen Vermarkungspartner Naturverbund Thönes in Wachtendonk.

Vom Pachtbetrieb in Borken ging es auf den elterlichen Betrieb Hof Overkämping. Dort wird auf 45 ha Landwirtschaft betrieben, davon etwa 25 ha Gemüse mit Direktvermarktung. Auch hier werden zurzeit die Ställe umgebaut zur Biohähnchenmast. Beide Betriebsstellen gaben einen sehr guten Einblick, wie man Altgebäude geschickt umbauen und für die Biogeflügelmast nutzen kann.



Ökologische Geflügelhaltung

Die Biohähnchenerzeugung wie auch die Erzeugung von Bioputen kann für bestehende Biobetriebe und Umstellungsinteressierte ein wirklich erfolgreicher Betriebszweig werden. Nachdem die Bioeier mit etwa 12 % Anteil am Verbrauch von allen Eiern in Deutschland an der Spitze der nachgefragten Bioprodukte liegen, ist das Biogeflügelfleisch seit etwa zwei Jahren schwer im Kommen. Obwohl fast dreimal so teuer wie konventionelles Geflügelfleisch, wird Biohähnchenfleisch nicht nur im Naturkosthandel, sondern auch im LEH, online und in der Direktvermarktung extrem stark nachgefragt.

Neben der Hähnchenmast ist auch die Erzeugung von Bioputen eine Möglichkeit für Biobetriebe, in die Vermarktung einzusteigen. Bioputenmast kann durchaus eine Alternative sein kann, stellt Vergleich zur Hähnchenmast jedoch nochmal besondere Anforderungen an die Haltung, Fütterung und das Management. Auch die saisonale Mast von Biogänsen für St. Martin und Weihnachten kann für einige Betriebe, die über Grünland verfügen, ein abwechslungsreicher und gewinnbringender Betriebszweig sein. Der Besatz pro ha liegt bei etwa 80 Gänsen pro ha Weide. Nachfrage an Weihnachten nach regional erzeugtem Biogeflügel ist jedenfalls reichlich vorhanden. Wichtig ist hier die rechtzeitige Klärung der Schlachtung - und früh genug in die Werbung einzusteigen.

Strikte Haltungshygiene

Nach den vielen wertvollen Tipps und Hinweisen zu Erzeugung, Vermarktung, Herkunft, Stallbau und Technik informierte Dr. Kristian Düngelhoef, Tierarzt in Hamminkeln, umfassend über die Zusammenarbeit mit den Biogeflügelbetrieben. „Mittlerweile gibt es genügend Wissen und auch im Biobereich zugelassene Mittel, um eine gute tierärztliche Betreuung zu gewährleisten“, so der Veterinär. Dr. Düngelhoef informierte über die notwendigen Impfungen der Masthähnchen, die wichtigsten möglichen Erkrankungen und die Möglichkeiten, einen Biogeflügelbetrieb technisch so einzurichten, dass möglichst wenige Risiken durch Eintragung von Keimen über das Trinkwasser oder aus der Umgebung stattfinden können.

Schlachtung und Vermarktung

Den runden Abschluss der Veranstaltung bildeten die Berichte der anwesenden Schlacht- und Vermarktungsunternehmer. Die Firma Naturverbund Thönes aus Wachtendonk am Niederrhein schlachtet neben Rindern und Schweinen auch Biogeflügel. Klemens Hinssen, verantwortlich für die Lebendtierbelieferung und die Zusammenarbeit mit den Landwirten, und Thomas Thönes berichteten über die gute Entwicklung des Marktes für Biogeflügelfleisch. „Einer Aufnahme neuer Betriebe in die Hähnchen- oder Putenmast steht nichts im Wege. Dabei sollten die Mastgrößen ab 2 000 Hähnchen pro Durchgang und möglichst in der Region liegen“, empfahlen die beiden.  Eine Mitgliedschaft in einem Verband sei wünschenswert. „Die Abnahme kann vertraglich abgesichert sein, um Investitionen zu tätigen“, betonte Hinssen.

Jürgen Tölke stellte die Firma Biofino aus dem niedersächsischen Emstek, Marktführer bei Biogeflügel, vor. Auch Tölke berichtete über die erfreuliche Entwicklung des Unternehmens. „Biofino würde sich über zusätzliche Lieferanten von Biogeflügel freuen. Hier sind allerdings Durchgänge ab 4 800 Masthähnchen erwünscht“, so Tölke. Biofino biete von der Lieferung der Eintagsküken über das Futter und die Abnahme der Lebendtiere das gesamte Sortiment an. Beide Vermarkter stehen für Anfragen jederzeit gerne zur Verfügung und würden sich über neue Betriebe als Lieferanten von Biogeflügel freuen.

Fazit

Die Biogeflügelhaltung ist eindeutig aus der Nische heraus. Die gute Zusammenarbeit aller Beteiligten - den Tierhaltern, den Vermarktern, den betreuenden Tierärzten und der Fachberatung - spiegelt sich erfolgreich auf dem Markt wieder. Die Tierhaltung ist vorzeigbar und die Menschen sind bereit, hierfür mehr zu bezahlen. Bei einem Anteil von zurzeit etwa 2% Biogeflügelfleisch am gesamten Geflügelfleischverbrauch ist noch Platz für neue Betriebe.

Axel Hilckmann, 

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen

Fotos: Axel Hilckmann, Birgit Waterloh (2)

Weitere Informationen

Interessiert an einer Beratung?

Nehmen Sie Kontakt auf mit der Fachberatung des Ökoteams der Landwirtschaftskammer NRW und besprechen die Chancen und Risiken für Ihren Betrieb, in die Geflügelhaltung einzusteigen. Ansprechpartner ist Axel Hilckmann, Tel.: 0 175 1 600 300, E-Mail: axel.hilckmann@lwk.nrw.de

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