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25 Jahre Leitbetriebe Ökologischer Landbau – eine Erfolgsstory

14.06.2018

Im Rahmen des traditionellen Öko-Kartoffel-Feldtages in Rheda-Wiedenbrück fand am 07. Juni 2018 die Feier zum 25-jährigen Jubiläum der Leitbetriebe Ökologischer Landbau statt. Dr. Karl Kempkens berichtet.

Weitsichtige Akteure im Düsseldorfer Landwirtschaftsministerium, in den beiden Landwirtschaftskammern NRW und an der Uni Bonn hatten Anfang der neunziger Jahre erkannt, dass es für die Entwicklung des Ökologischen Landbaus in NRW besonderer Bemühungen bedarf. Weniger als ein Prozent der Betriebe in NRW wirtschafteten damals ökologisch und als ein Zukunftsmodell der Landwirtschaft galt der Ökolandbau damals auch noch nicht. Da lag es nahe, die guten Ökobetriebe im Land im Rahmen eines Demonstrationsprojektes zu Vorzeigebetrieben zu machen und gemeinsam mit ihnen den Ökolandbau zu entwickeln.  

So wurde 1993 das Projekt "Leitbetriebe Ökologischer Landbau Nordrhein-Westfalen" aus der Taufe gehoben. Das Land und die EU finanzierten es, die Uni Bonn und die Landwirtschaftskammern setzten es um, und die Leitbetriebe standen im Mittelpunkt der Arbeiten.

Leitbetriebe setzen Impulse zur Entwicklung des Ökolandbaus

Seit dieser Zeit hat das Projekt zahlreiche Impulse zur Entwicklung des Ökolandbaus in NRW gesetzt und es hat mit und auf den Betrieben demonstriert, wie Betriebe erfolgreich ökologisch wirtschaften können. Über praxisnahe Versuche wurden Anbauverfahren weiterentwickelt und in die Praxis eingeführt. Die Betriebe dienten als Anlaufpunkte für konventionell und ökologisch wirtschaftende Betriebsleiter ebenso wie für Berufs- und Fachschulklassen. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen: Auch durch die Arbeit mit den Leitbetrieben konnte der Ökoanteil in NRW auf aktuell knapp sechs Prozent erhöht werden und in viele Fragen in der Produktion sind heute gelöst.


Professor Jürgen Heß von der Uni Kassel forderte
in seinem Vortrag mehr Forschungsmittel für den
Ökologischen Landbau und geeignete Rahmen-
bedingungen für eine praxisnahe Forschung.


Projekt mit Vorbildfunktion

Kein Wunder also, dass die Festredner allesamt die Arbeiten der vergangenen 25 Jahre lobten. Für Prof. Jürgen Heß von der Universität Kassel hat das Projekt Vorbildfunktion für andere Bundesländer und EU-Staaten. Gerade die enge und zeitaufwändige Zusammenarbeit zwischen Praxis, Beratung und Wissenschaft sei ein wesentlicher Grund für den Erfolg. Dies konnte Christian Kroll-Fiedler, Betriebsleiter eines Öko-Milchviehbetriebes in Warstein und einer der Leitbetriebe nur bestätigen und hob einen wesentlichen Erfolgsfaktor hervor: „Die beteiligten Forscher und Berater haben immer auf Augenhöhe mit uns gesprochen und unsere Anliegen ernst genommen. Das gibt es sonst kaum“.

Am Ende waren sich alle einig: Das Projekt muss in jedem Fall weitergeführt werden, damit der Ökolandbau in NRW sich weiter positiv entwickelt und auch in Zukunft wichtige Impulse für die konventionelle Landwirtschaft liefern kann.


Im Namen aller Öko-Leitbetriebe in NRW bedankte sich
Christian Kroll-Fiedler aus Warstein bei den Akteuren
des Projektes für die langjährige Unterstützung.
Praxisnahe Versuche und Demonstrationen seien
ein zentraler Baustein für die Entwicklung des
Ökolandbaus und der Landwirtschaft in NRW.



Schwerpunkte des Feldtages: Kartoffel- und Feldfutterbau

Beim anschließenden Feldtag hatten die Besucher Gelegenheit, sowohl die Versuche zum Feldfutterbau als auch zum Kartoffelbau kennenzulernen. Unter anderen berichteten Christoph Stumm von der Uni Bonn sowie Dr. Claudia Hof-Kautz und Franz-Theo Lintzen vom Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW von den Versuchen zum Kartoffelbau.

