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Umstellertag 2020: "Geht das nicht auch anders?"

16.03.2020

Am 4. März bot der Umstellertag der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen, den diese traditionell zusammen mit den deutschen Ökoanbauverbänden auf Haus Düsse veranstaltet, erneut ein Forum, auf dem Landwirte, die mit dem Gedanken der Betriebsumstellung spielen, und potenzielle Marktpartner zueinanderfinden können. Letzte Woche kamen allerdings deutlich weniger Landwirte nach Bad Sassendorf als in den vergangenen Jahren. Etwa 35 Landwirte nahmen die Möglichkeit wahr, Vorträge über Chancen und Risiken der Umstellung sowie das erste Fazit eines Betriebsleiters zu hören, dessen Ackerbaubetrieb just aus der Umstellungsphase heraus ist.

Zunächst begrüßte Dr. Martin Berges, Direktor der Landwirtschaftskammer, die Gäste. "Deutschland ist nach den USA der zweitgrößte Biomarkt der Welt. Der Absatz von Bioprodukten steigt kontinuierlich, die Erzeugerpreise sind gut und weisen eine hohe Konstanz auf, wie beispielsweise die Milchpreise. Der Markt funktioniert!" - und reagiert, so Dr. Berges im Hinblick auf die Getreidepreise, die derzeit unter Druck stünden. Positiv sei aber ganz sicher das Miteinander auf Augenhöhe, das Biolandwirte untereinander und mit den Vermarktern pflegen. "Eine aktive Vermarktung der Produkte ist dabei das herausstechende Merkmal in der Biolandwirtschaft." Dieses persönliche Engagement spiegele sich in dem hohen Vertrauen der Verbraucher in Bioprodukte wider.

"Die Betriebsumstellung ist ein sehr individuelles Thema, das einer soliden Vorbereitung bedarf. Aber seien Sie gewiss: Sie sind bei dieser richtungsweisenden Entscheidung nicht alleine, Berufskollegen und Berater der Landwirtschaftskammer, 25 an der Zahl, sowie der Bioverbände unterstützen Sie dabei." Und wenn es nicht passe, werde von der Umstellung abgeraten, um zu verhindern, dass die Umstellungsentscheidung ein Schnellschuss wird. "Dieser Umstellertag ist jedenfalls ein erster Schritt in eine nachhaltige Planung", machte Berges den Zuhörern Mut.

Die "breite Beratungslandschaft in NRW" betonte und lobte auch Jan Leifert von der Landesvereinigung Ökologischer Landbau e.V., LVÖ. "Sie können gemeinsam mit den Bioanbauverbänden dem Trend der Importe ökologischer Erzeugnisse aus dem Ausland etwas entgegensetzen. Wir heißen mehr Umsteller in Zusammenarbeit mit den Abnehmern herzlich willkommen!", betonte Leifert.

Bereit, neue Wege zu gehen

"Vor zwei Jahren habe ich in genau diesem Saal gesessen und mit Fragen und Zweifeln gerungen, ob und wie ich meinen Betrieb auf Ökolandbau umstellen soll." Peter Zurmahr, Ackerbauer aus Titz, berichtete den Berufskollegen von seinen Erfahrungen als frischgebackener Ökolandwirt. Schon länger habe er das konventionell wirtschaftende System in Frage gestellt und überlegt, wie er dem Ökosystem, vor allem dem Produktionsfaktor Boden, weniger abverlangen könne. Nach vielen Gesprächen mit Beratern von Kammer und Verbänden und ökologisch wirtschaftenden Berufskollegen habe Zurmahr, der auf seinem Betrieb die gängigen Marktfrüchte sowie Möhren anbaut, den Entschluss zur Umstellung gefasst. Er frage sich seitdem, warum er das nicht schon viel eher gemacht habe. "Die betrieblichen Voraussetzungen waren gut und außerdem habe ich zusammen mit einem Nachbarbetrieb umgestellt, sodass wir Synergieeffekte nutzen können", ergänzt Zurmahr.

Für elementar wichtig hält er die Abstimmung mit den Marktpartnern. "Die Kernfrage lautet: Welche Produkte sind gefragt? Man sollte das anbauen, was gewollt ist und vorher abstimmen, wie die Vermarktung läuft - eher liefern oder eher lagern?", betonte der Landwirt den engen Kontakt zu den Ökovermarktern. Den pflegt Zurmahr auch zu seinen konventionell wirtschaftenden Nachbarn und dem Verpächter seiner Flächen. "Die haben sich Sorgen gemacht, dass der Unkrautdruck zunehmen könnte. Ich habe aber sowohl den Verpächter als auch die Kollegen überzeugen können, dass bislang kein Unkraut da war und das auch in Zukunft so bleiben wird. Man muss positiv argumentieren, und das am besten vorher. Sich im Nachhinein erklären zu müssen, ist deutlich schwieriger", ermunterte Peter Zurmahr die Zuhörer zu einer offenen, diplomatischen Vorgehensweise. "Ökolandbau ist übrigens noch mehr, als die Pflanzenschutzmittel wegzulassen oder die Düngung einzuschränken. Ich habe zum Beispiel eine Bienenweide ausgesät, an der Radfahrer und Spaziergänger regelmäßig staunend stehenbleiben", erwähnte er seinen Beitrag zur Imagepflege.

