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Mehr Aufmerksamkeit für den Ökolandbau schaffen

25.09.2025

Am 23. September war EU-Bio-Tag. Rund um diesen Aktions-Tag zeigen Betriebe aus dem Netzwerk Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau, welchen Beitrag die ökologische Landwirtschaft zum Klima-, Boden- und Gewässerschutz, zur Artenvielfalt und zur artgerechten Tierhaltung leistet. Das gemeinsame Motto der Betriebe: „Bio. Gut für Umwelt, gut für Tiere, gut für uns.“ 

Den Aktionstag haben das Europäische Parlament, die Kommission und der Rat der Europäischen Union im Jahr 2021 ins Leben gerufen, um den Ökolandbau voranzubringen und seine positiven Auswirkungen auf Natur und Umwelt zu feiern. In diesem Jahr hatte der Biohof Bursch in Bornheim dazu eingeladen, Bio zu erleben und mehr über den Ökolandbau in der Region zu erfahren. 

Vielfalt im Boden und auf dem Acker

Heinz Bursch
Heinz Bursch ist Biogemüseanbauer mit Leib und Seele.

Der Biohof Bursch wird bereits in dritter Generation als Familienbetrieb geführt und bewirtschaftet seit 1964 seine Flächen nach biologischen Grundsätzen. Die Schwerpunkte liegen im vielfältigen Gemüsebau und der Direktvermarktung, auf dem Betrieb gibt es einen Vollsortiment-Hofladen und ein ebenso einladendes wie großzügiges Hofcafé. 

Familie Bursch kann auf insgesamt 60 Jahre Bio-Anbau auf den Flächen bei Bornheim-Waldorf blicken. Und Betriebsleiter Heinz Bursch ordnete am 23. September ein, wie sich diese lange Bewirtschaftungsdauer nach Biostandards auf die Umwelt auswirkt. Dazu füllte er die fünf Begriffe Artenvielfalt, Gewässerschutz, Klima, Boden und Tierhaltung, die in der Kommunikation rund um „Bio“ immer wieder auftauchen und deshalb auch die fünf Aktions-Postkarten des Netzwerks Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau zieren, mit konkretem Wissen aus der biolandwirtschaftlichen Praxis. 

„Alle diese Themen greifen eng ineinander, vor allem aber der Boden- und Gewässerschutz und das Klima“, so Heinz Bursch. „Der Gemüsebau erfordert eine hohe Nährstoffzufuhr. Im Bio-Anbau verzichten wir aber komplett auf mineralische Düngung, sondern düngen organisch und ernähren die Pflanzen somit natürlich und ausgewogen. Außerdem lassen wir die Felder selten oder nur kurz brach liegen, zumeist wird der Ernterest gemulcht, liegengelassen und die Folgekultur direkt in die Mulchschicht eingesät. Diese ganzjährige Begrünung verhindert Nährstoffauswaschungen und weitere Verluste. Auch der Zwischenfruchtanbau, vor allem von Kleegras, hält den Boden immer grün“, erläuterte der Gemüsebauer ein paar Besonderheiten. Dadurch stabilisiere sich eine stetig wachsende Humusschicht - „und Humus bindet CO2, also eines der Treibhausgase, und schützt somit unser Klima“, nannte Bursch einen zweiten der aufgeführten Begriffe, der eigentlich auch schon den dritten impliziere: den Schutz des Bodens. „Der Bodenschutz, der unter anderem durch vermehrten Humusaufbau und das Ausbleiben mineralischer Düngemittel erzielt wird, ist der eigentliche Kern beim Acker-, Obst- und Gemüsebau, denn nur in einem gesunden Boden gedeihen auch gesunde Pflanzen“, betonte Heinz Bursch. 

Heinz Bursch
Betriebsleiter Heinz Bursch füllt die fünf Themenkarten zu Artenvielfalt, Boden, Klima, Gewässerschutz und Tierhaltung mit Leben. 

