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BÖLW-Kommentar zu Pestizidabsatzbericht

12.08.2020

Bauern unterstützen, Natur schonen: Pflanzenschutzwende einleiten

Heute, am 12. August 2020, stellt Bundesernährungsministerin Julia Klöckner gemeinsam mit dem Präsidenten des Bundesamtes für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), Friedel Cramer, den Jahresbericht zum Absatz von Pflanzenschutzmitteln in 2019 vor.

Felix Prinz zu Löwenstein, Vorsitzender des Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft, kommentiert:


"Ist es extrem trocken und heiß, müssen weniger Pestizide gespritzt werden. Dass die Absatzzahlen von Pestiziden in trockenen Jahren sinken, ist deshalb erwartbar.

Pro Hektar kamen in den vergangenen 25 Jahren allerdings immer mehr Pestizide auf unsere Äcker. Denn die tatsächlich gespritzte Fläche schrumpfte von Jahr für Jahr. Vor allem deshalb, weil Bio-Bauern heute fast 10 % der deutschen Agrarfläche ökologisch bewirtschaften, 1995 waren es noch 1,5 %. Und auf 95 % der Öko-Fläche spritzen Bio-Bauern überhaupt keine Pflanzenschutzmittel. Auch Blühstreifen oder ökologische Vorrangflächen der konventionellen Kollegen verringern die Gebiete, auf denen Glyphosat und Co. zum Einsatz kommen. Insgesamt schrumpfte die Fläche, auf denen Pestizide gespritzt werden, seit 1995 um über 1,6 Millionen Hektar.

Die EU zielt mit der Farm to Fork-Strategie auf 50 % weniger Pestizideinsatz bis 2030. Europa zieht damit die Konsequenz aus der wissenschaftlichen Erkenntnis, dass Pestizide als naturfremde, synthetische Stoffe das dramatische Artensterben wesentlich mitverursachen. Auch die Bundesregierung will "deutlich geringere Pestizidmengen" erreichen laut Ackerbaustrategie.

Die Frage ist: Wie will Ministerin Klöckner die Pestizidreduktion bis 2030 schaffen angesichts des gegenteiligen Trends der letzten Jahrzehnte? Darauf fehlt bislang jede konkrete Antwort.

Dass mehr Ökolandbau das einfachste Mittel für weniger Pestizide ist, haben zwar alle erkannt. Deshalb kombiniert die EU-Kommission ihr Pestizid-Reduktions- mit einen 25 %-Bio-Ziel. Auch die Bundesregierung strebt 20 % Öko an. Aber: Wenn auf den anderen Flächen alles so bleibt, wie es ist, wird das Artensterben nicht gestoppt. Die Natur muss dringend entlastet werden und zwar auf allen Äckern, Wein- oder Obstflächen!

Das beste Mittel für eine rasche und nachhaltige Veränderung wären ökonomische Anreize. Gerade werden die Karten in Brüssel und den EU-Staaten bei der EU-Agrarpolitik neu gemischt. Mit Milliarden wird bestimmt, welche Landwirtschaft sich künftig lohnt. Ministerin Klöckner muss die EU-Ratspräsidentschaft für ein Umsteuern der Gemeinsamen Agrarpolitik nutzen. Wir müssen weg von Flächensubventionen und dazu kommen, dass Betriebe bei Klima-, Arten- und Tierschutz unterstützt werden.

Auch eine spürbare Pestizid-Abgabe gäbe einen Anreiz, Pflanzen ökologischer zu schützen. Entsprechende Modelle wurden schon vor Jahren durch das Helmholtz-Umweltforschungszentrum erarbeitet.

Unser Vorschlag lautet: Der Ertrag einer solchen Abgabe müsste pro Hektar an alle Betriebe ausgezahlt werden, was völlig unbürokratisch möglich wäre. Auf diese Weise würde nicht noch mehr Geld aus den Betrieben abgezogen, die ohnehin schon schwer zu kämpfen haben. Jeder hat dann selbst in der Hand, ob ihm unter dem Strich mehr übrigbleibt oder weniger: Betriebe, die weniger oder keine Pestizide einsetzen, sind dann bessergestellt. Landwirtinnen und Landwirte würden sehr schnell weniger spritzen und die innovativen Verfahren und Methoden einsetzen, die es längst gibt und die dann umso schneller weiterentwickelt würden. Dass all das möglich ist, zeigt die Erfahrung von Bio-Bauern seit vielen Jahrzehnten."


► Lesen Sie mehr zum Thema im Hintergrund auf www.boelw.de/pestizideinsatz 

Quelle: Pressemitteilung Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft e.V. (BÖLW), Berlin, 11. August 2020 

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