Intensiv diskutiert wurden dabei die Ergebnisse zum Einsatz des biologischen Insektizids ATTRACAP® auf den Drahtwurmbefall. Die Verluste durch Drahtwurmbefall sind gerade im ökologischen Kartoffelbau zum Teil erheblich, so dass die Praxis großes Interesse an Lösungsansätzen hat. Das granulatartige Mittel auf Basis entomopathogener Pilze hat im Jahr 2017 die Zulassung für den Ökolandbau erhalten.

Die Wirkung beruht auf dem Pilz Metarhizium brunneum. Damit dieser Pilz seine Wirkung entfalten kann, werden die Drahtwürmer zunächst durch eine erhöhte CO2-Konzentration, welche durch die Fermentation von Hefe erzielt wird, angelockt (attract). Bei Kontakt mit dem Pilz werden die Larven des Schnellkäfers infiziert, geschwächt oder sterben. Inwieweit diese Methode bereits praxisreif einsetzbar ist, wurde 2017 auf drei Standorten im Rahmen des Projektes "Leitbetriebe Ökologischer Landbau in NRW" untersucht.


Großes Interesse bestand an den Versuchen zum
ökologischen Kartoffelbau. Aufgrund des frühen
Zeitpunktes konnten zwar noch keine Prognosen
für die Leistungsfähigkeit der zahlreichen Kartoffel-
sorten des Sortenversuchs im Betrieb Vollmer
abgegeben werden. Allerdings wurde intensiv
über neue Ansätze zur Reduzierung von
Drahtwurmbefall und Krautfäule diskutiert.



Drahtwurmschäden signifikant verringert

In den Versuchen wurden die Schäden durch Drahtwürmer im Vergleich zur unbehandelten Kontrolle in allen drei Versuchen signifikant verringert. Diese Unterschiede zeigten sich jedoch ausgeprägt erst zur vergleichsweise späten Ernte. Die Punktablage unter der Knolle reduzierte zwar den Drahtwurmfraß tendenziell am stärksten, jedoch ist nach aktuellem Stand der Technik die Ausbringung in der Praxis nur über reihengebundene Granulatstreuer in Bandablage möglich. Unter den derzeitigen Ausbringungskosten für das Mittel einerseits und durchschnittlichen Erntemengen und Kartoffelpreisen andererseits wäre der Einsatz auf allen drei Standorten rentabel gewesen. Weitere Versuche laufen derzeit.

Darüber hinaus wurden Versuche zur Regulierung der Krautfäule durch Applikation von Eisenpelargonat, dem Salz der Pelargonsäure vorgestellt. Die bisherigen Ergebnisse sind allerdings noch nicht aussagekräftig genug, um einen Einsatz in der Praxis zu empfehlen.


Dr. Edmund Leisen, Ökoteam der LWK NRW führte
durch die Futterbauversuche auf dem Betrieb Vollmer.
Er ermunterte die Betriebsleiter, im Betrieb mindestens
zwei verschiedene Saatmischungen auszubringen und
ihre Leistungsfähigkeit zu beoabchten, um festzustellen,
welche am besten für den eigenen Standort geeignet ist.


 
Unterschiedliche Kleegrasmischungen im Anbau

Dr. Edmund Leisen, Ökoteam der Landwirtschaftskammer führte durch die umfangreichen Futterbauversuche im Betrieb Vollmer. Es wurden zahlreiche Kleegrasmischungen mit unterschiedlichen Anteilen der verschiedenen Arten angelegt und unterschiedlichen Nutzungen (Beweidung, Schnitt, Kombination) unterzogen. Teilweise konnten erhebliche Unterschiede festgestellt werden.

Dr. Leisen riet den Betriebsleitern, im eigenen Betrieb selbstständig Mischungsvergleiche anzulegen. Nur so könne man die für den eigenen Standort beste Mischung finden. Die Beratung unterstützt gerne dabei.

Quelle:  Dr. Karl Kempkens, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0251 - 2376 625, E-Mail: karl.kempkens@lwk.nrw.de

Weitere Informationen

Leitbetriebe Ökologischer Landbau in NRW
Ein Gemeinschaftsprojekt von:

Institut für Nutzpflanzenwissenschaften und Ressourcenschutz
Abt. Agrar- und Produktionsökologie/Organischer Landbau

Christoph Stumm
Tel: 0228 - 732 038
E-Mail: leitbetriebe@uni-bonn.de

Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen
Forschung, Demonstration, Beratung

Dr. Edmund Leisen
Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW
Tel.: 0251 - 2376 594,
E-Mail: edmund.leisen@lwk.nrw.de

Dr. Claudia Hof-Kautz
Ökoteam der Landwirtschaftskammer NRW
Tel.: 0221 - 5340 177
Handy: 0171 5562 202
E-Mail: claudia.hof-kautz@lwk.nrw.de

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