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Biofach 2020: Starkes Wachstum im Biomarkt

27.02.2020

Am 12.-15. Februar 2020 fand in Nürnberg die Biofach 2020, die weltgrößte Messe der Biolebensmittelwirtschaft statt. Hier trifft sich alljährlich die Bioszene aus der ganzen Welt. Dr. Karl Kempkens war für Sie dabei.

Die Biofach in Nürnberg ist die Weltleitmesse des Biolandbaus. Hier trifft sich alljährlich die Bioszene aus der ganzen Welt. Gemeinsam mit der parallel stattfindenden Vivaness, einer internationalen Messe für Naturkosmetik, lockt die Biofach mittlerweile Aussteller und Fachbesucher aus der gesamten Welt. Dabei hat sie seit ihrer Gründung 1997 ein rasantes Wachstum hingelegt: Kamen damals 197 Aussteller und rund 2.500 Besucher zur Biofach, waren es in diesem Jahr fast 3.800 Aussteller aus 110 Länder und über 47.000 Fachbesucher. Nur ein Viertel der Aussteller kommt aus Deutschland, das zeigt, wie international die Biofach aufgestellt ist. Der parallel stattfindende Kongress mit über 100 Einzelveranstaltungen und 10.000 Teilnehmern beschäftigte sich u.a. neben Themen zur aktuellen Entwicklung im Biosektor, um vegane Ernährung, Verpackung und regionale Wertschöpfungsketten sowie um Wasser als gefährdete Grundlage des Lebens. Das Leitmotto des Kongresses, "Bio wirkt!" bzw. "Organic delivers!", beschäftigte sich mit den drängendsten aktuellen Fragen, u.a. Ressourcenknappheit, Artenvielfalt und Klimaschutz und inwieweit Ökolandbau hierzu einen Beitrag leisten kann.

Zum letzten Mal begrüßte Nürnbergs Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly die Gäste der Biofach. Maly, der nicht mehr zur Wahl antritt, hatte in den letzten 12 Jahren immer wieder die Eröffnungsfeier bereichert, da er im Ökolandbau nicht nur einen Teil der Lösung sieht, sondern in Nürnberg auch sehr viel bewegt hat. Nürnberg ist eine von 19 Biostädten Deutschlands und hat mittlerweile in 75 % aller Kindertagesstätten Biolebensmittel auf dem Speiseplan. "In Kürze werden es 100 % sein", so Maly. Gemeinsam mit Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner eröffnete die UN-Friedensbotschafterin Dr. Jane Goodall, Dame Commander of the Order of the British Empire und weltweit bekannte Primatenforscherin die Biofach. "We live in dark times", sagte Goodall und forderte ein Handeln aller zum Klima- und Artenschutz. Natürlich sei in erster Linie die Politik gefordert, aber jeder einzelne könne was tun. Hoffnungsvoll stimme sie die vielfältigen Aktivitäten der jungen Generation weltweit zu den drängendsten Problemen des Planeten.

Nordrhein-Westfalen war in Nürnberg wieder mal stark vertreten. Allein am Gemeinschaftsstand des Landwirtschaftsministeriums beteiligten sich 48 kleine und mittelständische nordrhein-westfälische Unternehmen der Bio-Branche entlang der gesamten Wertschöpfungskette. Das Sortiment reichte von Saatgut über Obst und Gemüse, Molkerei- und Mühlenprodukte, Back- und Süßwaren, Fleisch- und Wurstwaren, Gewürzen und Getränken bis hin Süßwaren und Spirituosen.

12 Prozent Biobauern in Deutschland

Diana Schaack von der AMI stellte den aktuellen Branchenreport vor: Dabei zeigte sich, das der Biosektor auch in 2019 nochmals deutlich zugelegt hat. Mit knapp 34.000 Biobetrieben ist die Erzeugung nochmals um ca. sechs Prozent auf insgesamt ca. zwölf Prozent aller Betriebe gewachsen. In der Fläche gab es sogar ein Wachstum von 6,7 Prozent auf nunmehr über 1,6 Mio Hektar deutschlandweit. Das entspricht ca. zehn Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche in Deutschland. Seit 2015, also in den letzten fünf Jahren stieg die Ökofläche damit um über 50 %.

Gleichzeitig habe sich aber auch der Absatz entwickelt, auf knapp 12 Mrd Euro Gesamtumsatz. Das entspricht ca. sechs Prozent des gesamten Lebensmittelmarktes. Während 2019 im Naturkosthandel ein Zuwachs von 8,4 Prozent zu verbuchen war, lag das Wachstum im konventionellen Lebensmitteleinzelhandel (LEH) bei 11,4 Prozent. In nahezu allen Produktbereichen gab es ein deutliches Wachstum, besonders hoch war das Wachstum bei Obst, Eiern und Milchprodukten. Gleichwohl, so Schaack, konnte der Absatz nicht Schritt halten mit dem Wachstum auf der Erzeugerseite. Daher ist in einigen Produktsparten auch erstmals seit Jahren ein gewisser Preisdruck entstanden. Durch die Substitution der teilweise erheblichen Importmengen konnte dem allerdings auch entgegengewirkt werden.

Dr. Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bundesverbandes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW) kritisierte in seiner politischen Bewertung der Daten die Politik von Landwirtschaftsministerin Klöckner: "Ich sehe keine aktive Gestaltung der dringend erforderlichen Entwicklung der Landwirtschaft". Diese sei aber vor dem Hintergrund der drängenden Probleme für viele Betriebe zwingend und schnell erforderlich.