Diese wiederum würden auf den Flächen des Biohofs Bursch in großer Vielfalt angebaut. „Monokulturen und Biolandbau passen nicht zusammen. Daher haben wir mehr als 80 verschiedene Kulturen im Anbau, womit wir bei Begriff vier, der Artenvielfalt wären. Dabei geht es nämlich nicht nur um Biodiversität bei Insekten, die wir zum Beispiel durch ein ausgewogenes Verhältnis von Schädlingen und Nützlingen in den bald ganzjährigen Blühstreifen und damit auch auf unseren Feldern erreichen. Artenvielfalt betrifft vielmehr auch die Kulturen. Ein regelmäßiger Wechsel mit breiten Fruchtfolgen sorgt für einen viel geringeren Krankheitsdruck, sodass wir, wie im Bio-Anbau vorgeschrieben, auf chemischen Pflanzenschutz verzichten können.“ 

Und da auf dem Gemüsebetrieb Bursch zwar ein paar Hühner, Katzen und der Hofhund herumlaufen, aber weder Milchkühe noch Mastschweine, steht die biologische Tierhaltung nicht ganz oben auf der hofeigenen Agenda. Nichtsdestotrotz ergänzte Heinz Bursch die Ansichtskarte zur Tierhaltung mit dem Hinweis, dass diese im Ökolandbau besonders artgerecht durch viel Platz sowie Biofutter für die Tiere gekennzeichnet sei. 

„Bio ist gut für uns!“

Dass Bio nicht nur gut für Boden, Klima, Wasser, Artenvielfalt und Tiere ist, sondern auch den Verbraucherinnen und Verbrauchern ganz persönlich einen Mehrwert durch gesünderes, geschmacksintensives Essen bringt, und dass die Menschen noch vehementer auf die (Selbst)Erkenntnis gebracht werden müssten, „Ich will mich gesünder ernähren“, genau dabei könne und solle das Bundesprogramm Ökologischer Landbau mit der Unterstützung der Demonstrationsbetriebe sorgen. „Es ist etwas Besonderes, wenn die Menschen auf dem Feld ein Gemüse ernten, es vor Ort aufschneiden, direkt probieren oder verarbeiten. Wenn man so hautnah einen Bezug zur Nahrung herstellt, macht das etwas mit den Menschen!“, konnte Biobauer Bursch aus eigener Erfahrung berichten. In dieser Richtung müsse noch mehr bewegt und unternommen werden. „Dann bleibt auch die Wertschöpfung in der Region!“, zeigte er sich sicher. 

Demonstrationsbetriebe Ökolandbau Bursch
Heinz Bursch bringt, mit tatkräftiger Unterstützung durch Elmar Seck, BÖL, das aktuelle Schild der Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau am Eingang zu Bioladen an, kritisch und wohlwollend zugleich begleitet von Betriebsleiterin Renate Bursch.

Und Thomas Kollritsch, Koordinationsstelle Demonstrationsbetriebe Ökologischer Landbau, ergänzte, dass sich bei mehr als 3 500 Netzwerk-Terminen jährlich auf bundesweit 300 Biobetrieben Menschen über die Biolandwirtschaft informieren könnten und diese Möglichkeit auch in Anspruch nähmen. „Vom Doktoranden, der seine Doktorarbeit über ein Bio-Thema verfasst, über den Politiker oder die Hebamme bis hin zum Steuerberater kommen Menschen jeglicher Couleur auf die Demonstrationsbetriebe.“ Und egal, ob ein Betrieb 15 Schulklassen im Jahr oder 15 Gruppen im Monat über seine Flächen oder durch die Ställe führe: „Die Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter brennen für ihre Arbeit und den Ökolandbau und stecken viel Energie in diese Öffentlichkeitsarbeit. Wir möchten schauen, wie wir dieses Engagement in Zukunft noch besser unterstützen können.“ Familie Bursch jedenfalls zeigt auch weiterhin den Menschen transparent und gerne, wie viel ihr der Biolandbau bedeutet.


Meike Siebel,
Landwirtschaftskammer NRW