"Habt keine Angst davor, umzustellen! Mit der richtigen Motivation ist ein dauerhafter Erfolg auf jeden Fall möglich!", betonte Peter Zurmahr und fügte zum Schluss seines Erfahrungsberichtes hinzu, wie wichtig eine gute finanzielle Ausgangslage im Betrieb sei. "Wenn der Betrieb finanziell am Ende ist, ist auch der Ökolandbau nicht die Lösung. Das Fördergeld wird definitiv gebraucht und ist nicht einfach on top! Aber wer im konventionellen Landbau erfolgreich ist, wird auch im Ökolandbau erfolgreich sein!"

Kein Sanierungskonzept

Georg Pohl, Landwirtschaftskammer NRW, stellte die Eckpunkte einer Umstellung auf Ökolandbau vor - unter einer ähnlichen Prämisse wie sein praxiserfahrener Vorredner: "Im Ökolandbau gibt es ebenso wenige Garantien wie im konventionellen Landbau, dass immer alles rund läuft. Der wirtschaftliche Erfolg ist kein Selbstläufer und stellt sich nicht automatisch ein", so Pohl, der aber gleichzeitig wiederholte, dass die Marktchancen in den meisten Produktionsbereichen im Ökolandbau groß seien.

Bei den Überlegungen, ob eine Umstellung der richtige Weg für den Betrieb sei, komme es in erster Linie auf "den Faktor Mensch" sowie ein vernünftiges Unternehmensmanagement an. "Ein Betriebsleiter sollte einschätzen, ob die Voraussetzungen passen - oder sich bei dieser Einschätzung von den Beratern helfen lassen", meinte der Betriebswirt und riet zu einer sauberen Analyse im Vorhinein. Das betreffe in erster Linie die Liquidität. "Ist der Betrieb hinreichend liquide? Denn die Umstellung auf Ökolandbau ist kein Sanierungsplan!", warnte Pohl und schloss ein Ranking im Vorgehen an: "Für eine erfolgreiche Umstellung braucht man Marktpartner, die man unbedingt vorher kontaktieren und mit denen man die Produktion absprechen sollte. Zweitens sollte man einen Umstellungs(fahr)plan am besten zusammen mit der Beratung erstellen und sich außerdem eine Kontrollstelle suchen. Idealerweise beantragt man die Ökoförderung bis spätestens zum 30. Juni, und sei es nur erstmal auf Verdacht", zählte Georg Pohl die wichtigsten Schritte neben der Liquiditätsplanung auf.  "Und am besten ist es, die Mitgliedschaft in einem der NRW-Ökoverbände einzugehen!", stimmte er Peter Zurmahr zu, der unterstrichen hatte, wie viel leichter die Vermarktung von Verbandsware im Gegensatz zu EU-Bioware sei.

Georg Pohl sprach auch an, dass die politischen Rahmenbedingungen derzeit etwas undurchsichtig seien, da es ab dem 1. Januar 2021 eine neue EU-Ökoverordnung gebe, an deren Durchführungsverordnung gerade gearbeitet werde. "Wir empfehlen daher in jedem Fall den Blick in die Broschüre "EU-Ökoverordnung", die unter www.umwelt.nrw.de zum Download bereitsteht. Hier gibt es richtungsweisende Fakten, die auch die künftigen Umstellungsbetriebe betreffen", meinte er.

Quelle: Meike Siebel, LZ Rheinland Nr. 11/2020, 12. März 2020

Weitere Informationen

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Förderprogramm Agrarumweltmaßnahmen (AUM)

Ökologischer Landbau: 2020 können neue Grundanträge für zweijährige Verträge gestellt werden. Die Grundanträge müssen bis zum 30. Juni 2020 eingereicht werden. Die zweijährige Vertragslaufzeit beginnt am 1. Januar 2021 und endet am 31. Dezember 2022. Verlängerung Altverträge: Die Verträge, die 2020 auslaufen, können um ein Jahr (2021) verlängert werden. Diese Verlängerung kann einfach über den ELAN-Antrag 2020 vorgenommen werden.

Quelle und weitere Informationen: Landwirtschaftskammer NRW


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