In den Messehallen war die Dynamik im Biomarkt spürbar. Nahezu alle Aussteller berichteten von guten Handelsgesprächen und meist auch konkreten Geschäftsabschlüssen. Und gleichwohl wurde auf breiter Ebene diskutiert, wieviel Potential der Biomarkt bietet und was zu seiner Entwicklung erforderlich ist. Für Volker Krause Inhaber der Bohlsener Mühle und Vorstand im BÖLW, geht es im Kern um eine Förderung und einen Ausbau regionaler Wertschöpfungsketten mit einer starken handwerklichen Verarbeitung. "Wir dürfen nicht die gleichen Fehler der konventionellen Lebensmittelwirtschaft wiederholen", warnte der Unternehmer. Die Politik müsse mehr die Verarbeitung in den Blick nehmen und zielgerichtete, pragmatische Förderprogramme auflegen. Damit würde ein Handel auf Augenhöhe gefördert, und damit eine sinnvolle Entwicklung der ländlichen Räume mit dem Erhalt einer bäuerlichen Landwirtschaft, der Schaffung von Arbeitsplätzen, dem Verbleib der Wertschöpfung in der Region und vor allem auch dem Schutz von Umwelt, Artenvielfalt und Klima.





► Für alle Interessierten: Umstellertag NRW am 4. März 2020 in Haus Düsse

Die Landwirtschaftskammer und die Ökoverbände NRW laden alle interessierten Landwirte und Gärtner zum Umstellertag NRW am 04. März 2020 in Haus Düsse, Bad Sassendorf ein. Unter dem Motto: "Jetzt umstellen auf Ökolandbau – Eine Chance für meinen Betrieb?" werden alle wichtigen Aspekte zu dieser Wirtschaftsweise von erfahrenen Praktikern, Beratern und Experten vorgestellt. In produktionsspezifischen Arbeitsgruppen haben die Teilnehmer die Möglichkeit, alle Aspekte einer Umstellung mit gezieltem Blick auf ihre jeweilige betriebliche Situation zu erörtern. Zahlreiche Marktunternehmen stehen als Gesprächspartner zur Verfügung, so dass erste Kontakte für eine zukünftige Ökovermarktung geknüpft werden können.

Weitere Informationen: georg.pohl@lwk.nrw.de, Tel.: 0221-5340-272



Dänemark unterstützt Ökolandbau durch konkrete Förderung

Die dänische Regierung ist seit vielen Jahren dabei, den Ökolandbau durch konkrete Wirtschaftsförderung zu unterstützen. "Die ehrgeizigen Ziele zur Reduktion der Klimagase sind nur über eine Umstellung der Landwirtschaft zu erreichen", führte der dänische Landwirtschaftsminister Mogens Jensen aus. Dazu habe die Regierung bislang fünf konkrete Aktionspläne umgesetzt und u.a. Biolebensmittel in der öffentlichen Verpflegung eingeführt.

Bundeslandwirtschaftsministerin Julia Klöckner berichtete, dass auch sie die Stärkung von Biolebensmittel in der Außer-Haus-Verpflegung, aber auch die Förderung von Wertschöpfungsketten im Rahmen des Bundesprogramm Ökolandbau unterstütze. Außerdem werde die Bundesregierung ihre Nachhaltigkeitsstrategie überarbeiten und dabei, so Klöckner, "spielt der Ökolandbau eine wichtige Rolle". Wie in Städten und Kommunen der Absatz von Biolebensmittel, am besten aus der Region, und damit auch eine bäuerliche Landwirtschaft gefördert werden kann, war u. a. Thema auf dem parallel zur Messe stattfindenden Kongress Stadt-Land-Bio, unter dem Motto "Mehr Bio, mehr Region, mehr Zukunft – kein Öko-Landbau ohne landwirtschaftliche Flächen".

In zahlreichen Veranstaltungen des Biofach-Kongresses wurde intensiv diskutiert, sowohl, wie der Biomarkt nachhaltig entwickelt werden kann, aber auch, welche Herausforderungen die ökologische Erzeugung und Verarbeitung in Zukunft zu meistern hat. Natürlich ging es dabei auch um die Revision der EU Öko-Verordnung. Die Fachleute waren sich einig, dass die meisten Regelungen der alten Verordnung entsprechen und dort, wo es Veränderungen gibt, Schlimmstes verhindert werden konnte. Für zahlreiche Experten kann sich der Biomarkt zukünftig nur dann gut entwickeln, wenn er höchsten Anforderungen an eine klimaschonende Erzeugung mit einem hohen Maß an Arten-, Tier- und Umweltschutz sowie sozialen Standards gerecht wird. "Bio allein reicht nicht", war beispielsweise der Tenor eines Forums mit Volker Engelsman (EOSTA BV), Klaus Braun (Unternehmensberater) und Kathrin Jäckel (Vorstand BNN). Es bedarf einer stetigen Entwicklung der Standards und deren nachweisbaren Bewertung.

Quelle: Dr. Karl Kempkens, Ökoteam Landwirtschaftskammer NRW, Tel.: 0251 - 2376 625, E-Mail: karl.kempkens@lwk.nrw.de , 18. Februar 2020

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